[E-rundbrief] Info 1781 - NeSoVe (A): UN-Abkommen zu Unternehmensverantwortung
Matthias Reichl
info at begegnungszentrum.at
Do Okt 11 10:17:52 CEST 2018
E-Rundbrief - Info 1781 - NeSoVe / Netzwerk Soziale Verantwortung (A):
Verbindliches UN-Abkommen zu Unternehmensverantwortung: Österreich hat
doppelte Verantwortung.
Bad Ischl, 11.10.2018
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
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Verbindliches UN-Abkommen zu Unternehmensverantwortung: Österreich hat
doppelte Verantwortung
Wien, 11.Oktober 2018,
Kommende Woche findet in Genf die vierte Verhandlungsrunde zum
verbindlichen UN Abkommen über Wirtschaft und Menschenrechte statt
(15.-19. Oktober). Die Notwendigkeit eines solchen Abkommens ist in
der Zivilgesellschaft ebenso wie im EU-Parlament, der Kirche und
ArbeitnehmerInnenvertretungen unumstritten. „Ob im Öl-, Bergbau- oder
Agrarsektor, in der Textil-, Nahrungsmittel- oder Elektronikindustrie
– aufgrund mangelnder Regulierung speisen sich Konzerngewinne
systematisch aus menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen und der
Ausbeutung unserer Lebensgrundlagen. Das sogenannte TNC-Treaty kann
Abhilfe schaffen indem es Konzerne menschenrechtlich in die Pflicht
nimmt.“, so Carla Weinzierl, Geschäftsführerin des Netzwerk Soziale
Verantwortung (NeSoVe).
EU Position weiterhin wenig konstruktiv
Trotz der breiten Unterstützung für ein Treaty beschloss die
zuständige EU-Ratsarbeitsgruppe COHOM am 10. Oktober zwar
teilzunehmen, aber sich nicht inhaltlich in die Verhandlungen nächste
Woche einzubringen. Eine Entscheidung der eine langjährige Haltung der
Blockade und des Hinauszögerns vorangeht.
Fast zeitgleich hat der Ministerrat erst letzte Woche beschlossen ein
Investitionsabkommen mit Singapur zu verhandeln in dem die
umstrittenen Konzernklagerechte verankert werden sollen. Die EU zeigt
damit, dass sie trotz der breiten gesellschaftlichen Kritik, die an
ebendiesen Mechanismen bereits zu TTIP, CETA oder JEFTA laut wurde,
daran festhält eine eklatante Asymmetrie festzuschreiben: „Die EU
verdeutlicht damit einmal mehr ihre Prioritäten: Konzernprofite vor
Allgemeinwohl. Rechtliche Rahmen werden im Schulterschluss mit
Konzernen entlang ihrer Interessen gestaltet, zum Nachteil für Mensch
und Umwelt. Das dringend nötige UN-Treaty, das Menschenrechte vor den
Machenschaften globaler Konzerne schützt wird hingegen untergraben“,
ermahnt Carla Weinzierl.
Österreich nun doppelt in der Verantwortung
Österreich wird am Freitag voraussichtlich für die Periode 2019-2021
als Mitglied in den UN-Menschenrechtsrat gewählt. Als Teil der
Bewerbung versprach Österreich in Fortsetzung langjähriger Tradition
bei der Entwicklung und Stärkung des internationalen
Menschenrechtsschutzes die Rolle eines Brückenbauers einzunehmen.
