[E-rundbrief] Info 1845 - NATO Geburtstagsfeier - aggressiver Charakter der NATO
Matthias Reichl
info at begegnungszentrum.at
So Apr 7 18:55:06 CEST 2019
E-Rundbrief Info 1845 - Reiner Braun, Kristine Karch vom
internationalen Netzwerk No to war -no to NATO:
NATO Geburtstagsfeier unterstreicht aggressiven Charakter der NATO
Bad Ischl, 7.4.2019
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
================================================
NATO Geburtstagsfeier unterstreicht aggressiven Charakter der NATO
Proteste zum 70.Geburtstag der NATO – „No to NATO“ und es reicht mit
den NATO-Kriegen
Samstag, den 30.03.2019. Bei herrlichem Frühlingswetter demonstrierten
ca. 1000 Menschen in der Nähe des Weißen Hauses für die Überwindung
und Auflösung der NATO. Dies war der Auftakt für die vielfältigen
Protestaktionen zum 70. Geburtstag der NATO, die sich durch die ganze
Woche ziehen.
Bunt, weiblich, jung, vielfältig und farbig war die Demonstration, die
sich nach einer langen Auftaktkundgebung (fast ohne Polizei) durch
Washington bewegt, an zentralen Gebäuden des kriegerischen Imperiums
vorbeizog, und dann am Weißen Haus endete.
Die Kernaussagen überzeugten die viele vorbeiziehende Touristen:
Abrüsten für Soziales, keine Kriege -Klima schützen, keine
Interventionen, Hände weg von Venezuela und immer wieder No to NATO.
Immer wieder wurde der US-Präsident für seine wahnwitzige
Aufrüstungspolitik, für die Kündigungen des Iran Deals und des INF
Vertrages angeklagt.
Die Teilnehmer*innen und Redner*innen aus Europa verweisen auf die
Europäische Militarisierung als eigenständiger aber verbundener Teil
der NATO-Politik.
Es war eine Demonstration der internationalen Solidarität, der
internationalen Zusammenarbeit der Friedensbewegungen.
Diese Demonstration ist aber auch ein Ausdruck der relativen Schwäche
der US Friedensbewegung (und nicht nur dieser), waren doch 2012 beim
NATO-Gipfel in Chicago noch 30.000 Menschen auf der Straße.
Dienstag, 02.04.2019 Gegengipfel der Friedensbewegung, wesentlich
organisiert durch das Netzwerk „No to war – no to NATO“ in der Kirche
St. Stephen.
Beeindruckend – wenn auch wieder relativ klein – die Protestaktionen
von dem Tagungsort des NATO-Gipfel im Außenministerium der USA. Der
anschließende Marsch zum Denkmal von Martin Luther King – an seinem
51. Todestag - dokumentierte die Tradition und die Aktualität unseres
Protestes. Seine Visionen lebten in den Aktionen weiter. „Die drei
Teufel: Rassismus, Armut und Militarismus“ finden ihre
Wiederspiegelung in der NATO.
Eindrucksvoll und überzeugend wurde der weltweite Militarismus, der
sich zugespitzt in der NATO ausdruckte analysiert:
62 Cent von jedem Dollar des US Budgets wird für Rüstung und
Krieg ausgegeben.
15 Interventionskriege finden zurzeit statt.
Die NATO nimmt mit Nord – Mazedonien ihr 30. Mitglied auf und
will sich weiter ausdehnen. 1990 waren es noch 16 Mitgliedstaaten.
Die NATO hat heute eine globale Ausdehnung, sie hat vertragliche
oder sogar festere Vereinbarung mit ca. 15 Staaten in Asien und mit
Kolumbien sogar in Lateinamerika.
Intensiv wurde - ausgehend von der aktuellen Schwäche der
internationalen Friedensbewegungen - Entwicklungsmöglichkeiten
diskutiert und entwickelt, die sowohl eine stärkere internationale
Vernetzung als auch eine engere Kooperation mit anderen sozialen
Bewegungen beinhalten. Betont wurde immer wieder das couragierte
Handeln vieler Friedensaktivist*innen und ihr aktives Anti-Kriegs- und
Atomwaffen-Engagement.
