[E-rundbrief] Info 730 - Rb 130 - Gaza-Blockade gebrochen, CERN

Matthias Reichl info at begegnungszentrum.at
Di Sep 16 18:10:33 CEST 2008


E-Rundbrief - Info 730 - Rb. 130 - Matthias Reichl: Peace-Boats brechen 
Gaza-Blockade; Ergänzende Infos zu CERN-Experimenten

Bad Ischl, 16.9.2008

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

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Peace-Boats brechen Gaza-Blockade

Die verschärfte Blockade des Gazastreifens durch israelische Behörden 
seit dem Juni 2007 bedroht zunehmend das Überleben von 1,5 Millionen 
Palästinensern. Achtzig Prozent von ihnen ist auf ausländische Hilfe 
angewiesen, deren Einfuhr auf dem Landweg von den Israelis nur stark 
eingeschränkt zugelassen ist und die per Flugzeug und Schiff total 
blockiert ist. (Wir haben laufend darüber berichtet- im E-Rundbrief 
ergänzend mit Texten in Englisch - zuletzt in den Infos 704, 707, 708, 
710, 712, 713, 715).

Menschenrechtsbeobachtern und Mitarbeitern in Hilfsprojekten, aber auch 
Studenten aus Europa und Amerika werden von Israel zunehmend 
Einreisevisa verweigert, vorallem, wenn sie sich an gewaltfreien 
Solidaritäts- und Protestaktivitäten beteiligen. Andererseits werden 
Palästinenser an der Ausreise gehindert, darunter auch Schwerkranke und 
Schwangere von denen eine größere Anzahl deswegen an den Grenzübergängen 
starben. Aber auch die zeitweise Blockade der Energieversorgung Gazas 
trifft die Überlebenssysteme wie Krankenhäuser, Wasser- und 
Abwassersysteme, Produktion und Verteilung von Lebensmitteln usw.

Das "Free Gaza Movement" und andere Unterstützerorganisationen wie das 
"International Solidarity Movement" und mit ihnen engagierte 
Journalisten riskierten eine spektakuläre Solidaritätsaktion für die 
Ein- und Ausreise und den ungehinderten Transport von Hilfsgütern - und 
generell gegen die israelische Blockadepolitik. Darunter Medikamente und 
Hörgeräte für Kinder, deren Gehör durch israelische Bomben und 
Überschallflüge geschädigt wurde.

Am 22. August 2008 fuhren die zwei "Peace-Boats", "Free Gaza" und 
"Liberty" von Zypern nach Gaza. Unter den 46 internationalen 
Friedensaktivisten an Bord waren der israelische Universitätsprofessor 
Jeff Halper aus Jerusalem, die 81-jährige katholische Nonne Ann 
Montgomery aus den USA sowie die Schwägerin des Nahost-Sondergesandten 
Tony Blair, die britische Journalistin Lauren Booth und ihre Kollegen 
Amy Goodman und Huwaida Arraf. Sie wurden am 23.8. nachmittags bereits 
vor der Küste des Palästinensergebiets von einem Dutzend 
palästinensischer Schiffe empfangen. Am Hafen von Gaza warteten an die 
40.000 Palästinenser auf sie. Ursprünglich hatte israelische Militär 
gedroht, die Schiffe mit Gewalt zu stoppen bis schließlich das 
Außenministerium "grünes Licht" - und die krisengeschüttelte Regierung 
Olmert - zur Landung gab.

Einige Tage später fuhren die Boote mit einem Teil der 
Friedensaktivisten und Journalisten und mit einer palästinensischen 
Familie sowie einem Wissenschafter, denen Israel die Ausreise verweigert 
hatte, nach Zypern retour. (Für Ende September ist eine ähnliche 
"Friedensbootfahrt" geplant.)

