[E-rundbrief] Info 482 - Rb 123 - Militaergewalt gegen Gaza

Matthias Reichl info at begegnungszentrum.at
Do Nov 23 23:30:47 CET 2006



E-Rundbrief - Info 482 - Rundbrief Nr. 123 - Europäische Juden für 
einen gerechten Frieden/ EJJP: EU muss angesichts der humanitären 
Katastrophe in Gaza energische und eindeutige Maßnahmen ergreifen.

Bad Ischl, 23.11.2006

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

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Europäische Juden für einen gerechten Frieden

EU muss angesichts der humanitären Katastrophe in Gaza energische und 
eindeutige Maßnahmen ergreifen

Die Militäraktionen der israelischen Armee während der vergangenen 
Monate im Gaza-Streifen haben zu einer Unterdrückung und Verfolgung 
der palästinensischen Bevölkerung geführt, deren Ausmaß unerträglich 
ist. Hunderte unbewaffnete Palästinenser kamen bei den Operationen, 
die in den Sommermonaten unter der zynischen Bezeichnung 
"Sommerregen" durchgeführt wurden und jetzt als "Operation 
Herbstwolken" fortgesetzt werden, zu Tode; ganz zu schweigen von 
jenen, die verwundet und zum Teil für ihr ganzes Leben - verstümmelt 
wurden. Erst heut morgen wurden weitere neunzehn Palästinenser bei 
einem Massaker der israelischen Armee im nördlichen Gaza-Streifen 
ermordet die Mehrzahl der Opfer dieses unsäglichen Vergehens waren 
Frauen und Kinder.

Geschieht all das im Namen der Sicherheit? Der Einmarsch der 
israelischen Armee in den Gaza-Streifen ist mit dem Abfeuern von 
Kassam-Raketen oder der Entführung des israelischen Soldaten Gilad 
Shalit durch palästinensische Milizen nicht zu rechtfertigen. Die 
willkürliche und maßlose Gewalt der israelischen Armee gefährdet 
wahrscheinlich eher sein Leben. Für den Einsatz der neuen, illegalen 
und tödlichen Waffe DIME (Dense Inert Metal Explosive) gibt es nicht 
die geringste Rechtfertigung. **)

Offenbar haben die unaufhörlichen psychologischen und physischen 
Übergriffe kein anderes Motiv als Angst und Schrecken zu sähen und 
vor allem Stärke zu demonstrieren, um den Willen des 
palästinensischen Volkes und seinen legitimen Widerstand gegen die 
Besatzung zu brechen. Hamas hat gleichwohl nicht zur Rache 
aufgerufen, sondern eine internationale Intervention gefordert. Wie 
viele Menschen müssen noch sterben, ehe die internationale 
Gemeinschaft ihrer Verantwortung gerecht wird?

Die Charta der Vereinten Nationen verlangt, dass Israel, genau wie 
jedes andere Mitglied der Vereinten Nationen, beurteilt, zur 
Verantwortung gezogen und daran gehindert wird, unerklärte Kriege zu 
führen, Zivilisten umzubringen, die Natur zu verwüsten oder 
Industrieanlagen und die Infrastruktur seiner Nachbarn zu zerstören.

Als europäische Bürgerinnen und Bürger sind wir nicht gewillt, zu den 
Verbrechen zu schweigen, die an einem gefangenen, besetzten Volk 
begangen werden, das zum Opfer der Geschichte Europas geworden ist.

Als Jüdinnen und Juden werden wir nicht denselben Fehler begehen, den 
wir häufig jenen vorgehalten haben, die sich angesichts von 
Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Schweigen hüllten. Am Vorabend 
des 9. November, dem Jahrestag des ungeheuren Novemberpogroms von 
1938, erklären wir laut und deutlich; Der Staat Israel fügt mit 
seinen Taten den Namen und Ruf von Juden überall auf der Welt 
schweren Schaden zu.

Es ist unerlässlich und dringend, dass die Europäische Union endlich 
wirksame, entschlossene und eindeutige Maßnahmen ergreift, um Israel 
zu bewegen, Internationales Recht zu respektieren. Es ist offenkundig 
und überfällig, dass die Staaten Europas ihre 
Freundschaftsbeziehungen und Handelsverbindungen mit Israels 
aussetzen, solange es die grundlegenden Menschenrechte nicht achtet 
und weiterhin Kriegsverbrechen begeht.

Wir fordern, dass die Europäische Union sich von der Politik der USA 
im Nahen Osten lossagt und eigenständige eine Friedenspolitik im 
Sinne der Europäischen Menschenrechtskonvention verfolgt. Wir fordern 
eine Debatte zu diesem Thema im Parlament der Europäischen Union und 
ebenso in den nationalen Parlamenten ihrer Mitglieder.

Wir fordern, dass die Europäische Union der israelischen Regierung 
unmissverständlich erklärt, dass jegliche Finanzierung oder 
Unterstützung Israels solange ausgesetzt wird, bis ein gerechtes 
Friedensabkommen mit den Palästinensern erzielt ist im Interesse 
aller Beteiligten und im Interesse des Weltfriedens.

Wir fordern den Schutz der palästinensischen Bevölkerung durch die 
Entsendung internationaler ziviler Friedenskräfte nach Gaza und in 
die Westbank.

   European Jews for a Just Peace/ EJJP,

  Exekutiv Komittee am 8. November 2006

Dror Feiler (Chair)/ Sweden; Dan Judelson (Secretary)/        Great 
Britain; Paula Abrams-Hourani/ Austria; Paola Canarutto/ Italy; 
Liliane Cordova Kaczerginski/ France; Fanny-Michaela Reisin/ Germany; 
Henri Wajnblum/ Belgium

  Deutsche Fassung übersetzt von Sophia Deeg

**) Ergänzende Bemerkung:

Lange vor dem Einsatz der neuen DIME-Munition wurden ähnlich 
"durchschlagende" Geschoße mit abgereichetem Uran (Depleted Uranium/ 
DU) eingesetzt. Beim Aufprall wurde das Uranmetall in feinste 
Nanopartikel und Aerosole pulverisiert. Diese auf Milliarden Jahre 
radioaktiv strahlenden Partikel verstrahlen nicht nur die Böden und 
das Wasser in der Region sondern breiten sich über die Atmosphäre 
letztlich weltweit aus. Aus psychologisch verständlichen Gründen wird 
dies meist verdrängt. Nur - damit wird die latente Gefahr nicht 
geringer. (Siehe auch u.a. Infos 431, 433, 451, 477!)

Matthias Reichl

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Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
     Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
     Center for Encounter and active Non-Violence
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