[E-rundbrief] Info 2069 - Absurdistan der Kernfusionsforschung

Matthias Reichl info at begegnungszentrum.at
Di Feb 23 11:56:23 CET 2021


E-Rundbrief Info 2069 - Hans-Josef Fell (D): Das Absurdistan der 
Kernfusionsforschung verschlingt weitere Milliarden

Bad Ischl, 23.2.2021

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

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Das Absurdistan der Kernfusionsforschung verschlingt weitere Milliarden

Hans-Josef Fell

23.2.2021

Liebe Leserinnen und Leser,

Die EU-Staaten haben weitere 5,6 Milliarden für das 
Kernforschungs-Experiment ITER im französischen Cadarache beschlossen. 
Damit sind nur 15 Jahre nach der 2006 gefallenen Entscheidung für ITER 
die ursprünglich geplanten Kosten um das Dreifache auf inzwischen 20 
Milliarden Euro angestiegen. Selbst die immer sehr optimistischen 
Kernfusionsforscher*innen rechnen nun frühestens 2060 mit einem ersten 
einsatzbereiten Kernfusionsreaktor. Dabei ist ITER schon wieder 5 
Jahre im Verzug der geplanten Baufortschritte. Damit setzt sich der 
größte Forschungsflop, den die Weltgemeinschaft je gesehen hat, 
unbeirrt weiter fort, trotz aller Rückschläge und nutzlosen riesigen 
Milliarden-Ausgaben.

In den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts versprachen die 
Kernfusionsforscher*innen einen Reaktor in 30 Jahren bauen zu können, 
also 1980 war die Perspektive der Realisierung. Dazu ist leider kein 
zeitgenössischer Internetlink verfügbar, denn damals gab es ja noch 
gar kein Internet. Technikrevolutionen (Internet, Mobilfunk, Solar, 
E-Autos usw.) gab es also wie man sieht in der Zwischenzeit zuhauf, 
nur die Kernfusion hat nicht geliefert. 40 Jahre später versprechen 
die Forscher*innen weiter, dass sie nun in weiteren 40 Jahren 
vielleicht einen Reaktor bauen können – und erhalten alleine für das 
Versprechen weitere Milliarden für ihren vollkommenen Unrealismus.

Selbst für das vollkommen unzulängliche Klimaneutralitätsziel der EU 
bis 2050 käme die Kernfusion viel zu spät.

Wenn es aber von den weltweit führenden Forscher*innen im Bereich der 
Erneuerbaren Energien eine gemeinsame Erklärung gibt, dass 100% 
Erneuerbare Energien bis 2030 möglich sei, dann wird das von den 
EU-Staaten auf Regierungsebene nicht einmal zur Kenntnis genommen, 
geschweige denn eine milliardenschwere Realisierungsstrategie dazu 
entworfen.

Bei Erneuerbaren Energien wird dann lieber die gesamte Fake-Diskussion 
eröffnet, dass der Ausbau der Erneuerbaren ja gar nicht schnell genug 
gehen könnte, weil sie wegen den Schwankungen von Sonne und Wind keine 
verlässliche Energie liefern könnten, die Speicher angeblich noch 
nicht zur Verfügung stünden und ein Ausbau zu 100% noch nach 2050 
nicht vollendet werden könnte.

Was für eine absurde politische und mediale Diskussion. Einen 
Kernfusionsreaktor wird es niemals vor 2060 geben. Windräder, 
Solaranlagen und Speicher stehen heute millionenfach auf allen 
bewohnten Kontinenten der Erde und ihr Ausbau steigt weiterhin 
exponentiell.

Doch die EU-Staaten werfen weiter Milliardenbeträge für den größten 
Forschungsflop, den die Weltgemeinschaft je gesehen hat, raus und 
behindern auch mit diesen fehlallokierten Milliarden für die 
Kernfusion den Ausbau der Erneuerbaren Energien.

Dabei sollten die EU den Fusionsforscher*innen mal ernsthaft auf den 
Zahn fühlen und die alles entscheidende Frage stellen, ob sie denn 
heute nach 70 Jahren Forschung endlich eine Perspektive für das alles 
entscheidende und ungelöste Problem eines Kernfusionsreaktor haben: 
Ein Material, welches den hohen Belastungen als Ummantelung des 
Fusionsplasmas standhalten kann.

Diese erste Wand muss ein Plasma dauerhaft und sicher einschließen, 
welches eine Temperatur von 150 Millionen Grad und einen sehr hohen 
Druck während der Kernfusion erzeugt. Alleine ein solches Material ist 
nur sehr schwer auf der Welt zu finden. Doch dann muss dieses Material 
auch noch einem extrem hohen Neutronenbeschuss standhalten, der 
unweigerlich bei der Kernfusion entsteht. Neutronen lassen sich nicht 
durch Magnetfelder auf gekrümmte Bahnen zwingen und treffen daher 
immer auf die erste Wand. Jeder Neutronenbeschuss in dieser 
Größenordnung verändert schnell das Material, zerstört völlig die 
notwendigen Materialeigenschaft und macht es in kurzer Zeit hochgradig 
radioaktiv. Nun glauben die Forscher*innen einen Reaktor entwickeln zu 
können, dessen Herzstück – die erste Wand zum Plasmaeinschluss – im 
Rhythmus von wenigen Monaten wegen völliger Verstrahlung und 
Materialverschleiß ausgewechselt werden muss. Große Atommüllberge 
entstehen, aber vor allem ist ein kontinuierlicher Reaktorbetrieb so 
gut wie ausgeschlossen.

Diese Fragen hatte ich schon vor 20 Jahren im Bundestag den 
Kernfusionsforscher*innen gestellt und keine befriedigende Antwort 
bekommen. Heute stellt offensichtlich niemand mehr aus den 
Regierungsfraktionen diese Fragen und viele rennen blindgläubig den 
Versprechungen der Atomforscher*innen hinterher, beschließen ca. alle 
5 Jahre neue Milliarden-Förderungen für die Kernfusionsforschung und 
akzeptieren, dass schon wieder weitere 5 Jahre an Bauverzögerungen 
eingetreten sind. So geht das nun schon seit 70 Jahren.

Aber nochmal 70 Jahre wird das so nicht weitergehen können, denn lange 
vorher wird die Kernfusion auf der Sonne die Erde in die 
unbeherrschbare Heißzeit aufgeheizt haben, da die Menschen weiter 
Treibhausgase emittieren. In dieser Heißzeit werden große Teile der 
menschlichen Zivilisation vor dem Untergang stehen und neue Beschlüsse 
und Milliarden für die Kernfusionsfoschung wird es nicht mehr geben, 
da die Menschheit ganz andere Sorgen um Trinkwasser, 
Nahrungsversorgung, Meeresspiegelanstieg, Hitzeperioden und Stürme 
haben wird.

Es sei denn, die Menschheit hat es doch bis 2030 geschafft, eine 
Energieversorgung auf Basis 100% Erneuerbarer Energien zu 
verwirklichen. Doch dann wird niemand mehr danach streben, einen 
Kernfusionsreaktor vielleicht bis 2060 zu verwirklichen.

Hammelburg, 23. Februar 2021

Ihr Hans-Josef Fell


fell at hans-josef-fell.de
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Twitter: @HJFell
Den Beitrag auf der Homepage finden Sie hier: 
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Bei mir werden Erneuerbare Energien groß geschrieben!

-- 

     Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
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     Center for Encounter and active Non-Violence
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