[E-rundbrief] Info 451 - Rb 122 - Zuviel Informationen über Nahostkriege?
Matthias Reichl
info at begegnungszentrum.at
Mo Sep 4 22:24:34 CEST 2006
E-Rundbrief - Info 451 - Rundbrief Nr. 122 - Matthias Reichl: Zuviel
Informationen über Nahostkriege?
Bad Ischl, 4.9.2006
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
===========================================================
Zuviel Informationen über Nahostkriege?
Matthias Reichl
Ein Experte für internationale Friedens- und Versöhnungsprojekte, mit
speziellen Israelkontakten, stellt mir seit einiger Zeit Fragen wie:
"...Seit mehreren Jahren lese ich regelmäßig Deine Mails und mir
fällt seit einiger Zeit auf, dass Informationen über andere Länder
immer weniger wurden. Jetzt konzentrierst Du Dich seit einiger Zeit
ausschließlich auf den Staat Israel. Warum?"
Wer unsere Homepage kennt, weiß, dass diese Fragen unberechtigt sind.
Meine Antwort auf die Vorwürfe:
"Warum verteidigst du als Friedensaktivist - zumindest indirekt -
noch den höchst aufgerüsteten zionistischen Militär- und Polizeistaat
Israel? Der seit Monaten diesen Krieg auch als Manövertest neuester
(völkerrechtswidriger) Waffen und Repressionsstrategien vorbereitete
und nützte (und eine Fortsetzung - und Ausweitung gegen den Iran -
ankündigte!). Wohl wissend auch um die irreversiblen und unabsehbaren
- z.T. weltweiten - Zerstörungen ökologischer Systeme (z.B. durch
DU-Waffen, Zerstörung von Boden, Meer, Infrastruktur... - warum
verhindert Israels Regierung durch ihre Seeblockade Rettungsaktionen
gegen die Ölverseuchung?) Ich brauche - neben meinen Texten - die
seitenlangen gravierenden Anschuldigungen durch UNO, Amnesty und
andere Menschenrechts- und Friedensorganisationen (darunter auch Pax
Christi International) nicht zitieren - du müßtest sie ja kennen! Ich
unterstütze auch die Forderung, die verantwortlichen israelischen und
US-Politiker und Militärs vor einen internationalen Strafgerichtshof
zu stellen.
Warum verteidigst du - zumindest indirekt - die Inhaftierung
Tausender Palästinenser (darunter Frauen, Kinder und Jugendliche),
wegen Bagatelldelikten (z.B. wegen Steinewerfen). Ein zehnfaches
"Guantanamo" - aber von den Massenmedien kaum problematisiert! Dies
hat bekanntlich die neueste Konfrontation in Gaza mit ausgelöst!
Schließlich noch eine Anmerkung zum religiösen Fanatismus. Sind es
nicht gerade die sich als "strenggläubig orthodoxe Juden"
bezeichnenden Rechtsaußenpolitiker, die selbstherrlich in ihren
Gotteshäusern beten, anschließend wieder den Friedensprozeß
torpedieren und den Krieg predigen? Sie agitieren in einer
weltweiten, unheiligen Allianz mit - politisch ähnlich orientierten -
Christen und auch Muslime.
Dass die von ihnen beherrschten Massenmedien den Stimmen von - z.T.
auch religiösen - Friedensaktivisten kaum Gehör verschaffen, beweist
zusätzlich wie antidemokratisch und inhuman dieses Regime ist.
Ich unterstütze die - berechtigten - Appelle, diese Bedrohungen durch
gewaltfreie Proteste und auch durch eine Kaufboykott israelischer
Produkte zu beantworten. Jenen, die mit Vorwürfen des Antisemitismus
kontern, werfe ich vor, mit dieser Argumentation ("Kauft nicht bei
Juden") die jüdischen Opfer des Naziregimes bedenkenlos zu
instrumentalisieren, die sich gegen diese Vereinnahmung nicht mehr
wehren können.
Auf meine kritische Anfrage zu Kriegsbeginn an die israelische
Botschaft in Wien - in der ich sie vor ihrer selbstmörderischen
Strategie warnte und auch davor, auf die Unterstützung durch die USA
zu vertrauen - bekam ich keine Antwort. Sie kam indirekt durch die
verheerenden Resultate der Angriffe auf den Libanon (aber auch auf
Palästina), deren Nachwirkungen nicht absehbar sind..."
Ergänzende Bemerkungen dazu:
Vor den weltweiten radioaktiven Kontaminierungen durch das
abgereicherte Uran (DU) warnt u.a. Ernest Sternglass in einem
Interview (http://lonestaricon.com/2006/Archives/09/news07.htm).
Gegen die US-Streubomben ("Cluster-Bombs") abgeworfen auf ca. 110
libanesische Dörfer hat u.a. Pax Christi International in einem
Schreiben an die Menschenrechtskommission der UNO protestiert
(www.paxchristi.net, 3.8.06, www.stopclustermunitions.org).
Von den USA gelieferte FAE-Artillerie-Granaten können nach Bedarf
durch die israelischen Militärs mit weissem Phosphor, Kampfgas oder
thermobarische Explosivstoffe gefüllt werden. Letzteres Material
erzeugt einen Feuerball, der allen Sauerstoff aus den Häusern,
Tunnels, Bunkern und den Lungen der Menschen heraussaugt (www.
wanemadsenreport, 22./23.7.06, www.zeit-fragen.ch v. 31.7.06,
www.planetenonviolence.org,).
Wikipedia sammelte die Berichte über Opfer auf beiden Seiten
(http://de.wikipedia.org/wiki/Israel-Libanon-Konflikt_2006#Opfer).
Über die Ergebnisse der internationale Expertenkonferenz (in Athen am
17.8.06), über die zu erwartenden Schäden durch die Ölverseuchung des
östlichen Mittelmeers und seiner Küsten, als Folge von israelischen
Bomben auf Öltanks, wurde wenig bekannt. Die israelische See- und
Luftblockade Libanons wurde kritisiert, da sie weiter die Bekämpfung
der Ölpest verhindert (http://sanayehreliefcenter. blogspot.com,
www.electronicintifada.net v. 5.8.06).
Im Schatten der Kriege wird von israelischen Behörden weiter der
Alternativnobelpreisträger Mordechai Vanunu verfolgt. Am 21.9.06
steht er erneut vor Gericht. Er hatte es gewagt trotz jahrelanger
Haft und anschließendem Hausarrest weiter gegen die Atomwaffen in
Israel und weltweit zu protestieren. Amnesty International stellte
fest, dass Microsoft die israelische Polizei bei seiner Überwachung
unterstützte. Gegen die Einschränkung der freien Meinungsäußerung im
Internet hat Amnesty eine internationale Kampagne gestartet
(www.irrepressible.info).
----------------------------------------------------------------
"Wir werfen nur saubere Bomben ab!"
Karikatur von Manfred Madlberger (leider nur in der gedruckten
Ausgabe zu sehen).
===========================================================
Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
Center for Encounter and active Non-Violence
Wolfgangerstr. 26, A-4820 Bad Ischl, Austria,
fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
Impressum in: http://www.begegnungszentrum.at
Spenden-Konto Nr. 0600-970305 (Blz. 20314) Sparkasse Bad Ischl,
Geschäftsstelle Pfandl
IBAN: AT922031400600970305 BIC: SKBIAT21XXX
Mehr Informationen über die Mailingliste E-rundbrief