[E-rundbrief] Info 334 - RB 119 - Vanunu - juedische Ethik

Matthias Reichl mareichl at ping.at
Mi Dez 7 16:23:45 CET 2005


E-Rundbrief - Info 334: Rundbrief Nr. 119 - Gush Shalom (Israel): Mordechai 
Vanunu erneut verhaftet. Jüdische Ethik im israelisch-palästinensischen 
Konflikt. Den Kreislauf der Gewalt beenden, Interview mit Marc H. Ellis von 
Andrea Bistrich (November 2004). Ergänzende Anmerkungen von Matthias Reichl 
zu irreversiblen Folgen von Zerstörungen in Palästina und Israel.

Bad Ischl, 7.12.2005

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

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Mordechai Vanunu erneut verhaftet

Am 18. November wurde Mordechai Vanunu erneut an einem israelischen 
Checkpoint bei Jerusalem verhaftet. Er kam in einem palästinensischen Bus 
aus dem durch die Mauer zweigeteilten Vorort Al-Ram. Die israelische 
Polizei warf ihm vor, daß er die Reisebeschränkungen verletzt habe.

Die Friedensbewegung "Gush Shalom" fordert nun vom Innenminister Pines Paz, 
dessen Labor Party demnächst die Regierung verlässt, dass er als "gute Tat 
zum Abschied" die vielfachen administrativen Strafmaßnahmen aufhebt. 
E-mail-Adresse des Ministers: Minister of the Interior, Pines Paz, 
sar at moin.gov.il bzw. pniot at moin.gov.il.

Mordechai Vanunu vernetzt nun die Unterstützungsinitiativen selbst über 
seine Homepage www.serve.com/vanunu/. Die Gruppen in den USA und England 
haben ihre Aktivitäten beendet.

(Quelle: Gush Shalom, www.gush-shalom.org, Übersetzt und red.: Matthias 
Reichl)

Vanunus Bericht siehe Info 318

Uri Avnery kommentiert den Führungswechsel in der israelischen Labor Party 
von Shimon Peres zu Amir Peretz sehr positiv. Inzwischen hat Peretz mit 
Ariel Sharon eine Neuwahl vereinbart. Mehr dazu: Uri Avnery: "Ein großes 
Wunder" (Info 314) und "Plucking the Daisy" (19.11.2005, www.uri-avnery.de).

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Jüdische Ethik im israelisch-palästinensischen Konflikt.

Den Kreislauf der Gewalt beenden.

Ein Interview mit Marc H. Ellis

von Andrea Bistrich (November 2004)

      Marc H. Ellis ist Universitätsprofessor und Direktor des 1999 von ihm 
gegründeten Zentrums für Amerikanische und Jüdische Studien an der Baylor 
University in Waco, Texas, USA. Er hat 15 Bücher verfasst; das jüngste ist 
2003 erschienen unter dem Titel: "Israel and Palestine: Out of the Ashes, 
The Search for Jewish Identity in the 21st Century". (Israel und Palästina: 
Aus der Asche erstanden, Die Suche nach einer jüdischen Identität im 21. 
Jahrhundert - Anm. d. Übers.)

       "Juden mit Gewissen" sind in Israel oder Amerika lebende Juden, die 
das historische jüdische Leid und das gegenwärtige palästinensische Leid 
erkennen und die Beendigung der israelischen Besetzung palästinensischen 
Landes fordern, um den Kreislauf der Gewalt zu beenden, der wieder einmal 
die ganze Region betrifft.

       Ellis entwickelt die Vision eines Judentums, das sich bewusst zu 
einem ethischen Leben bekennt und auf den Prinzipien von Gerechtigkeit und 
Gemeinschaft beruht - das traditionelle Fundament des jüdischen Glaubens. 
Nur wenn die Juden wieder zu diesen ursprünglichen Prinzipien zurückfinden, 
die der militarisierte Staat Israel und das verbündete jüdische 
Establishment in Amerika verloren haben, so Ellis, kann es Hoffnung auf 
einen künftigen Frieden geben. Indem Ellis über das Vermächtnis des 
Holocaust und das Bild der Juden als Opfer einerseits und als Verfolger 
andererseits hinausgeht, gelingt es ihm, eine neue Vision dessen zu 
entwickeln, was es heute heißt, jüdisch zu sein. Erzbischof Desmond Tutu 
hat über Ellis gesagt, er liefere "einen entscheidenden Beitrag zur Lösung 
der wenigen verbleibenden hartnäckigen Probleme unserer Zeit".