Diese solidarischen Diskussionen, die unterschiedliche Meinungen als
bereichernd akzeptieren, führen zu deutlichen Gemeinsamkeiten. Die
Forderungen nach nein zu allen Atomwaffen, ja zur Abrüstung und der
Verhinderung der 2% Aufrüstung und ein umfassender Stopp der
Waffenexporte verbanden alle Teilnehmer*innen. Die NATO gehört
aufgelöst oder abgeschafft, ein System gemeinsamer, kooperativer
Sicherheit ein erreichbares und wichtiges Ziel.
Die Aktionen werden am Mittwoch und Donnerstag mit vielfältigen
Aktionen an den verschiedenen Tagungsorten, mit Kulturveranstaltungen
und Straßenaktionen Veranstaltungen fortgesetzt. Ein umfassendes
Protestprogramm „begleitet“ den offiziellen Gipfel, organisiert –
leider etwas unkoordiniert – von ganz unterschiedlichen Friedensgruppen.
Während auf dem Gegengipfel und bei den Aktionen eindrucksvoll, bunt
und vielfältig für friedliche Wege aus Konflikten und Kriegen
eingetreten, sowie über zukünftige mehr größere Aktionen diskutiert
wurden, setzten die NATO-Staaten und ihr Generalsekretär Stoltenberg
das bekannte Aufrüstungs- und Konfrontationsszenario fort.
Die Feierlichkeiten begannen mit einem Treffen der NATO-Außenminister.
Davor empfing US-Präsident Donald Trump Stoltenberg zum Gespräch.
Dabei wurde der angeblich zu niedrigen deutschen Militärhaushalt immer
wieder kritisiert. Es reicht den Herren nicht, dass die
Bundesregierung die 2% anstrebt, aber sie angesichts der vielen
Proteste zumindest nicht schnell liefern kann. Trump verlangt prompte
Lieferung.
Ein Thema wird die Tage durchziehen mit dem die Allianz zu ihren
frühen Wurzeln zurückkehrt: die Konfrontation mit Russland, ja ihre
Intensivierung.
Stolz verkündete Stoltenberg am Montag, die europäischen NATO-Staaten
und Kanada hätten seit 2016 ihre Militäretats um rund 41 Milliarden
US-Dollar aufgestockt und würden bis Ende kommenden Jahres ein
gewaltiges Plus von etwa 100 Milliarden US-Dollar erreichen. In den
vergangenen vier Jahren habe die NATO allein 2,3 Milliarden US-Dollar
in die »militärische Mobilität« gegen Russland investiert; eine gute
Viertelmilliarde US-Dollar werde nun folgen, um ein US-Waffenlager auf
polnischem Territorium zu bezahlen. Nicht zuletzt stehe eine weitere
Ausweitung der NATO-Aktivitäten im Schwarzen Meer bevor. Die 725
Milliarden Dollar im US-Haushalt für Rüstung und Krieg erwähnte er
nicht, dankte aber Trump für seine aktive Rolle. Immer wiederverwies
er darauf, dass die NATO der russischen „Aggression“ aktiv“
entgegentritt. Tatsachen werden einfach in das Gegenteil verdreht,
nicht die NATO hat sich (wieder Absprachen, Vereinbarungen und den
Geist von Verträgen) nach Osten ausgedehnt, sondern Russland ist nach
Berlin marschiert, nicht die NATO entwickelt ein umfassendes
Raketenabwehrsystem und neue Militärbasen, nein Russland hat dies
eigentlich schon in Frankfurt Oder und Brünn eingerichtet. Was für
eine Farce – wenn sie denn nicht so gefährlich wäre.
Auch die noch stärkere nukleare Aufrüstung steht auf der Tagesordnung.
Nachdem die USA den INF-Vertrag gekündigt hat, ist die Stationierung
nuklearer Mittelstreckenraketen in Europa prinzipiell wieder möglich;
auch darüber wurde und wird diskutiert. »Eine endgültige Entscheidung
zur weiteren atomaren Aufrüstung ist wohl erst vom NATO-Gipfel (mit
Trump) in London im Dezember zu erwarten.
