[E-rundbrief] Info 155 - RB 114 - Gentechnikfreie EU-Regionen, Gesetze Oesterr., Irak
Matthias Reichl
mareichl at ping.at
Sa Okt 30 12:56:29 CEST 2004
E-Rundbrief - Info 155 - RB Nr. 114 - Gentechnikfreie Regionen in Europa;
Agrarbündnis Österreich: Scheinheilige Haftungsbestimmungen für
gentechnische Kontaminierung in Österreich; Focus on the Global South and
GRAIN: Iraq legislation on GMOs.
Bad Ischl, 30.10.2004
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
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Gentechnikfreie Regionen in Europa
Netzwerker aus Florenz und Linz
Oberösterreich und die Toskana, auf den ersten Blick zwei sehr
unterschiedliche Regionen, sind in der EU die Vorreiter für gentechnikfreie
Landwirtschaft... Im Moment sind zwölf Regionen dabei: neben Oberösterreich
und der Toskana noch Aquitaine, Baskenland und Limousin in Frankreich,
Marken als zweite italienische Region, Scotland-Highland und Wales in
Großbritannien, Thrace-Rodopi in Griechenland und Schleswig-Holstein in
Deutschland.
Oberösterreich und Toskana haben Verbotsgesetze gegen die Ausbringung
gentechnisch veränderter Pflanzen oder Saaten erlassen. Oberösterreich hat
beim EU-Gerichtshof gegen die Ablehnung des Verbots durch die EU-Kommission
(Begründung: Wettbewerbsfreiheit) geklagt. Eine Entscheidung ist nicht
abzusehen.
Hauptargumente gegen die Kommission sind der fehlende Nachweis der
Ungefährlichkeit sowie die Überzeugung, dass eine Koexistenz von Gentechnik
und Nicht-Gentechnik in kleinflächigen Agrarländern wegen der notwendigen
Schutzräume nicht machbar ist. Außerdem wird auf das Selbstbestimmungsrecht
gepocht.
In der Toskana sind, wie Minister Barbini sagte, alle Agrarier- und
Gastronomieverbände einig in der Ablehnung der Agrar-Gentechnik in der
traditionsreichen Produktion... (ach)
OÖ-Nachrichten, 30.08.2004, www.nachrichten.at/archiv
(Red. M. R.)
Scheinheilige Haftungsbestimmungen für Gen-Verschmutzung
Agrarbündnis Österreich
Pressemitteilung, Wien 12.10.2004
Im Originaltext des heute vom Parlament zu verabschiedenden
Gentechnikgesetzes heißt es im §79k (4): "Kann der Eigentümer oder
Nutzungsberechtigte glaubhaft dartun, dass eine bestimmte Tätigkeit oder
Unterlassung des Nachbarn nach den Umständen des Einzelfalls geeignet war,
die Einwirkung im Sinn des Abs. 1 herbeizuführen, so wird vermutet, dass
diese durch die Tätigkeit oder Unterlassung verursacht wurde".
Abgesehen vom unmöglichen Deutsch ist diese Vermutung widerlegt, wenn es
der Nachbar als wahrscheinlich dartut, dass die Einwirkung nicht daraus
herrührt.
Die Haftungsbestimmungen des neuen GT-Gesetzes bewirken also, dass
derjenige, der gentechnisch veränderte Pflanzen freisetzt, mit hoher
Wahrscheinlichkeit für gar nichts haftet. Denn es gibt für einen
Sachverständigen nichts Leichteres als "als wahrscheinlich darzutun", dass
man etwas nicht gemacht hat. "Es handelt sich hier um keine
Beweiserleichterung, wie die Regierung behauptet, sondern um eine
Beweisverkomplizierung auf Kosten der Bäuerinnen und Bauern, die ihre
Felder gentechnikfrei halten wollen. Ein Gentechnikgesetz mit
Haftungsbestimmungen, die auf dem schwammigen Begriff "wahrscheinlich"
aufbauen, ist mit Sicherheit nichts wert!" - so die Sprecherin vom
Agrarbündnis Österreich, DI Elisabeth Baumhöfer.
Das Agrarbündnis, in dem KonsumentInnen und Bäuerinnen und Bauern
zusammenarbeiten, fordert, dass Österreichs Felder gentechnikfrei bleiben!
