[E-rundbrief] Info 113 - RB Nr. 113 - AKW-Fruehling in Europa?; Antiatom-Appelle

Matthias Reichl mareichl at ping.at
Di Jun 1 20:46:05 CEST 2004


E-Rundbrief - Info 113 - RB Nr.113 - AKW-"Frühling" in Europa?; 
Antiatom-Appelle

Bad Ischl, 1.6.2004

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

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AKW-"Frühling" in Europa?

Matthias Reichl

In den letzten Tagen wagen vermehrt Politiker und Energielobbyisten - v.a. 
aus der Slowakei, Tschechien, Bulgarien und anderen EU-Beitrittsländern - 
Vorstöße für den weiteren Ausbau und die "Modernisierung" ihrer Atomanlagen 
- ohne Rücksicht auf die bekannten Gefahren. Selbst in Österreich hat Hans 
Haider, Chef der Österreichischen Verbundgesellschaft, im 
ORF-Radio-Interview (Mittagsjournal am 29.5.04) bei seiner 
Pro-AKW-Propaganda ausgerechnet George Bush's Aussage "We will go ahead 
with nuclear because it's safe and clean" zitiert und aus seiner Sicht 
bekräftigt. Vor kurzem hat sich in Dublin ein EU-Ausschuß ebenso für die 
Atomenergie als Lösung für den prognostizierten Energiemangel 
ausgesprochen. Und EU-Parlamentarier berichten von konzentrierten Vorstößen 
der Lobbyisten.

Die besorgniserregende Propaganda dieser Lobbies für "den Ausbau der 
'sicheren und sauberen' Nuklearenergie" wurde auch bei einer IPPNW-Tagung 
in Berlin von einer Greenpeace-Aktivistin am Beispiel des finnischen 
AKW-Projekts neuesten Typs illustriert. Sie schilderte die Propaganda- und 
Finanztricks der französischen Atomfirma Framatome, die die finnische 
Regierung zum Baubeschluß der Referenzanlage "bekehrten".

Die wiederauferstandenen "Atomgrufties" reaktivieren also ihre Argumente 
aus ihren Lagerstätten des propagandistischen Atommülls. Dafür werden auch 
die altbekannten Forderungen nach Klimaschutz und die Angst vor Ölknappheit 
mißbraucht. Dabei verschweigen sie die bekannten radioaktiven Gefahren vom 
Uranabbau bis zur Atommülllagerung - die auf unabsehbare Zeit nicht wirksam 
kontrolliert bzw. beseitigt werden können. Die Uranminen bedrohen vor allem 
auch die Lebensräume indigener Völker. Selbst der "Normalbetrieb" kann 
nicht nur die Bediensteten der Atomanlagen sondern auch deren Familien und 
andere Personen im näheren und weiteren Umkreis gefährden. Erst recht gilt 
dies für "Störfälle" und größere Katastrophen.

Atomgegner und die sozialen Bewegungen als Gesamtes müssen diesem 
profitorientierten Angriff der Atomlobby auf unsere Lebensgrundlagen 
rechtzeitig auf EU-Ebene und global ihren gewaltfreien Widerstand 
entgegensetzen. Zudem soll der Verbundchef Haider schleunigst durch einen 
atomkritischen und für Alternativen aufgeschlossenen Manager ersetzt werden.

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Dazu ein Text von Friedrich Witzany (St. Florian/ OÖ-Plattform gegen 
Atomgefahren):

Als jahrelanger Beobachter der Szene kann ich nur anmerken:

Tschechische Politiker, Farbe egal, und die Betreiber der Atomanlagen haben 
bei Durchsetzung ihrer atomaren Interessen zusätzlich einen Spaß daran, mit 
uns Österreichern Katz und Maus zu spielen. Allen offiziellen 
österreichischen Beteuerungen zum Trotz ("Vereinbarungen werden auf Punkt 
und Beistrich eingehalten") hat sich die tschechische Seite in der Realität 
noch keinen Zentimeter auf uns zu bewegt. Die Politik in Wien ist 
ausschließlich auf so genannte wirtschaftliche Interessen ausgerichtet und 
trieft daher vor Anbiederung und Unterwürfigkeit. Tschechien, die Slowakei, 
auch Deutschland, die könnten uns atomare Kraftwerke und 
Atommüll-Lagerstätten vor die Nase setzen, so viele sie wollten, die 
Bundespolitik wird hauptsächlich darüber nachdenken, wie sie die Bedenken 
der eigenen Bevölkerung zerstreuen kann.

Zum einen: Die Wähler durchschauen natürlich diese Absichten. Kein Wunder 
also, wenn die Politikverdrossenheit steigt.

Zum zweiten: Mit dieser zahnlosen Haltung verliert ein Land den Status 
eines gleichberechtigten Dialogpartners. Die Atomdebatte mit Tschechien ist 
der beste Beweis dafür, wie wenig wir - selbst verschuldet - ernst zu 
nehmen sind.

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Antiatom-Appelle

Unter dem Motto "Eine Million Europäer verlangen den Ausstieg aus der 
Atomenergie" starten Organisationen aus ganz Europa am 
Tschernobyl-Gedenktag (26. April 2004) eine Unterschriftenaktion.

Europaweit sollen 1 Million Unterschriften von Menschen gesammelt werden, 
um ohne Aufschub die Durchsetzung der folgenden Maßnahmen von den 
Politikern einzufordern:

- Stoppen oder verhindern Sie den Neubau von Atomanlagen in Europa!

- Veranlassen Sie, dass die Europäische Union und jeder Staat der EU, der 
Atomkraftwerke betreibt, Ausstiegspläne aus der Atomindustrie vorlegt  der 
Ausstieg soll so schnell wie möglich erfolgen!

- Setzen Sie sich für ein umfassendes Investitionsprogramm in Richtung 
Energieeffizienz und Entwicklung von Erneuerbaren Energien ein!

- Setzen Sie sich für das Auslaufen des wettbewerbsverzerrenden und 
veralteten Euratom-Vertrages ein! Mit diesem Vertrag werden öffentliche 
Gelder für die Stützung der Atomindustrie verwendet!

Nur die Umsetzung dieser Maßnahmen ermöglicht uns gleichzeitig gegen die 
Atomindustrie und gegen die Klimaveränderung zu kämpfen!

Die Unterschriften werden von April 2004 bis April 2005 gesammelt! 
Verschaffen wir uns Gehör  unterschreibt die Liste und bittet auch eure 
Freunde, die Aktion zu unterstützen. Das Ergebnis der Unterschriftenaktion 
wird medienwirksam veröffentlicht werden.

Weitere Informationen gibt es unter: post at atomstopp.at http://www.atomstopp.com




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