Andrea Bistrich: Was meinen Sie, wenn Sie von "Juden mit Gewissen" sprechen?

Marc H. Ellis: Damit meine ich Juden, die sich weigern, die Enteignung 
eines anderen Volkes - derzeit der Palästinenser - von Land und politischen 
Rechten anzuerkennen. Ich verwende den Begriff, um zu hinterfragen, ob 
Juden, die dies zulassen oder gar rechtfertigen, nach ihrem Gewissen 
handeln und für Gerechtigkeit eintreten.

Als "Jude mit Gewissen" versuche ich die Ungerechtigkeit zu verstehen, die 
im Namen der Juden und der jüdischen Geschichte ausgeübt wird, und dagegen 
anzugehen. Wie andere "Juden mit Gewissen" kämpfe ich gegen die Vorstellung 
eines "konstantinischen Judentums", das unsere Führer in Amerika und Israel 
erfasst hat. Das konstantinische Judentum ist eine Form des Judentums, 
ähnlich wie das konstantinische Christentum, das der Idee von Staat und 
Macht anhängt. Mit der Gründung des Staates Israel und einhergehend mit der 
Notwendigkeit, seine Unantastbarkeit und sein Territorium zu verteidigen, 
hat sich die jüdische Führung mit den Mächten Israel und (US-)Amerika 
verbündet.

AB: Was sind die tieferen Ursachen für den Konflikt zwischen Israel und 
Palästina beziehungsweise dem Nahen Osten allgemein? Ist es ein religiöses 
Problem?

MHE: Es ist kein religiöses Problem. Es ist ein Kampf um Land und 
politische Rechte. Israel ist bereits etabliert. Palästina sollte im Gaza, 
in der Westbank und in Ost-Jerusalem etabliert sein. Wenngleich es auch 
weiterhin Probleme im Nahen Osten geben wird, sollte dies doch der erste 
Schritt sein, damit die Probleme gelöst werden können.

AB: Angesichts dessen, dass die Juden im Holocaust so unendliches Leid 
erlitten haben, wie können sie heute die Unterdrücker eines anderen Volkes 
sein?

MHE: Eine gute Frage, auf die es keine Antwort zu geben scheint. Ich nähere 
mich ihr mit einer Tatsache an: Als Juden unterdrücken wir ein anderes Volk 
und vertiefen dadurch gleichzeitig auch unsere eigenen Wunden. Wir Juden 
können nicht von unserem Trauma geheilt werden, indem wir anderen Menschen 
Leid zufügen. Anstatt die Frage zu beantworten, möchte ich den Kreislauf 
der Gewalt beenden, so dass wir eine andere Frage in einem neuen und 
friedlichen Kontext stellen können. Dieser Kreislauf der Gewalt kann nur 
mit der Gründung und Bevollmächtigung eines eigenen palästinensischen 
Staates beendet werden. Erst dann wird es möglich sein, ein Programm zu 
starten, das wirtschaftlichen und politischen Aufschwung bringt und es 
möglich macht, dass die Leute in einem demokratischen Staat in Frieden und 
Freundschaft mit den Nachbarn, einschließlich Israel, leben.

AB: Liegt in der Beendigung der Apartheid in Südafrika eine Lektion für Israel?

MHE: Ich weiß nicht, ob es eine solche Lektion gibt. Ich weiß aber, dass 
wir eine Apartheidsituation geschaffen haben. Die Apartheid in Südafrika 
ist vorbei. Apartheid in Israel wird es noch lange geben. Wann genau und 
wie sie beendet werden kann, geht wohl über meine Lebenszeit hinaus. Was 
jedoch heute zu meiner Zeit geschieht, ist das Ende einer jüdischen Ethik 
und ihrer Weiterentwicklung. Damit meine ich die Ausübung von 
Gerechtigkeit, die auf einer besonderen historischen Situation sowie auf 
einem ständigen Bemühen darum beruht. Das Besondere der jüdischen 
Geschichte ist ihr Fundament einer jüdischen Ethik, auf der Juden ihre 
Aktivitäten gründen und gemeinsam mit anderen Gemeinschaften zu 
Gerechtigkeit beitragen können.

