[E-rundbrief] Info 375 - Alternativengipfel EU-Lateinamerika

Matthias Reichl info at begegnungszentrum.at
Di Mär 28 14:32:25 CEST 2006


E-Rundbrief - Info 375:  Presseerklärung zum Alternativengipfel EU - 
Lateinamerika/Karibik "Enlazando Alternativas 2" ("Alternativen 
verknüpfen") vom 10. bis 13. Mai 2006 in Wien

Bad Ischl, 28.3.2006

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

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Presseerklärung zum Alternativengipfel EU - Lateinamerika/Karibik vom 
10. bis 13. Mai 2006 in Wien

    Wien (OTS) - Am 23.3. wurde im Rahmen einer Pressekonferenz der 
Alternativengipfel vorgestellt. In Wien wird im Mai 2006 im Rahmen 
der EU-Präsidentschaft Österreichs ein Gipfeltreffen der Staats- und 
Regierungschefs der Europäischen Union und der Staaten Lateinamerikas 
und der Karibik stattfinden. Parallel zu diesem offiziellen Gipfel 
werden soziale Bewegungen, kirchliche Gruppen, 
Nicht-Regierungsorganisationen, Gewerkschaften und andere AkteurInnen 
aus Lateinamerika, der Karibik und Europa vom 10. bis 13. Mai 2006 in 
Wien einen Alternativengipfel abhalten:

"Enlazando Alternativas 2" ("Alternativen verknüpfen").

    Leo Gabriel, ein Vertreter der veranstaltenden Organisationen und 
selbst Mitglied der internationalen Sozialforenbewegung, betonte, 
dass "dieser Alternativengipfel die Auswirkungen neoliberaler Politik 
sowohl in Lateinamerika und der Karibik als auch in Europa aufzeigen 
möchte als auch das Netzwerk zwischen zivilgesellschaftlichen 
Bewegungen in Nord und Süd stärken soll." Zu der Verbindung zwischen 
offiziellem Gipfel und dem Alternativengipfel berichtete Gabriel, 
dass die Organisatoren in Kontakt mit dem Außenministerium stehen und 
Präsidenten aus Lateinamerika (u.a. Venezuelas Präsident Hugo Chavez 
und der Präsident von Bolivien, Evo Morales) Interesse an einem 
Kontakt bekundet haben.

Tribunal der Völker

    Während dieser vier Tage des Alternativengipfels werden die 
Verträge zwischen Lateinamerika/Karibik und der EU analysiert, deren 
Entwicklungspolitik und die Militarisierung in beiden Kontinenten in 
Frage gestellt und ein Tribunal der Völker veranstaltet, im Rahmen 
dessen die Machtmechanismen der europäischen transnationalen Konzerne 
in Lateinamerika und Europa untersucht werden sollen. "Bei diesem 
Tribunal sitzen multinationale Konzerne auf der Anklagebank. Mittels 
Zeugenaussagen von Betroffenen und Fachleuten aus verschiedenen 
Themenbereichen werden Beweise für Vergehen gegen die Menschen- und 
Arbeitsrechte, gegen Umwelt und Sozialstandards gesammelt", 
erläuterte Carlos Aguilar von der lateinamerikanischen Bewegung 
"Alianza Social Continental"

Neoliberale "Kooperationen"

    Pia Lichtblau von ATTAC verwies darauf, dass die EU in vielen 
lateinamerikanischen Ländern die wichtigste Investorin ist - im Zuge 
der neoliberalen Privatisierungspolitik haben zahlreiche europäische 
Konzerne lateinamerikanische Unternehmen aufgekauft, z.B. die 
spanische Telefónica oder die Wasserkonzerne Vivendi und Suez. 
"Darüber hinaus ist die EU auch eine der wichtigsten 
Handelspartnerinnen der südamerikanischen bzw. der Mercosur-Länder. 
Der Mercosur wickelt 25 Prozent seines Außenhandels mit der EU ab - 
und nur 19 Prozent mit den USA", so Lichtblau weiter. Die Liste der 
negativen Auswirkungen solcher Freihandelsabkommen ist besonders für 
Lateinamerika lang: Arbeitslosigkeit, prekäre Arbeitsverhältnisse, 
Zerstörung der Nahversorgung, Privatisierung der öffentlichen 
Dienstleistungen sind nur einige Beispiele. Der Grund für die Misere 
liegt aber nicht allein an der EU, sondern auch an der Politik der 
lateinamerikanischen Regierungen. Die brasilianische Agrarpolitik ist 
stark exportorientiert und somit stark auf große Agrokonzerne 
ausgerichtet, die kleinbäuerlichen Betrieben wiederum die 
Existenzgrundlage rauben. "Angesichts der Tatsache, dass weder ein 
Kleinbauer in Brasilien, noch eine Biobäuerin in Österreich von 
derartigen Verträgen profitiert", betrachtet es Lichtblau als absolut 
unerlässlich, "den Widerstand gegen diese neoliberale Form der 
"Kooperation" gemeinsam zu organisieren - gemeinsam mit 
zivilgesellschaftlichen Gruppierungen aus Lateinamerika und indem 
jeder in seiner Region dafür sorgt, dass soziale und ökologische 
Anliegen wieder vor Konzerninteressen gestellt werden."