Einige im Land gebliebene Friedensaktivisten arbeiten in gewaltfreien 
Solidaritäts- und Hilfsprojekten mit und begleiten z.B. unbewaffnete 
palästinensische Fischerboote aufs Meer, wo die israelische Marine die 
6-Meilen-Sperrzone kontrolliert. Am 10.9. wurde eines von ihnen innrhalb 
der Sperrzone durch ein Militärboot gerammt, überrannt und schwer 
beschädigt. Glücklicherweise war niemand von der Besatzung an Deck, 
sonst hätte es Tote gegeben (Free-Gaza press-release, 10.9.08: "Israeli 
military gunboat rams unarmed Palestinian fishing vessel", Link siehe 
unter "Letzte Informationen").

Als weitere "Strafaktion" wird einigen Aktivisten und Journalisten - 
darunter der Britin Lauren Booth - die Ausreise auf dem Landweg 
verweigert. Der Israeli Jeff Halper, der die Initiative gegen die 
Demolierung von palästinensichen Häusern leitet, wurde festgenommen. Ihn 
erwartet ein Strafverfahren (siehe Info 712).

Die israelisch-palästinensischen Friedensinitiativen haben jahrelange 
Erfahrungen mit den Menschenrechtsverletzungen, aber auch mit der 
weitgehend untauglichen und unfähigen staatlich-diplomatischen 
"Friedenspolitik" aus der USA und der EU. Umso wichtiger war das - 
hoffentlich nicht einmalige - gewaltfreie Blockadebrechen.

Weitere Informationen: www.freegaza.org, www.gazamussleben.at, 
www.nahostfriede.at, www.fraueninschwarz.at, www.uri-avnery.de. Nach dem 
Bericht vom Rechtsanwalt und Journalisten Huwaida Arraf auf 
www.zmag.de/artikel/zwei-boote-fahren-in-gaza-ein macht der 
zynisch-aggressive Gegenkommentar einer deutschen Unterstützerin der 
israelischen Militäraktionen den fundamentalistisch-jüdischen Fanatismus 
deutlich (vor allem auf der verlinkten Homepage).

Letzte Informationen aus www.freegaza.org/ (Stand 16.9.08):

Israeli military gunboat rams unarmed Palestinian fishing vessel, 10.9.08:
www.freegaza.org/index.php?module=latest_news&id=6e1fc2b943b19ec0c7060d7201c4befe&offset=

Israel bans travel of human rights defenders
Report, Al Mezan, 11.9.08, 
http://electronicintifada.net/v2/article9823.shtml

Matthias Reichl

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Ergänzende Infos zu CERN-Experimenten

(Zur Einleitung von Matthias Reichl in Info 718)

Kritisches könnt ihr u.a. lesen bei:

LHC Kritik - Unabhängige Infoseite zu den Experimenten am 
Teilchenbeschleuniger LHC des CERN in Genf: http://lhc-concern.info/

Citizens against the large Hadron Collider: www.lhcdefense.org

Robert Jungk: Die große Maschine. Auf dem Weg in eine andere Welt. Bern 
(u.a.): Scherz, 1966, Erweiterte Auflage 1986, Heyne TB, München und 
sein Vorwort zu "La Quadrature du CERN", Genf, 1984 
(http://cui.unige.ch/isi/ssc/phys/Jungk-preface.html).

"CERN -- die Teilchenphysik in der Falle der Nato" und andere Artikel in 
"Zeit-Fragen" Nr. 31/2008 (www.zeit-fragen.ch).

Florian Rötzer: Wer hat Angst vorm Schwarzen Loch?, 1.4.08, telepolis, 
www.heise.de/tp/r4/artikel/27/27624/1.html

M.R.

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Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
Center for Encounter and active Non-Violence
Wolfgangerstr. 26, A-4820 Bad Ischl, Austria,
fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
Impressum in: http://www.begegnungszentrum.at
Spenden-Konto Nr. 0600-970305 (Blz. 20314) Sparkasse Bad Ischl,
Geschäftsstelle Pfandl
IBAN: AT922031400600970305 BIC: SKBIAT21XXX





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