Gleichzeitig fällt Österreich durch die EU-Ratspräsidentschaft eine
Vorreiterrolle zu, so Weinzierl: "Leider haben die EU Mitgliedsstaaten
ihre Chance, gemeinsam mit starker Stimme zu sprechen und einen
substanziellen Beitrag zum Menschenrechtsschutz zu leisten, nicht
wahrgenommen. Österreich muss in seiner doppelten Verantwortung durch
EU-Ratspräsidentschaft einerseits und die zukünftige Mitgliedschaft im
UN Menschenrechtsrat andererseits konstruktiv an den Verhandlungen
teilnehmen.“
EU-Parlament, ExpertInnen, Kirche und ArbeitnehmerInnen verstärken
breiten zivilgesellschaftlichen Konsens für ein UN Abkommen
Weltweit unterstützen über 1100 NGOs und Bewegungen den 2014 vom
UN-Menschenrechtsrat gestarteten Prozess. Auch in Österreich arbeitet
eine breite Allianz von zivilgesellschaftlichen Akteuren und
ArbeitnehmerInnenvertretungen daran, Sorgfaltsprüfungspflichten für
Konzerne zu etablieren und den Zugang zu Wiedergutmachung für Opfer
von Menschenrechtsverletzungen entlang der Wertschöpfungsketten zu
verbessern.
Auch die Kirche spricht sich für die Regulierung von Konzernen aus.
Papst Franziskus hat mit der Veröffentlichung der Enzyklika Laudato Si
im Jahr 2015 den Weg geebnet. Die europäische Bischofskonferenz hat
sich bereits Ende letzten Jahres explizit für das Treaty ausgesprochen.
Den breiten Konsens für verbindliche Regulierung von international
tätigen Konzernen bezeugt auch die Resolution des europäischen
Parlaments vom 4. Oktober, mit der Rat und Kommission angehalten
werden, sich konstruktiv am Verhandlungsprozess zu beteiligen.
Zuletzt wurde ein offener Brief von JuristInnen und ExpertInnen
verwandter Wissenschaften veröffentlicht, der die Positionen der EU
entkräftet. Ebenso liegt seit Juni 2018 die Position des europäischen
Gewerkschaftsbundes vor, die klar an die EU appelliert ihre
menschenrechtliche Verantwortung im Rahmen des Treaty Prozesses
wahrzunehmen.
Rückfragehinweis
NeSoVe / Netzwerk Soziale Verantwortung
Mag. Carla Weinzierl
T: +43 660 8835409
E: carla.weinzierl at nesove.at
W: www.nesove.at
Das Netzwerk Soziale Verantwortung, kurz NeSoVe, fordert die
Implementierung von rechtlich bindender sozialer, ökologischer und
menschenrechtlicher Verantwortung für unternehmerisches Handeln. Dazu
vereint NeSoVe seit 2006 NGOs und ArbeitnehmerInnenvertretungen.
Weiterführende Informationen
Infoblatt der österreichischen Mitglieder der Treaty Allianz:
https://www.nesove.at/wp-content/uploads/2018/05/UN_Treaty_final.pdf
Offizielle Dokumente der UN-Arbeitsgruppe:
https://www.ohchr.org/EN/HRBodies/HRC/WGTransCorp/Session3/Pages/WrittenContributionsDraftElements.aspx
Einschätzungen zum seit Juli vorliegendem Zero Draft:
https://www.business-humanrights.org/en/about-us/blog/debate-the-treaty/reflections-on-the-zero-draft
Bericht zur von Konzernen gekaperten Gesetzgebung in der EU:
https://www.alter-eu.org/corporate-capture-in-europe-when-big-business-dominates-policy-making-and-threatens-our-right
EU-Parlamentsresolution:
http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?type=MOTION&reference=B8-2018-0443&language=EN
Aufruf der europäischen Bischofskonferenz:
http://www.comece.eu/dl/ttMrJKJKKollJqx4KJK/20171207_PUBEXT_Contrib_Private_Investment_Development.pdf
Offener Brief von WissenschafterInnen:
https://www.business-humanrights.org/sites/default/files/documents/Open%20Letter%20to%20States%20%281%20Oct%202018%29.pdf
EGB Positionspapier:
https://www.etuc.org/en/document/etuc-position-united-nations-treaty-transnational-corporations
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Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
Center for Encounter and active Non-Violence
Wolfgangerstr. 26, 4820 Bad Ischl, Austria,
fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
Impressum in: http://www.begegnungszentrum.at
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