Katholische Soziallehre

    Heinz Hödl, Geschäftsführer der der Koordinierungsstelle der 
österreichischen Bischofskonferenz für Entwicklung und Mission, 
unterstrich die engen Beziehungen mit vielen ProjektpartnerInnen in 
Lateinamerika. Insgesamt wurden etwa 2004 in Lateinamerika 804 
Projekte mit 14 Millionen Euro unterstützt. "Die KOO hilft mit, 
Alternativen zum gegenwärtigen Wirtschaftsmodell aus der Perspektive 
der katholischen Soziallehre aufzuzeigen, gemeinsam mit anderen zu 
organisieren und zu planen", erkläret Hödl und hob hervor, dass auch 
viele namhafte katholische Hilfswerke aus anderen europäischen 
Ländern - etwa Misereor (D), Cordaid (NL) oder CAFOD (GB) - und 
Partnerorganisationen aus Lateinamerika am Alternativengipfel 
beteiligt sind. Der Koordinierungsstelle und ihren 
Mitgliedsorganisationen ist es besonders wichtig, die Auswirkungen 
auf den ländlichen Raum in Lateinamerika und in Europa aufzuzeigen. 
Hödl weiter: "Auch aus Sicht der österreichischen Bauern ist es ein 
sehr wertvolles Argument zu sagen: Wir fordern eine Neuorientierung 
der weltweiten Agrarpolitik für die bäuerliche Bevölkerung in der 
Entwicklungsländern und nicht nur für die Bauern in Europa! Die 
österreichischen Bauern und Bäuerinnen erklären sich solidarisch mit 
den Bauern und Bäuerinnen in den Entwicklungsländern. Aber sie wehren 
sich gemeinsam mit den Vertretern der Entwicklungsländer gegen 
Reformen, die eine ökosoziale Landwirtschaft in Europa zerstören und 
gleichzeitig in den Entwicklungsländern verhindern".

Rechte von ArbeitnehmerInnen

    Der Österreichische Gewerkschaftsbund, wiewohl kein 
Mitveranstalter von "Enlazando Alternativas 2", beteiligt sich mit 
mehreren großen Veranstaltungen daran und begrüßt eine verstärkte 
Diskussion der österreichischen und europäischen Außen- und 
Außenwirtschaftspolitik in Öffentlichkeit und der sogenannten 
Zivilgesellschaft. Walter Sauer vom internationalen Referat des ÖGB: 
"Lateinamerika steht offenbar am Beginn des Endes der Herrschaft des 
ökonomischen Neoliberalismus, der den Kontinent seit drei Jahrzehnten 
in seine Fesseln geschlagen hat. Für die österreichische 
Gewerkschaftsbewegung, die in Österreich gegen neoliberale 
Verschlechterung der erkämpften Sozial- und Arbeitsstandards kämpft, 
ist es im Sinne internationaler Solidarität eine 
Selbstverständlichkeit, jene zu unterstützen und mit jenen 
zusammenzuarbeiten, die in Lateinamerika für höhere Sozialstandards 
kämpfen. Der ÖGB fordert die Europäische Union deshalb zu einer 
solidarischen Außen- und Außenwirtschaftspolitik gegenüber 
Lateinamerika auf!" Die Gewerkschaften richten einen 
Forderungskatalog aber auch an die Regierungen Lateinamerikas: In 
vielen Länder werden die Gewerkschaftsrechte grob verletzt. Allein in 
Kolumbien werden jährlich etwa 100 gewerkschaftliche AktivistInnen 
wegen ihrer gewerkschaftlichen Tätigkeit ermordet. Arbeitsbedingungen 
sowohl in Betrieben multinationaler Konzerne als auch nationaler 
Unternehmer/innen sind oft katastrophal - etwa in den Maquiladores 
Zentralamerikas. Sauer weiter: "Wir fordern daher gleichzeitig die 
umfassende Respektierung der Menschen- und Gewerkschaftsrechte, 
insbesondere des Rechts auf Organisationsfreiheit, in Lateinamerika."

