[E-rundbrief] Info 594 - Ueberwachung - Demo Berlin
Matthias Reichl
info at begegnungszentrum.at
Sa Sep 8 16:51:04 CEST 2007
E-Rundbrief - Info 594 - Aufruf zur Demonstration
"Freiheit statt Angst" in Berlin am 22.9.2007 -
gegen die ausufernde Überwachung durch Wirtschaft
und Staat; Stefan Krempl (akl/c't, heise online,
1.9.2007): Zivilgesellschaft wappnet sich gegen
die Vorratsdatenspeicherung. (Siehe auch Infos 564, 585)
Bad Ischl, 8.9.2007
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
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Aufruf zur Demonstration "Freiheit statt Angst"
in Berlin am Samstag, den 22. September ab 14.30 Uhr
www.FreiheitstattAngst.de, www.vorratsdatenspeicherung.de
Bürgerrechtler rufen bundesweit zur Teilnahme an
einer Demonstration gegen die ausufernde
Überwachung durch Wirtschaft und Staat auf. Am
Samstag, den 22. September 2007 werden besorgte
Bürgerinnen und Bürger in Berlin unter dem Motto
"Freiheit statt Angst - Stoppt den
Überwachungswahn!" auf die Straße gehen.
Treffpunkt ist der Pariser Platz (Brandenburger Tor) um 14.30 Uhr.
Der Überwachungswahn greift um sich. Staat und
Unternehmen registrieren, überwachen und
kontrollieren uns immer vollständiger. Egal, was
wir tun, mit wem wir sprechen oder telefonieren,
wohin wir uns bewegen oder fahren, mit wem wir
befreundet sind, wofür wir uns interessieren, in
welchen Gruppen wir engagiert sind - der "große
Bruder" Staat und die "kleinen Brüder" aus der
Wirtschaft wissen es immer genauer.
Mit der Vorratsspeicherung der Telekommunikation
und Online-Durchsuchungen von Computern stehen
weiter verschärfte Sicherheits- und
Überwachungsbefugnisse auf der unersättlichen
politischen Agenda. Dabei bewirkt die zunehmende
elektronische Erfassung und Überwachung der
gesamten Bevölkerung keinen verbesserten Schutz
vor Kriminalität, kostet Millionen von Euro und
gefährdet die Privatsphäre Unschuldiger. Wo Angst
und Aktionismus regieren, bleiben gezielte und
nachhaltige Maßnahmen zur Stärkung der Sicherheit
ebenso auf der Strecke wie ein Angehen der
wirklichen, alltäglichen Probleme der Menschen
(z.B. Arbeitslosigkeit und Armut).
Hinzu kommt: Wer sich ständig überwacht und
beobachtet fühlt, kann sich nicht mehr unbefangen
und mutig für seine Rechte und eine gerechte
Gesellschaft einsetzen. Es entsteht allmählich
eine unkritische Konsumgesellschaft von Menschen,
die "nichts zu verbergen" haben und dem Staat
gegenüber - zur vermeintlichen Gewährleistung
totaler Sicherheit - ihre Freiheitsrechte
aufgeben. Eine solche Gesellschaft wollen wir nicht!
Um gegen Sicherheitswahn und die ausufernde
Überwachung zu protestieren, gehen wir am
Samstag, den 22. September 2007 in Berlin unter
dem Motto "Freiheit statt Angst - Stoppt den
Überwachungswahn!" auf die Straße. Treffpunkt ist
der Pariser Platz (Brandenburger Tor) um 14.30
Uhr. Der Protestmarsch durch die Stadt wird unter
anderem über den Alexanderplatz führen, bevor er
mit einer großen Abschlusskundgebung vor dem Brandenburger Tor enden wird.
Wir rufen alle Bürgerinnen und Bürger auf, an der
Demo teilzunehmen. Die Politiker sollen sehen,
dass die Bürger für ihre Freiheiten wieder auf
die Straße gehen! Auf der Demo-Homepage
www.FreiheitstattAngst.de Infos zur Demo, zu
Anreisemöglichkeiten, Möglichkeiten, mitzuhelfen
und die Liste der unterstützenden Organisationen
Unsere Forderungen
1. Weniger Überwachung
Wir fordern
* keine Totalprotokollierung von Telefon,
Handy und Internet (Vorratsdatenspeicherung),
* keine geheime Durchsuchung von Computern,
* Stopp der Videoüberwachung des öffentlichen
Raums, keine automatische Gesichtskontrolle,
* Stopp von Biometrie und RFID-Chips in Ausweisen und Pässen,
* keine Vorratsspeicherung von Flugpassagierdaten,
* kein automatischer Kfz-Kennzeichenabgleich auf öffentlichen Straßen.
2. Bestehende Überwachungsgesetze auf den Prüfstand stellen
Wir fordern eine unabhängige Überprüfung aller
seit 1968 beschlossenen Überwachungsgesetze auf
ihre Wirksamkeit und schädlichen Nebenwirkungen.
3. Stopp für neue Überwachungsgesetze
Nach der inneren Aufrüstung der letzten Jahre
fordern wir einen sofortigen Stopp neuer
Gesetzesvorhaben auf dem Gebiet der inneren
Sicherheit, wenn sie mit weiteren Grundrechtseingriffen verbunden sind.
Unterstützer (siehe www.FreiheitstattAngst.de)
Weitere Infos: http://wiki.vorratsdatenspeicherung.de/Demo
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Zivilgesellschaft wappnet sich gegen die Vorratsdatenspeicherung
1.09.2007 10:26 heise online
Nicht-Regierungsorganisationen wollen mit einer
internationalen Kampagne für Anonymisierungsnetze
und der Vorbereitung einer Verfassungsbeschwerde
der umstrittenen Vorratsdatenspeicherung von
Telefon- und Internetdaten entgegenwirken.
