[E-rundbrief] Info 1240 - F. Langer: Die schoenste Blume der Menschheit.
Matthias Reichl
info at begegnungszentrum.at
Do Jul 18 12:22:45 CEST 2013
E-Rundbrief - Info 1240 - Felicia Langer (D): Die schönste Blume der
Menschheit. Kommentar zur Solidarität mit Palästinensern.
Bad Ischl, 18.7.2013
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
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Die schönste Blume der Menschheit
Kommentar von Felicia Langer
18.7.2013
Die Schönheit der Blumen in diesem Sommer fasziniert mich wie jedes
Jahr, aber ich kann mich nicht richtig an ihnen erfreuen, weil ich an
die gefangenen palästinensischen Kinder denken muss, auch an den
Fünfjährigen, der von israelischen Soldaten zusammen mit seinem Vater
festgenommen wurde und der so bitterlich weinte – ein Rekord in der
Liste der israelischen Grausamkeiten.
Ich kann die Mütter und die Kinder nicht trösten, wie ich es vor
Jahren tun konnte, als ich als Rechtsanwältin in Israel für die
Palästinenser tätig war. Heute kann ich nur von ihrem Schicksal
erzählen, wo immer ich die Gelegenheit dazu habe, um das hässliche
Gesicht der israelischen Besatzung zu schildern.
Man bereitet in Israel eine neue Nakba für die Beduinen im Negev
(Naqab) vor, wo sie seit Generationen gelebt haben. Tausende will man
vertreiben, um für die Juden Platz zu schaffen. Alles einem Gesetz
entsprechend: „Prawer-Begin-Gesetz“, bisher noch nicht definitiv von
der Knesset verabschiedet, es gab eine erste Lesung.
Ich frage: Welche Blumen und was für ein Sonnenschein können diese
Schande verdecken?
Dazu kommt auch ein deutscher, ein sozialdemokratischer Beitrag: Ein
Wald für Israel als Geschenk. Ein Geschenk für diejenigen, die
Palästinenser, die Beduinen, vertreiben wollen, um anstelle ihrer
zerstörten Häuser Bäume zu pflanzen. Für diejenigen, die Olivenbäume
der Palästinenser in der Westbank entwurzeln, abhacken oder
verbrennen, so wie es neulich Siedler in dem Dorf Awarta getan haben,
nicht weit von Nablus. Ich frage: Ein Wald als Geschenk? Nein, es ist
ein Wald als Mittäterschaft!
Ein junger Amerikaner, Edward Snowden, hat die skandalösen Methoden
der amerikanischen NSA beim Spionieren auf der ganzen Welt enthüllt.
Seine heldenhafte Tat ist eine Selbstaufopferung. Er braucht Hilfe von
jedem von uns, und ich bange um ihn. Wenn ich gläubig wäre, würde ich
für ihn und sein Leben beten, gegen die Macht des Bösen.
Guantanamo, ein Synonym für den Inbegriff des Unrechts, eine kolossale
Schande für Amerika, und nicht nur für die USA allein. Es ist ein
Konzentrationslager, in dem man unschuldige Menschen gefangen hält,
jahrelang, und sie foltert, weil die Mehrheit im amerikanischen
Kongress es zulässt und laue Worte eines ohnmächtigen Präsidenten
nicht gehört werden. Der dramatische Hungerstreik vieler Häftlinge als
Aufschrei verhallt in den Ohren der tauben Welt.
Und am Ende bewundere ich die Pracht der Natur – aber mein Herz ist
bei denjenigen in Palästina, die unter der Besatzung leiden, die in
einem Käfig leben wie die Menschen in Gaza unter einer jahrelangen
Blockade. Mein Herz ist bei den gefangenen und entrechteten
Palästinensern und bei ihren Müttern und Vätern.
Und dabei denke ich auch an die Leidenden in Syrien und an viel zu
vielen anderen Orten auf dieser Welt.
Ich sage, so wie die Frauen Guatemalas, dass die Solidarität die
schönste Blume der Menschheit ist.
http://www.palaestina-portal.eu/
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Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
Center for Encounter and active Non-Violence
Wolfgangerstr. 26, A-4820 Bad Ischl, Austria,
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