[E-rundbrief] Info 766 - Rb 131 - Nuclear Free Future Awards 08

Matthias Reichl info at begegnungszentrum.at
So Dez 7 16:49:39 CET 2008


E-Rundbrief - Info 766 - Rundbrief 131 - Nuclear Free Future Foundation 
(D): Nuclear Free Future Awards 2008 an Jillian Marsh (Australien) und
Manuel Pino (USA)

Bad Ischl, 7.12.2008

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

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Nuclear Free Future Awards 2008

Sie wurden von der Nuclear Free Future Stiftung am 24. Oktober 2008 im
Münchner Rathaus übergeben. Das Ziel der beiden Preisträger - und ihrer
gewaltfreien Mitstreiter - ist: "Das Uran muss in der Erde bleiben":

Jillian Marsh, Adnyamathanha Nation

Wenn eine Kämpferin, die sich vor Ort den Wind um die Nase wehen lässt -
in diesem Fall den uranstaubhaltigen Wind! -- in die Bibliotheken geht,
dann kann das kein Rückzug sein. Als die Australierin Jillian Marsh vom
Volk der Adnyamathanha im Jahre 2004 insgesamt drei
Doktoranden-Stipendien akzeptierte, stand für sie außer Frage, dass ihre
künftige "indoor"-Arbeit Teil ihres bisherigen "outdoor"-Lebens sein
muss: Kampf für ein Australien, das mit seiner Uran-Abbaupraxis nicht
weiterhin Kultur, Gesundheit und Leben der indigenen Bevölkerung
gefährdet und ruiniert.

Als Mitglied der Australien Nuclear Free Alliance (ANFA) beschäftigte
sie sich kritisch mit Australiens gängiger Praxis der
Umweltverträglichkeitsprüfung in Sachen Uranabbau. Jillian`s besonderes
Augenmerk galt dabei einer vergleichenden Betrachtung von
Wissenschaftsethik einerseits und indigener Untersuchungsmethoden
andererseits -- also der Frage: Wie lösen "meine Leute" -- anders als
Staat und Bergbaugesellschaften -- von jeher komplexe Probleme?
Angesichts einer Regierung, die für profitablen Uranabbau weiterhin
Land, Kultur und Leben der Ureinwohner aufs Spiel setzt, ist Jillians
wissenschaftliche Arbeit trotz aller gebotenen Akkuratesse immer wieder
so etwas wie Kriegsberichterstattung.

Und diesen Krieg hat sie seit 1990 -- anfangs "zuhause" im Rahmen der
Flinders Ranges Aboriginal Heritage Consultative Committee -- mit
ausgefochten. Zu den größeren Erfolgen zählt ihr maßgeblicher Anteil an
der Durchsetzung der "Native Title Legislation" bei Exploration und
Betrieb der Beverley Uran-Mine. Dieser "Titel" besagt, dass
traditionelle Rechte und Ansprüche der Ureinwohner vom australischen
Landesrecht berücksichtigt werden. Dieser "Titel" sorgt jedoch
keineswegs für reibungslose Abwicklung von Landansprüchen.

Für ihre Aufklärungsarbeit rund um die Beverley Uran-mine und in anderen
Teilen des Kontinents erhielt Jillian Marsh 1998 den
Jill-Hudson-Umweltpreis. Sie ist eine Brückenbauerin zwischen den
Adnyamathanha und den weißen Umweltorganisationen. So kämpfen die
Menschen mit den Jahrtausende alten Rechten und ihren emotionalen
Bindungen zu Bergen und Flüssen heute Seite an Seite mit den engagierten
weißen "Neubürgern", wenn es darum geht, den "Fortschritt" in die
Schranken zu weisen: den Schritt in Richtung Not, Elend und Krankheit --
fort von nachhaltiger Subsistenzwirtschaft -- wie er durch großflächige
Uran-Gewinnung im Tagebau unweigerlich übers Land gebracht wird.