Interessant weitere Punkte der NATO-Agenda:
Die mögliche Aufnahme weiterer Mitglieder. Hier wird immer wieder
von Georgien und auch von Moldawien geredet. Eine weitere Provokation
Russlands und ein Verstoß selbst gegen NATO-Statuten, da beide Länder
in innere Konflikte verwickelt sind.
Unstrittig ist die weitere Entwicklung der globalen NATO, unter
der Schwelle der engen Mitgliedschaft wird die Kooperation in Asien
und Lateinamerika massiv vorangetrieben.
Die Ausweitung der NATO-Aktivitäten im Schwarzen Meer ist schon
seit geraumer Zeit im Gang. Im Jahr 2018 dehnte das Kriegsbündnis die
Präsenz seiner »Maritime Groups« im Schwarzen Meer von 80 Tagen im
Vorjahr auf 120 Tage aus – und zwar schon vor dem Zwischenfall in der
Straße von Kertsch am 25. November 2018. Die Teilnahme an Manövern bis
zu 20 Tagen - wie es im Vertrag von Montreux noch gerade erlaubt ist -
wurde 2019 fortgesetzt. Die aktive Präsenz von mehr NATO Schiffen,
immer unter deutscher Beteiligung, soll fortgesetzt ja verstärkt werden.
Trotz allem ist auffallend, dass die NATO-Feierlichkeiten von der
Repräsentanz, der Intensität und der Medienbegleitung (leider auch von
den Protesten) deutlich geringen ausfallen als die groß
herausgeputzten Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag. Dazu hat sicher die
Politik von Trump mit seinem primitiven „Amerika first“ und der
hemmungslosen nationalistischen Aufrüstung beigetragen, aber auch die
„militaristische Emanzipation“ Europas, das die Widersprüche der
hegemonial streitenden Mächte um die Einflusszonen und Entscheidungen
deutlich sichtbarer werden lässt. Die Niederlagen der NATO in den
letzten 10 Jahren, besonders in Afghanistan und Syrien, sind an der
Allianz nicht spurlos vorbei gegangen.
Wir sollten aber auch nicht unterschätzen, dass die Delegitimierung
der NATO wie sie von vielen nationalen und internationale
Friedensorganisationen tagtäglich aktiv getätigt wird, ihren Einfluss
hat. Die öffentliche Meinung ist in vielen Ländern (noch) NATO
kritischer geworden. Einen nicht unerheblichen Beitrag dazu hat das
internationale Netzwerk No to war- no to NATO geleistet.
Es bleibt aber dabei, wir haben noch viel zu tun, bis die NATO
überwunden bzw. aufgelöst oder einige Länder individuell aus ihr
ausgetreten sind.
Ein Wort zur deutschen Position, diese wurde ja von Trump und Pence
massiv kritisiert. In ihrer Ambivalenz und Feigheit wiederspiegelt
diese sicher den Protest in Deutschland gegen die weitere Aufrüstung.
Einerseits will man langfristig die 2% BIP und unterschreibt alle
entsprechenden Dokumente, anderseits versucht die Regierung besonders
Merkel und Maas sie auf die lange Bank zu schieben (aber schon 1,5%
sind über 60 Milliarden vergeudete Rüstungsausgaben), wissend wie
unpopulär diese Aufrüstungspolitik ist. Selbst 48% der CDU Wähler sind
nach einer ARD Umfrage dagegen. Friedenspolitik sieht anders und vor
allem mutiger aus. Wir brauchen auch bei den Regierungen eine
Koalition der Willigen für Abrüstung, die sich von dem Trumpschen
Rüstungswahn abkoppelt.
Was bleibt auch nach diesem Gipfel: wir sehen uns wieder im Dezember
2019 in London beim nächsten NATO-Gipfel mit der klaren Aussage: „No
to Nukes – no to war - no to NATO“
Reiner Braun, Kristine Karch vom internationalen Netzwerk No to war
-no to NATO
https://worldbeyondwar.org/notonato/
https://www.no-to-nato.org/2019/04/videos-and-pictures-by-world-beyond-war/
--
Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
Center for Encounter and active Non-Violence
Wolfgangerstr. 26, 4820 Bad Ischl, Austria,
fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
Impressum in: http://www.begegnungszentrum.at
Mehr Informationen über die Mailingliste E-rundbrief