AB: Wir alle wissen, dass der Holocaust zu verurteilen ist. Wenn das 
jüdische Volk jedoch weiterhin so vehement an der Erinnerung an den 
Holocaust festhält, wird es dann nicht blind für die Möglichkeiten und 
Perspektiven, die die Zukunft bereit hält? Gibt es nicht einen Punkt, an 
dem der "Preis" endgültig beglichen ist?

MHE: Die Frage ist, wie mit der Erinnerung an das Leid umgegangen wird. 
Benutzen wir die Erinnerung an den Holocaust als ein grobes Instrument 
gegen andere? Oder sehen wir den Holocaust als eine Brücke der Solidarität 
mit anderen Leidenden, insbesondere mit denen, die durch unser Verschulden 
leiden? Jede Gemeinschaft hat ihre Methoden, sich zu erinnern und sich 
Ausdruck zu verschaffen. Für Juden ist die Besinnung auf die jüdische 
Erfahrung, die auch das Leiden einschließt, essentiell. Allerdings müssen 
wir auch wissen, dass wir, haben wir einmal Macht, dazu tendieren, sie 
ebenso wie jedes andere Volk einsetzen. In diesem Sinne sind beide Arten 
der Erinnerung wichtig, um unseren besonderen Weg fortzusetzen: sich zu 
erinnern, wie wir in der Vergangenheit gelitten haben, und wie wir heute 
einem anderen Volk Leid zufügen.

AB: Wie ist die derzeitige Lage in Israel? Demonstrieren die Menschen gegen 
die Misshandlung der Palästinenser?

MHE: Es gibt einige Juden mit Gewissen in Israel, und es gab auch einige 
Demonstrationen gegen Scharons Politik. Dennoch müssen wir unterscheiden 
zwischen jüdischen Israelis, die einen konsequenten Standpunkt vertreten, 
und solchen, die die Unterdrückung nur hier und da etwas mildern wollen. 
Daher differenziere ich zwischen progressiven Juden und Juden mit Gewissen. 
Ein Beispiel: Die meisten der "Rabbis für Menschenrechte", insbesondere ihr 
Direktor Rabbi David Forman, sind progressive Juden, die sich für die 
Menschenrechte der Palästinenser, nicht aber für ihre politischen Rechte 
einsetzen. Wenngleich sie sich selbst als Gegner der israelischen Politik 
betrachten, funktionieren sie doch als politischer Arm des Staates. Jeff 
Halper dagegen setzt sich als Jude mit Gewissen ein, indem er gleiche 
politische Rechte für die Palästinenser fordert. Zwischen progressiven 
Juden und Juden mit Gewissen gibt es also einen wesentlichen Unterschied, 
denn erstere meinen es mit der Gerechtigkeit für die Palästinenser nicht 
wirklich ernst. "Juden mit Gewissen" lehnen es ab, jüdische Schuldlosigkeit 
zu proklamieren; sie erkennen Juden und Palästinenser konsequent als 
gleichberechtigt an.

AB: Wie lassen sich die Lebensbedingungen zwischen Israelis und 
Palästinensern verbessern?

MHE: Juden und Palästinenser mit Gewissen - in Israel und anderswo - 
sollten sich zusammentun. Es wird eine lange Wegstrecke zurückzulegen sein, 
weit über die nächsten Jahrzehnte hinaus. Aber es ist es wert. Vor allem in 
der Diaspora haben Juden und Palästinenser die Gelegenheit, sich selbst und 
anderen zu zeigen, dass ein rassistisch und kulturell motivierter 
Fanatismus kontextuell bedingt ist, und dass Menschen verschiedenster 
Herkunft dort, wo dieser negative Kontext nicht mehr vorhanden ist, 
friedlich zusammenleben können. Es gibt keinen anderen Weg, dies zu zeigen, 
als ihn selbst zu schaffen - in Form von Austausch, Studienzentren und 
gemeinsamen Aktivitäten. Juden und Palästinenser müssen anfangen, 
miteinander zu leben und zu arbeiten, wo immer sie gerade sind, und mit 
einer gemeinsamen Stimme solange für Gerechtigkeit einzutreten, bis 
Angriffe gegen einen von ihnen auch zu Angriffen gegen den anderen werden.