Sie ist immer wieder Zeuge eines Zusammenpralls verschiedener
Zeitbegriffe: Da ist die Traumzeit, die sich als Erinnerung in jede
kommende Generation vererbt und alle Aborigines mit ihrem Land
verbindet. Und da ist die Uhr, nach der die Arbeiter von Heathgate
Resources Ltd., ein Tochter des US-Konzerns General Atomics, mit der
Methode des In-situ-leach in der Beverly Uran-Mine das Uran fördern und
gleichzeitig die Grundwasservorkommen mit Schwermetallen, Säuren und
Radionukliden kontaminieren. Die Beteuerungen, die Region werde nach
Beendigung wieder saniert, ist aus indigener Sicht wertlos: "Für uns
Adnyamathanha gibt es im Grunde keine Sanierung, denn sobald etwas
gestört oder zerstört worden ist, ist es in seiner Urform verschwunden,
wie Land, dem man das Uran auf so drastische Weise entzogen hat. Eine
spirituelle und physische Einheit, deren Ganzheit ruiniert ist, kann nie
mehr ganz werden."

Jillians Forderung: "Alle Australier müssen ihr Denken
entkolonialisieren und als Bürger erwachsen werden und lernen,
Verantwortung zu übernehmen."


Manuel Pino, USA

Er ist ein Läufer zwischen Himmel und Erde. Manuel Pino kommt aus dem
Acoma Pueblo, einem Lehmziegeldorf der Tewa westlich von Albuquerque im
US-Staat New Mexico. Von der Plaza aus sieht man hinter den erdfarbenen
Adobebauten nur Himmel - Acoma Pueblo sitzt auf einem steilen Tafelberg
und wirkt, als habe ein Magnet die Siedlung samt Boden in die Wolken
gezogen. In den Touristenführern und auf den Billboards längs der
Highways präsentiert sich Acoma daher als "Sky City".

Manuel Pino wurde 1950 geboren und wuchs "unten" auf. Als die
Bevölkerung anwuchs, gab es auf dem Tafelberg keinen Platz mehr, und die
Tewa mussten ihre Adobehäuser auf ebener Erde bauen; daher gibt es heute
ein Acoma oben und eines unten. Schon als Kind wurde Manny zum Läufer
und rannte manchmal mehrmals am Tag hoch zu den Himmelshäusern. Bald
begann er durch die Wüste zu laufen. In seiner Kultur dient das Rennen
nicht nur körperlicher Ertüchtigung, sondern ist Meditation, ist
Kommunikation mit der unsichtbaren Welt.

Jeder Lauf hat eine spirituelle Seite. Gegen den Wind anzurennen ist
eine intensive Begegnung mit den Naturkräften, ein Gebet. Und hier
beginnt das Problem: In der Nachbarschaft von Sky City wurde Anfang der
50er Jahre die Erde aufgerissen und die Jackpile-Paguate Mine, Amerikas
größte Tagebaumine zur Uranerzförderung samt Mühle zur Herstellung von
Yellow Cake (Handelsuran) installiert. Der Abraum häufte sich, und der
Wind trug den Läufern den radioaktiven Staub der Halden entgegen. Keine
Gefahr für die Bevölkerung, lautete der offizielle Bescheid. Manuel
Pino, schon immer ein kritischer Geist mit unbeugsamem Charakter,
glaubte der Propaganda von Kerr-McGee nicht und machte sich selbst kundig.

Der Widerstand gegen den Uranabbau prägte von nun an Pinos Leben. Zum
Thema seiner Dissertation in Soziologie wählte er die zerstörerische
Auswirkung der Urangewinnung auf die indianische Kultur. Viele Männer
der Pueblos und der benachbarten Navajo waren Bergleute geworden und an
Krebs gestorben. Auf dem World Uranium Hearing, 1992 in Salzburg, gab
Manuel Pino den Opfern des Uran-Booms in seiner Heimat eine laute
Stimme. Sein Name ist auf internationalen Konferenzen zu finden; immer
reist er mit der gleichen Botschaft: der industriellen Welt vor Augen zu
führen, dass jedes Festhalten an nuklearer Technologie eine Zustimmung
zu Menschenopfern bedeutet. Manuel Pino, der heute als Professor am
Scottsdale Community College in Arizona lehrt, bringt das Problem auch
in den Hörsaal und sorgt dafür, dass der Widerstand gegen Atomstrom und
Atomwaffen von der nächsten Generation aufgegriffen wird. Wie ein
Läufer, der seine Botschaft an den nächsten übergibt. Die Botschaft
lautet: Das Uran muß in der Erde bleiben!

Was kann ich tun?

aus: www.nuclear-free.com

-- 

Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
Center for Encounter and active Non-Violence
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