[E-rundbrief] Info 767 - Rb 131 - Ilisu-Staudamm Baubeginn
Matthias Reichl
info at begegnungszentrum.at
So Dez 7 17:16:55 CET 2008
E-Rundbrief - Info 767 - Rundbrief 131 - Ausstieg aus dem
Staudammprojekt Ilisu (Türkei); ECA-Watch Österreich: Ilisu: Baubeginn
trotz Ultimatums
Bad Ischl, 7.12.2008
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
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Ausstieg aus dem Staudammprojekt Ilisu (Türkei)
Problematische Exportkredite für zerstörerische Projekte
(siehe auch Info 728)
Am 7. Oktober 2008 ist das Ilisu Projekt einen entscheidenden Schritt
vorangekommen - hin zum Ende. Österreich, Deutschland und die Schweiz
haben der Türkei einen "blauen Brief" geschickt und damit das offizielle
Ende der europäischen Beteiligung eingeläutet. Ein in Europa einmaliger
diplomatischer Vorgang.
Doch was bedeutet das für das Staudammprojekt? Springen andere Staaten
ein? Was bedeutet das für OeKB, Bank Austria/Unicredit und Andritz AG?
Und wie geht es mit der Stop-Ilisu-Kampagne weiter? Das fragen
Stop-Ilisu-Initiativen in Deutschland und Österreich (www.stopilisu.com).
Anlässlich der Konsultation der OECD-Exportkreditgruppe am 18.11.2008
protestiert eine breite Koalition internationaler
Nichtregierungsorganisationen (NRO) vor der OECD in Paris. Sie
verurteilt den fehlenden Fortschritt bei der Einführung von klaren
Nachhaltigkeitsstandards für Exportkreditagenturen und die mangelnde
Bereitschaft NRO-Vorschläge umzusetzen.
"Exportkreditagenturen stellen Unternehmen weltweit jährlich hunderte
Milliarden Euro in Subventionen und Garantien zur Verfügung - oft für
Projekte mit katastrophalen Auswirkungen für Menschen und Umwelt.",
erklärt Heike Drillisch von GegenStrömung. "Weder die OECD noch ihre
Mitgliedsstaaten verbinden diese Subventionen jedoch mit klaren
Nachhaltigkeitsregeln und demokratischer Kontrolle."
Exportkreditagenturen (ECAs) unterstützen ihre nationalen Unternehmen
bei Geschäften in Entwicklungs- und Schwellenländern. "Wie bei den
staatlichen Bankenrettungsaktionen im Zuge der Finanzkrise streichen
auch hier die Banken und Unternehmen die Profite ein, während die
Öffentlichkeit das Risiko trägt", so Thomas Wenidoppler von ECA Watch
Österreich.
Die internationale NRO-Koalition ECA-Watch kritisiert laufend Projekte
mit untragbaren Folgen für Menschen und Umwelt. Dazu gehören
Großstaudämme wie der Ilisu-Staudamm in der Türkei und Nam Theun 2 in
Laos, Öl- und Gasprojekte wie Sachalin 2 in Russland, die
Tschad-Kamerun- und die Baku-Tbilisi-Ceyhan-Pipeline sowie
Waffengeschäfte und Aufträge, die nachweislich durch Korruption erlangt
wurden. ECAs versichern zudem Kohlekraftwerke, ohne deren
Klimaauswirkungen abzuwägen, und Atomkraftwerke wie Olkiluoto 3 in Finnland.
(Quelle: ECA-Watch u.a., Red.: Matthias Reichl)
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Ilisu: Baubeginn trotz Ultimatums
Fotos beweisen Bauaktivitäten im Fluss - Sofortiger Ausstieg gefordert
ECA-Watch Österreich
Wien, 02.12.2008 Zehn Tage vor Ablauf des Ultimatums Deutschlands,
Österreichs und der Schweiz an die türkische Regierung wurde bekannt,
dass die Türkei die Bauarbeiten in Ilisu nicht wie zugesagt gestoppt,
sondern intensiviert hat. ECA Watch Österreich liegen aktuelle Fotos
vor, die umfangreiche Arbeiten am und im Tigrisfluss belegen. Diese
Aktivitäten widersprechen den Vorgaben der europäischen Länder, die
wiederholt klargestellt hatten, dass die Bauarbeiten im Fluss erst
beginnen dürfen, wenn die Auflagen im Umwelt-, Kultur- und
Umsiedlungsbereich erfüllt sind. "Diese Arbeiten während des Ultimatums
sind eine erneute Brüskierung der Europäischen Staaten und ein weiterer
Beweis dafür, dass die türkische Regierung sich nicht an die Vorgaben
hält und willkürlich handelt. Ein Ausstieg aus dem Vertrag muss die
Folge sein, alles andere wäre ein Skandal", so Ulrich Eichelmann von ECA
Watch Österreich.
In den vergangenen zwölf Monaten hatten Experten im Auftrag der drei
europäischen Staaten wiederholt festgestellt, dass die türkischen
Behörden sich nicht an die Vorgaben und internationalen Standards halten
und sogar versucht hatten, die Europäer zu täuschen (Auflagen waren von
Ankara als "erledigt" gemeldet worden, was sich bei einer Überprüfung
als falsch herausstellte). Daraufhin stellten die drei Länder der Türkei
am 7. Oktober ein Ultimatum, das am 12. Dezember abläuft. Bis dahin muss
die Türkei die Auflagen erfüllen bzw. deren Erfüllung glaubhaft
garantieren. Andernfalls - so die Europäer - wird der Vertrag gekündigt...
(Volltext unter:
http://m-h-s.org/ilisu/front_content.php?idcat=114&idart=408 und
http://m-h-s.org/ilisu/front_content.php?idcat=114&idart=411)
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Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
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