"Deutschland hat eine Leuchtturmfunktion" im
Kampf gegen die verdachtsunabhängige Aufzeichnung
von Nutzerspuren, erklärte Ricardo Remmert-Fontes
vom Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung am
Freitag bei einem Pressegespräch über ein
Aktivistentreffen unter dem Dach der "European
Digital Rights"-Initiative ( EDRi ) in Berlin. Es
handele sich um eines der letzten Länder in der
EU, in dem es noch nennenswerten Widerstand gegen
die pauschale Protokollierung der Telekommunikation gebe.
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Die geplanten Maßnahmen umfassen sowohl
technische Mittel zum Selbstschutz als auch ein
juristisches Vorgehen gegen die bereits
bestehenden oder geplanten politischen Vorgaben
zur Vorratsdatenspeicherung. Einen Ansatzpunkt
bildet laut Remert-Fontes die Einrichtung einer
Dachorganisation zivilgesellschaftlicher Gruppen
zur Unterstützung des Anonymisierungsdienstes
Tor. Ziel sei es, mehrere große Tor-Server
aufzusetzen. Dafür sollen unter anderem
WLAN-Hotspots zur Verfügung gestellt werden, die
als Knoten für das die Nutzerspuren verwischende
Netzwerk vorkonfiguriert sind. Für die Produktion
der Geräte im "industriellen Maßstab" hätten
"große Partner aus den USA" wie finanzstarke
Mitglieder der dortigen Bürgerrechtsgesellschaft
Electronic Frontier Foundation ( EFF) ihre
Unterstützung zugesagt. Mit dem Vorstoß solle
zugleich gerichtlich geklärt werden, "ob es ein
Recht auf anonyme Kommunikation im Internet gibt".
Laut dem ebenfalls im Arbeitskreis
Vorratsdatenspeicherung aktiven Forscher Ralf
Bendrath ist ferner eine Beschwerde beim
EU-Ombudsmann über das Zustandekommen der
EU-Richtlinie zur Aufzeichnung der Nutzerspuren
geplant. Die Folgenabschätzung der EU-Kommission
sei mangelhaft gewesen, die präzisen rechtlichen
Vorgaben dazu nicht seien nicht eingehalten
worden. Auch würden die Brüsseler Vorgaben
EU-weit "total unterschiedlich" umgesetzt. Der
Harmonisierungsansatz der Kommission sei damit
größtenteils gescheitert. Dänemark etwa fange
bereits an, entgegen der EU-Bestimmungen auch
Inhaltsdaten der Internetkommunikation zu
erfassen. Die Provider dort müssten "jeweils das
erste oder das letzte" beziehungsweise "jedes
fünfhundertste" Päckchen aus dem Datenverkehr speichern.
In Großbritannien, wo der Gesetzgeber die
Internetbestimmungen zunächst aus der
Umsetzungsregelung ausgeklammert hat, gibt es
laut Bendrath derweil Anzeichen für "zivilen
Ungehorsam" von Providern. So habe die auch als
Zugangsanbieter agierende Organisation GreenNet
angekündigt, die begehrten Verbindungsdaten
möglichst erst gar nicht erzeugen und so die
Speicherverpflichtungen zu unterwandern.
Rosemarie Will von der Humanistischen Union (HU)
machte Anmerkungen zu einem parallel abgehaltenen
Treffen mit Vertretern von Oppositionsparteien
und dem Ex-NRW-Innenminister Burkhard Hirsch zur
Abwägung der Chancen einer Verfassungsbeschwerde
gegen die Pläne der Bundesregierung zur
Vorratsdatenspeicherung. Die Juristin geht davon
aus, dass der Bundestag das entsprechende
Gesetzesvorhaben noch vor dem Entscheid des
Europäischen Gerichtshofes (EuGH) über die Klage
Irlands gegen die EU-Vorgaben verabschiedet.
Danach will die HU zunächst ihr Lobbying
innerhalb der einjährigen Frist zum Einspruch in
Karlsruhe auf ein nicht allein auf
Verfahrensregeln ausgerichtetes Urteil in
Luxemburg legen. Die Chancen dafür seien nicht
schlecht, da es zumindest auf Ebene der
Generalanwaltschaft bereits Bedenken gegen eine
zu weite Fassung der Richtlinie und die
Möglichkeit zur Einbeziehung der Vorratsdaten in
zivilrechtlichen Verfahren gegen Urheberrechtsverletzer gebe.
Sollte der EuGH die Verpflichtung zur
Vorratsdatenspeicherung nicht kassieren, sieht
Will mit den deutschen Umsetzungspläne das
hiesige Grundgefüge der informationellen
Selbstbestimmung gravierend verletzt. Die
Unterschreitung der Grundrechtsstandards sei so
groß, dass das Bundesverfassungsgericht die Sache
in Gänze überprüfen oder versehen mit eigenen
Aspekten dem EuGH vorlegen dürfte. Zudem sieht
die Rechtsprofessorin Karlsruhe am Zug, weil die
EU ihren Kompetenzbereich überschritten habe. Die
Bemühungen der HU sieht Will als Ergänzung zu der
vom Arbeitskreis Vorratsdatenspeicherung bereits
initiierten Massenbeschwerde gegen die Novelle
der TK-Überwachung. Ihre Devise: "Man muss von
vielen Seiten rangehen." (Stefan Krempl) (akl/c't)
http://www.heise.de/newsticker/meldung/95308
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Ein Bericht über das Symposium "Good Privacy" bei
der ars electronica 2007 in Linz - beim dem auch
ich teilgenommen habe - folgt demnächst.
Matthias Reichl
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Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
Center for Encounter and active Non-Violence
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