[E-rundbrief] Info 2001 - Native Lives Matter! - Gewalt gegen Indigene - Canada Day 2020

Matthias Reichl info at begegnungszentrum.at
Do Jul 2 10:43:23 CEST 2020


E-Rundbrief Info 2001 - Arbeitskreis Nordamerikas (AKIN)-A: Canada Day 
2020 - Native Lives Matter! Gedenken an die
zahlreichen indigenen Opfer des andauernden systemischen Rassismus und 
polizeilicher Gewalt.

Bad Ischl, 2.7.2020

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

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Canada Day 2020 - Native Lives Matter!

Insbesondere am Nationalfeiertag Kanadas gedenken wir – der 
Arbeitskreis Nordamerikas (AKIN) - der zahlreichen indigenen Opfer des 
andauernden systemischen Rassismus und polizeilicher Gewalt.

Oftmals wird Kanada als vorbildlicher Nachbar der USA und positives 
Beispiel multikultureller Demokratie assoziiert. Wie schön war es doch 
anzusehen, als sich Prime Minister Justin Trudeau auf Knien mit der 
Black Lives Matter Bewegung solidarisierte und sich in Bezug auf 
Präsident Trumps Politik bestürzt 20 Sekunden in Schweigen hüllte.

Neben dieser medialen Inszenierung des Prime Ministers sieht jedoch 
die Realität hinsichtlich überbordender polizeilicher Gewalt in Kanada 
keinesfalls besser aus: Sowohl in den USA als auch in Kanada ist die 
indigene Bevölkerung deutlich vor der afroamerikanischen Bevölkerung 
die prozentual am stärksten von Polizeigewalt mit Todesfolge 
betroffene ethnische Gruppe.

Ein publik gewordenes, internes Memo des ehemaligen kanadischen 
Ministers für öffentliche Sicherheit Ralph Goodale offenbarte, dass 
von 2007 bis 2017 über ein Drittel (36%) der durch die Royal Canadian 
Mounted Police (RCMP) im Einsatz getöteten Menschen indigen waren. 
Scot Wortley, kanadischer Kriminologe der Universität von Toronto, 
bestätigt diese Berechnung ebenso für die Gesamtheit der kanadischen 
Polizeikräfte Kanadas neben der RCMP. Eine mehr als bestürzende Zahl, 
wenn man bedenkt, dass lediglich 5% der kanadischen Bevölkerung 
indigen sind.

Rezente Ereignisse unterstreichen dies auf schockierende Weise: In 
Manitobas Hauptstadt Winnipeg wurden im April 2020 innerhalb von 10 
Tagen 3 indigene Menschen von Polizisten getötet. Die Provinz Manitoba 
verzeichnete übrigens im Zeitraum 2000 bis 2017 19 durch Polizeigewalt 
umgekommene Todesopfer, 11 davon waren indigen – 60% bei 10% indigenem 
Bevölkerungsanteil in Manitoba.
Am 4.Juni 2020 wurde die junge indigene Frau Chantele Moore in 
Edmundston, New Brunswick im Rahmen eines Gesundheitschecks von 
Polizisten erschossen. Ms Moore sei aggressiv und mit einem Messer 
bewaffnet gewesen. Der Polizist feuerte 5 Schüsse auf die zierliche Frau.

Die Polizisten werden in Kanada in der Regel kaum zur Rechenschaft 
gezogen und dürfen ihren Beruf weiterhin unbehelligt fortführen. 
Medial finden die sich oft in ruralen Gebieten ereignenden Fälle kaum 
Rezeption und werden daher sowohl in der kanadischen als auch in der 
US Gesellschaft kaum wahrgenommen. Erst durch die global erstarkte 
Black Lives Matter Bewegung konnte nun die ebenso schockierende 
Situation der Indigenen Völker in Kanada etwas im Rampenlicht 
aufscheinen und durch die Natives Lives Matter Bewegung in die 
Öffentlichkeit getragen werden.

Hierzu die Präsidentin der Native Women's Association of Canada 
Lorraine Whitman: „Indigene Mütter in Kanada haben etwas 
fürchterliches mit den afroamerikanischen Müttern gemeinsam. Wenn 
unsere Kinder nicht rechtzeitig Nachhause kommen, sind wir voller 
Angst. Sind sie etwa von der Polizei mitgenommen worden? Wurden sie 
von der Polizei verletzt?“

Das sonstiges Bild bezüglich Menschenrechtsverletzungen Indigene 
Völker betreffend gibt leider auch keinen Grund zu feiern: Weder sind 
trotz vieler Versprechungen seitens der kanadischen Regierung die 
unzähligen Fälle verschwundener und ermordeter indigener Frauen 
genügend aufgearbeitet, noch hat Kanada Fortschritte hinsichtlich der 
Implementierung der UN Deklaration der Rechte Indigener Völker zu 
verzeichnen. Im Gegenteil: der Ausbau des auf dem Abbau und der 
Nutzung von Bodenschätzen beruhenden Industriesektors samt 
dazugehörigen Pipelines wird auf den Territorien der Indigenen Völker 
auch ohne deren Zustimmung und ausreichender Konsultation 
kontinuierlich vorangetrieben.

Oh Kanada, wahrlich kein Grund zum Feiern.

Kontakt:

Mag. Gawan Maringer, Arbeitskreis Indianer Nordamerikas (AKIN), Wien

Tel.: 0680 2153482; frybreadpower at gmx.net; office at arbeitskreis-indianer.at



Der „Arbeitskreis Indianer Nordamerikas (AKIN)“ ist Teil der „European 
Alliance for the Self-Determination of Indigenous PeopleS“


Arbeitskreis Indianer Nordamerikas (AKIN), Vienna, Austria; 
www.arbeitskreis-indianer.at

Aktionsgruppe Indianer & Menschenrechte e.V., Munich, Germany; 
www.aktionsgruppe.de

Comité de Solidarité avec les Indiens des Amériques (CSIA-NITASSINAN), 
Paris, France; www.csia-nitassinan.org

Internationales Komitee für die Indigenen Amerikas, Zurich, 
Switzerland; www.incomindios.ch

Menschenrechte 3000 e.V. (HUMAN RIGHTS 3000), Freiburg, Germany; 
www.menschenrechte3000.de

Tokata-LPSG RheinMain e.V. - Verein zur Unterstützung indianischer 
Jugend-, Kultur- und Menschenrechtsprojekte & Leonard Peltier Support 
Group (LPSG), Seligenstadt, Germany; https://www.leonardpeltier.de

Verein zur Unterstützung nordamerikanischer Indianer (ASNAI), Berlin, 
Germany; www.asnai.de

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     Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
     Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
     Center for Encounter and active Non-Violence
     Wolfgangerstr. 26, 4820 Bad Ischl, Austria,
     fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
     Impressum in: http://www.begegnungszentrum.at


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