Das Programm

    In einer Vielzahl von Veranstaltungen (Podiumsdiskussionen, 
Seminare und Workshops etc.) soll während der vier Tage dokumentiert 
werden, in welchem Ausmaß die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen von 
den internationalen Konzernen bestimmt werden. Unabhängige 
ExpertInnen, VertreterInnen von Umwelt- und entwicklungspolitischen 
Organisationen, der Kirche und AktivistInnen von sozialen Bewegungen 
möchten aufzeigen, wie sehr die gegenwärtige Wirtschaftspolitik nicht 
nur in Lateinamerika, sondern auch in Europa für eine Entwicklung 
verantwortlich ist, welche zu immer größeren Machtkonzentrationen 
führt, auf Kosten der Mehrheit der Bevölkerung und der Umwelt. Dabei 
geht es vor allem auch darum, mögliche Alternativen aufzuzeigen und 
zu diskutieren.

Die Schwerpunktthemen dabei sind:

- Neoliberale Ordnung. Wirtschaft und Gesellschaft der
    neoliberalen Globalisierung - Auswirkungen in Lateinamerika, in
    der Karibik und in Europa
- Politischer Dialog zwischen Europa und Lateinamerika im
    Zeitalter der Globalisierung
- Kooperation für Entwicklung EU-LA 2006
- Regionale Integration - Alternative Strategien für eine
    regionale Entwicklung
- Militarisierung und Menschenrechte

    Neben den vielen AktivistInnen aus Österreich, Europa und 
Lateinamerika haben folgende Personen bereits ihr Kommen zugesagt:

Jose Bové, Bauerngewerkschaft "Confédération paysanne", Frankreich
Susan George, Vizepräsidentin von Attac France
Bischof Alvaro Ramazzini, Guatemala
Gioconda Belli, Schriftstellerin, Nicaragua
Luis Bassegio, Koordinator "Grito continental" (Schrei der
Ausgeschlossenen), Brasilien
Ivo Lesbaupin, Theologe und Soziologe, Brasilien

Mittwoch 10.5.:

   9.00-10.00:     Pressekonferenz
10.00-11.30:     Eröffnungsveranstaltung von EA2
15.30 - 19.30:   Tribunal
12.00-13.30:     Eröffnung Tribunal
19.30:           Eröffnungsplenum
Kultur-Programm

Donnerstag 11.5.:
   9.00-13.30:     Tribunal
15.30 - 19.30:   Tribunal
15.30 bis 19.30: Selbstverwaltete Seminare
Kultur-Programm

Freitag 12.5.:
   9.00-10.00:     Pressekonferenz:Präsentation der Anklage durch
                   das Tribunal
10.00-11.30:     Abhaltung zweier thematischer Foren (parallel)
11.30 - 13.30:   Selbstverwaltete Seminare zu den Themen der
                   Foren
15.00 -17.00:    Zwei thematische Foren (parallel)
17.30 - 19.30:   Selbstverwaltete Seminare zu den Themen der
                   Foren
Kultur-Programm

Samstag 13.5:
   9.00-11.00:     Thematisches Forum: Politischer Dialog
11.00-13.00:     Vollversammlung und Präsentation der
                   Abschlusserklärung
Ab 14.00:        Große Abschlusskundgebung


    Alle näheren Informationen sowie Anmeldemöglichkeiten (ab Anfang 
April) unter www.alternativas.at.

Kontakt:
KoordinatorInnen: Daniela Härtl, Federico Mahrer
Plenergasse 24/7, 1180 Wien
Tel + Fax: +43-1-479 05 56
mailto:office at alternativas.at


Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
     Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
     Center for Encounter and active Non-Violence
     Wolfgangerstr. 26, A-4820 Bad Ischl, Austria,
     fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
     Impressum in: http://www.begegnungszentrum.at
Spenden-Konto Nr. 0600-970305 (Blz. 20314) Sparkasse Bad Ischl, 
Geschäftsstelle Pfandl
IBAN: AT922031400600970305    BIC: SKBIAT21XXX


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     Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
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