Wir brauchen dazu ein wirksames Gentechnikgesetz, das die Gesellschaft vor
einem Großversuch der Konzerne und den möglichen Folgen bewahrt:
· ein Rahmengesetz zur Erhaltung der Gentechnikfreiheit des biologischen
und konventionellen Landbaus
· eine zivilrechtliche Haftung, die GVO - Anwender rechtlich bindend in
Verantwortung nimmt
· eine Versicherungspflicht für GVO - Zulassungsinhaber bzw. einen
Haftungsfond, der von der Gentechnik-Industrie zu dotieren ist -
insbesondere für Großschäden, wie z.B. Verunreinigung ganzer
Lebensmittelchargen
· keine zusätzlichen Kosten für jene Bäuerinnen und Bauern, die
gentechnikfrei bleiben wollen, vor allem für Bio-Bauern
· keine GVO - Freisetzungen in ökologisch sensiblen Gebieten
· gentechnikfreie Entwicklungsgebiete für den Bio-Landbau
· gentechnikfreie geschlossene Anbaugebiete zur langfristigen Garantie von
gentechnikfreiem Saatgut
Agrarbündnis Österreich, Bündnis von KonsumentInnen und Bäuerinnen und Bauern
Herbeckstr. 75/9/8, A-1180 Wien, Tel.: 0699-11090837
(Bauern- und Konsumenten-Initiativen protestierten am 12.10.2004 vor dem
Landwirtschaftsministerium gegen das Gesetz und auch gegen die GVO-Freigabe
durch die EU.)
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Iraq legislation on GMOs
Focus on the Global South and GRAIN
16 October 2004
On the occasion of World Food Day this October 16, this report draws
attention to Iraq and alerts us to a little-known legislation imposed by
the US-led Occupation Authority, which could have a lasting impact on Iraqi
farmers' livelihoods and Iraqis' access to food. The order, which amends
Iraq's patent laws on plants and promote the interests of giant
agribusiness over Iraqis' welfare, marginalises the traditional
contributions of Iraqi farmers to national agricultural wealth and
seriously undermines Iraq's food sovereignty.
WHEN FORMER COALITION PROVISIONAL AUTHORITY (CPA) administrator L. Paul
Bremer III left Baghdad after the so-called "transfer of sovereignty" in
June 2004, he left behind the 100 orders he enacted as chief of the
occupation authority in Iraq. Among them is Order 81 on "Patent, Industrial
Design, Undisclosed Information, Integrated Circuits and Plant Variety."[1]
This order amends Iraq's original patent law of 1970 and unless and until
it is revised or repealed by a new Iraqi government, it now has the status
and force of a binding law.[2]
With important implications for farmers and the future of agriculture in
Iraq, this order is yet another important component in the United States'
attempts to radically transform Iraq's economy.
WHO GAINS?
For generations, small farmers in Iraq operated in an essentially
unregulated, informal seed supply system. Farm-saved seed and the free
innovation with and exchange of planting materials among farming
communities has long been the basis of agricultural practice. This has been
made illegal under the new law. The seeds farmers are now allowed to plant
- "protected" crop varieties brought into Iraq by transnational
corporations in the name of agricultural reconstruction - will be the
property of the corporations.
While historically the Iraqi constitution prohibited private ownership of
biological resources, the new US-imposed patent law introduces a system of
monopoly rights over seeds...
CORPORATE CONTROL
The new law is presented as being necessary to ensure the supply of good
quality seeds in Iraq and to facilitate Iraq's accession to the WTO.[5]
What it will actually do is facilitate the penetration of Iraqi agriculture
by the likes of Monsanto, Syngenta, Bayer and Dow Chemical - the corporate
giants that control seed trade across the globe. Eliminating competition
from farmers is a prerequisite for these companies to open up operations in
Iraq, which the new law has achieved. Taking over the first step in the
food chain is their next move.
The new patent law also explicitly promotes the commercialisation of
genetically modified (GM) seeds in Iraq. Despite serious resistance from
farmers and consumers around the world, these same companies are pushing GM
crops on farmers around the world for their own profit. Contrary to what
the industry is asserting, GM seeds do not reduce the use of pesticides,
but they pose a threat to the environment and to people's health while they
increase farmers' dependency on agribusiness...
Full text including footnotes in:
http://www.focusweb.org/main/html/Article524.html?POSTNUKESID=5767653c48c5d0c64476eddd7f2933d6
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Matthias Reichl
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