[E-rundbrief] Info 1901 - Attac - EU - Sonderklagerechte für Konzerne
Matthias Reichl
info at begegnungszentrum.at
Mo Okt 14 15:29:16 CEST 2019
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E-Rundbrief Info 1901 - Attac (A): UN-Verhandlungen in Wien: EU will
Sonderklagerechte für Konzerne ausweiten. Beispiele zeigen:
Sonderklagerechte gefährden Klimaschutzmaßnahmen
Bad Ischl, 14.10.2019
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
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UN-Verhandlungen in Wien: EU will Sonderklagerechte für Konzerne ausweiten
Beispiele zeigen: Sonderklagerechte gefährden Klimaschutzmaßnahmen
Ab heute werden bis 19. Oktober in Wien im Rahmen der UN-Kommission
für internationales Handelsrecht (UNCITRAL) die Gespräche über einen
neues Sonderjustizverfahren für Konzerne, den „Multilaterales
Investitionsschiedssystem“ (MIC) fortgeführt. Die EU-Kommission
versucht über die Einrichtung dieses Systems auf multilateraler Ebene
die umstrittenen Sonderklagerechte für Investoren (ISDS) so
festzuschreiben. (1) Attac Österreich protestiert gemeinsam mit
zahlreichen anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen mit einer
internationalen Aktionswoche und fordert Sonderklagerechte für
Konzerne grundsätzlich abzuschaffen.
„Die EU verkauft den MIC als Reform, dabei wird jedoch nur das
Verfahren verändert, die problematischen Punkte der Paralleljustiz
nicht angetastet. Konzerne können damit weiterhin Staaten vor
Schiedsgerichten auf hohe Schadenersatzsummen verklagen, wenn sie ihre
Profite durch neue oder geplante Gesetze gefährdet sehen“, kritisiert
Alexandra Strickner von Attac Österreich.
Auch der geplante MIC ist eine Einbahnstraße: Konzerne und
ausländische Investoren können Staaten weiterhin auf Schadenersatz
verklagen, aber Staaten haben keinerlei Möglichkeit, Konzerne zu
verklagen.
Die materiellen Rechte für Konzerne und ausländische Investoren,
die in entsprechenden Investitionsabkommen festgeschrieben sind,
werden nicht angetastet.
Auch der geplante MIC umgeht staatliche, auf demokratischen
Prinzipien beruhende Gerichte und hat mit einem echten Gerichtshof
wenig gemeinsam. Die Schiedsrichter*innen sollen wie bisher aus einem
kleinen Club internationaler Anwaltskanzleien ausgewählt, die an den
Verfahren verdienen und somit ein Eigeninteresse an Konzernklagen
gegen Staaten haben.
Klagen mit hohen Schadenersatzforderungen gegen Klimaschutzmaßnahmen
nehmen zu
Die Ausweitung der Sonderklagerechte gefährdet auch die Energiewende.
Immer öfter klagen Konzerne der fossilen Energiewirtschaft mittels
Sonderklagerechten (ISDS), um Klimaschutzmaßnahmen von Regierungen zu
blockieren oder sich diese mit hohen Schadenersatzforderungen
ausgleichen zu lassen. Die Gefahr besteht, dass Pläne zum Ausstieg aus
fossilen Energien dann bis zur Unbrauchbarkeit abgeschwächt,
zurückgezogen oder erst gar nicht geplant werden. Mit der
Notwendigkeit der Energiewende steigt auch das Risiko von
Konzernklagen. Beispiele sind etwa UNIPER vs. Niederlande aufgrund des
geplanten Kohleausstiegs, Rockhopper vs. Italien, wo der englische
Öl-und Gaskonzern Italien wegen des Verbots von Offshore-Ölbohrungen
klagt, oder Lone Pine vs. Kanada, in dem der Konzern gegen das Verbot
von Fracking vorgeht. (2)
Die EU versucht aber nicht nur durch den MIC Konzernprivilegien zu
zementieren. Sie torpediert - ebenso wie die österreichische
Bundesregierung - UN-Verhandlungen über ein Abkommen zu Wirtschaft und
Menschenrechten (Binding Treaty), die zeitgleich mit der Wiener
MIC-Woche in Genf in eine neue Runde gehen.
Aktionswoche und europäische Bustour "Rechte für Menschen, Regeln für
Konzerne!"
Anlässlich der Verhandlungen organisieren Attac Österreich,
Deutschland und Frankreich einen Bus, der am 12.10. in Genf startet
und auf dem Weg nach Wien in vielen Städten haltmacht. Vor Ort wird es
Aktionen und Informationen über die Gefahren von Sonderklagerechten
für Konzerne geben. Stationen in Österreich:
AKTIONSTOUR "Menschen vor Profite!"
Innsbruck: 16.10., 10:30 Uhr, Spitalskirche
Salzburg: 16.10., 17:00 Uhr, Am Platz
Wien: 17.10.,15:00 Uhr, vor dem Juridicum, Schottenbastei 10-16
16.10. Wien: Internationale Expert*innen diskutieren über
Sonderklagerechte für Konzerne
"Investitionen ja - Sonderklagerechte für Konzerne nein!"
Am 16.10. diskutieren in Wien internationale Expert*innen,
Verhandler*innen und österreichische Parlamentarier*innen über
Alternativen zu Sonderklagerechten für Konzerne.
Mittwoch, 16. Oktober 2019 von 18:30 bis 20:30 Uhr
Younion, Maria-Theresien-Straße 11, 1090 Wien
Keynote:
Ein multilaterales Investitionsschiedssystem: Was sind die Alternativen?
• Nathalie Bernasconi-Osterwalder, IISD (International Institute for
Sustainable Development)
Podiumsdiskussion
• Mustaqeem De Gama, Ständige Vertretung Südafrikas in Genf (angefragt)
• Jan Krainer, Abgeordneter zum österreichischen Parlament, SPÖ
• Leonore Gewessler, Abgeordnete zum österreichischen Parlament,
Die Grünen
• André von Walter, Vertreter der EU-Kommission bei UNICTRAL
Verhandlungen
• Nathalie Bernasconi-Osterwalder, IISD Moderation: Alexandra
Strickner, Attac Österreich
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(1) Weitere Infos siehe:
https://www.attac.at/fileadmin/dateien/Presse/Downloads/MIC_Worum_geht_es.pdf
(2) Uniper vs. Niederlande:
https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/unternehmen/uniper-will-niederlande-wegen-kohleausstieg-verklagen-16377881.html
Rockhopper vs. Italien:
https://www.attac.at/fileadmin/dateien/Kampagnen/ISDS/DRUCK_de_rockhopper.pdf
Lone Pine vs. Kanada:
https://www.attac.at/fileadmin/dateien/Kampagnen/ISDS/DRUCK_de_lone-pine.pdf
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David Walch
Pressesprecher Attac Österreich
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Tel: +43 (0)1 544 00 10 - 10
Mobil: +43 (0) 650 544 00 10
www.attac.at
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Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
Center for Encounter and active Non-Violence
Wolfgangerstr. 26, 4820 Bad Ischl, Austria,
fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
Impressum in: http://www.begegnungszentrum.at
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