[E-rundbrief] Info 1456 - Zwangsräumung von Susya in Palästina
Matthias Reichl
info at begegnungszentrum.at
So Jul 26 09:17:46 CEST 2015
E-Rundbrief - Info 1456 - Atempause für Susya - Kein Abriss bis
28.7.2015 - Zwangsräumung des palästinensischen Dorfes Susya in der
Westbank/ Palästina durch israelische Besatzungsbehörden.
Bad Ischl, 26.7.2015
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
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Weitergeleitete erfreuliche Nachricht:
Sehr geehrte Damen und Herren,
der internationale Druck und die Proteste haben Wirkung gezeigt. Die
israelische Ziviladministration wird vor kommendem Dienstag keine
Schritte gegen das Dorf Susya in den südlichen Hebronbergen der
Westbank unternehmen. Für diesen Tag ist nun ein Treffen zwischen den
Anwälten der Gemeinde und der Besatzungsbehörden angesetzt. Ein Update
von medico-Büroleiter Riad Othman finden Sie im medico-Hausblog:
https://www.medico.de/blog/artikel/atempause-fuer-susya/
22. Juli 2015: Atempause für Susya - Kein Abriss bis Dienstag
Die israelische Ziviladministration wird vor kommendem Dienstag keine
Schritte gegen die kleine Gemeinde in den südlichen Hebronbergen der
Westbank unternehmen. Für diesen Tag ist nun ein Treffen zwischen den
Anwälten Susyas und der Behörde angesetzt.
Selten war ich so erleichtert darüber, meine Planung über den Haufen
werfen zu müssen. Der Plan für heute war eigentlich, mittags
aufzubrechen, mir in Jerusalem noch einen Schlafsack zu kaufen und
dann einen israelischen Aktivisten aufzunehmen, der mit mir im Auto
nach Susya fahren wollte, um dort über Nacht die Schutzpräsenz gegen
die angekündigten Abrisse durch die Besatzungsbehörden zu unterstützen.
Der Aufschub kann als kleiner Etappensieg gewertet werden, der zeigt,
dass entsprechend klare Botschaften an die israelische Regierung, wie
sie aus dem US-amerikanischen Außenministerium und dem Rat der
Europäischen Union kamen, in Kombination mit den
zivilgesellschaftlichen Stimmen des Protests etwas bewirken können.
Dennoch ist es sehr unwahrscheinlich, dass der Konflikt zwischen den
Besatzungsbehörden und dem Dorf Susya, das stellvertretend für so
viele andere Orte und Menschen auf der Westbank steht, nächste Woche
gelöst wird. Die Zusicherung der Ziviladministration verschafft den
Menschen im Dorf und ihren Unterstützer_innen lediglich eine Atempause.
Die EU hat sich klar geäußert, dass es gegenüber der palästinensischen
Bevölkerung einen Politikwechsel geben müsse, solange die Besatzung
anhält. Sie "ruft Israel dazu auf, beschleunigte palästinensische
Baumaßnahmen und die soziale und wirtschaftliche Entwicklung in den
C-Gebieten zu ermöglichen." Dem steht die Politik des israelischen
Staates seit Jahrzehnten entgegen. Israel wird in der Erklärung des
Rates explizit dazu aufgefordert, Zwangsumsiedlungen und Abrisse zu
unterlassen.
Die Frage bleibt offen, was geschieht, wenn Israel die mahnenden Worte
nicht berücksichtigt, wie es auch in anderen Gemeinden, beispielsweise
im Jordantal, laufend der Fall ist, ohne dass so stark protestiert
wird wie im Falle Susyas. Bloße "Betroffenheit" oder "Besorgnis", je
nach Anlass auch "tiefe Besorgnis", wie man sie aus Verlautbarungen
gewohnt ist, haben noch selten vor Menschenrechtsverletzungen und
Brüchen der Genfer Konventionen geschützt oder Opfern Gerechtigkeit
verschafft.
Die Regierungen, die es mit der Zweistaaten-Lösung ernst meinen, wären
deshalb gut beraten, nicht nur ihrer Missbilligung Ausdruck zu
verleihen, sondern zu konkretisieren, was die israelische Regierung zu
erwarten hat, wenn Recht fortgesetzt gebrochen wird. Anders wird sich
die Verdrängungspolitik, deren Praxis auf der Anwendung verschiedener
Rechtssysteme in Abhängigkeit von der ethno-religiösen Zugehörigkeit
fußt, nicht ändern. Wie die medico-Partner Al Mezan
Menschenrechtszentrum und Breaking the Silence sagten: "Rechte werden
nicht gewährt, weil eine Besatzungsmacht oder ein Staat nett sein
wollen. Man muss sie sich nehmen. Und dafür muss man kämpfen." Ein
solcher Kampf lässt sich jedoch nicht mit bloßen Absichtserklärungen
oder empörten Telefonaten und Verlautbarungen gewinnen. Vor allem dann
nicht, wenn der Adressat einfach weiter Siedlungen baut.
Nachdem zwei illegale errichtete Bauten in der Siedlung Beit El auf
Anordnung des Obersten Gerichtshofes abgerissen werden mussten, was zu
Siedlerprotesten unweit Ramallahs führte, wird die israelische
Ziviladministration in den kommenden Tagen die Bauerlaubnis für 906
neue Wohneinheiten erteilen, davon alleine 296 in Beit El. Das sollte
reichlich entschädigen für den Abriss zweier Gebäude. Es ist dieselbe
Behörde, die das Dorf Susya mit seinen gerade mal 340 Einwohner_innen
niederreißen möchte.
Mit freundlichen Grüßen,
Bernd Eichner
Pressereferent - Press Officer
medico international
Tel. ++49/(0)69/94438-45
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Aufruf: Briefaktion gegen die Zerstörung des Dorfes Susiya
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Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
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fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
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