AB: Sie haben gesagt, dass die Ungerechtigkeit gegenüber den Palästinensern 
nicht nur die Palästinenser betrifft, sondern auch die jüdische Identität 
verändert. Können Sie das etwas näher erläutern?

MHE: Wir können derzeit das Ende der traditionellen jüdischen Ethik und 
Gerechtigkeit beobachten. In diesem Sinne verändert sich die jüdische 
Identität grundlegend. Auf lange Sicht gibt es keinen Grund, jüdisch zu 
sein, wenn es nicht für etwas, insbesondere für ein ethisches System steht, 
das uns von anderen unterscheidet.

Die Palästinenser rütteln an den Grundfesten unserer Identität. Daher 
bedeutet heute ein gläubiger Jude zu sein, sich mit dem palästinensischen 
Volk solidarisch zu zeigen.

AB: Können Sie bereits einen Wandel in der Einstellung der Juden zu den 
Palästinensern beobachten?

MHE: Als Kollektiv betrachtet werden die Juden ihre Sicht auf die 
Palästinenser wohl nicht verändern. Das ist für Juden aus der Sicht einer 
jüdischen Gemeinschaft wohl aussichtslos. "Juden mit Gewissen" sind 
grundsätzlich anderer Meinung. Sie haben Hoffnung auf eine Zukunft. Obwohl 
diese Gruppe nicht sehr groß ist, gibt es "Juden mit Gewissen" praktisch 
überall. Sie symbolisieren unsere Zukunft. Ob sie aber jemals zu einer 
politischen Kraft werden, ist eine andere Frage. Sollten sich die 
Kräfteverhältnisse zwischen Israel und den Palästinensern oder der 
arabischen Welt ändern oder die Vereinigten Staaten ihre eigenen Interessen 
durch eine kontinuierliche Expansion Israels bedroht sehen, dann wäre 
Israel möglicherweise zu Veränderungen gezwungen. Allerdings gehe ich nicht 
davon aus, dass dies tatsächlich geschehen wird, zumindest nicht in naher 
Zukunft.

AB: Was wäre Ihrer Meinung nach eine mögliche Lösung für eine friedliche 
Koexistenz von Israelis und Palästinensern?

MHE: Simpel: zwei Staaten für zwei Völker. Aber das geschieht nicht. Mein 
Eindruck ist, dass sich der Kampf auf den Bereich der Bürgerrechte 
verschoben hat - innerhalb des expandierenden Staates Israel - und mit 
einer fortwährenden Beschränkung des kulturellen, geographischen und 
politischen Raumes der Palästinenser einhergeht. Wenn Israel nicht 
Hunderttausende, vielleicht sogar Millionen Palästinenser vertreiben will, 
ist es das Schicksal von Juden und Palästinensern, zusammen zu leben. Die 
politische Herausforderung besteht darin, beiden Gemeinschaften 
aufzuzeigen, dass sie ihre schicksalsbedingte Situation als Möglichkeit zu 
einem gemeinsamen und produktiven Leben begreifen müssen. Aber auch das ist 
ein Langzeitprojekt und erfordert viel Mut.

AB: Kürzlich hat der Internationale Gerichtshof in Den Haag Israels Mauer 
zur Westbank für illegal erklärt, weil sie die Palästinenser in ihrem Recht 
auf Selbstbestimmung behindert. Der Internationale Gerichtshof hat den 
sofortigen Stopp des Mauerbaus gefordert. Wird Israel diese Entscheidung 
akzeptieren?

MHE. Israel wird dieses Urteil nicht akzeptieren. Aber, um ehrlich zu sein, 
Israel braucht die Mauer nicht; es hat das Land bereits eingenommen. Die 
Fakten bleiben dieselben - mit oder ohne Mauer.

AB: Halten Sie einen Prozess der Integration zwischen Juden und 
Palästinensern für möglich?

MHE: Integration und Auflösung gibt es ständig. Alles verändert sich, 
insbesondere das, was statisch zu werden scheint. Es wird keine zwei 
Staaten geben, wir haben bereits einen Staat - wenn damit die Kontrolle 
über eine ganze Region gemeint ist. Israel kontrolliert ein Gebiet, das von 
Tel Aviv bis zum Jordan reicht, und das wird lange Zeit so bleiben. Manche 
würden vielleicht sagen, dass es einer solchen Haltung an Optimismus fehlt. 
Darauf möchte ich erwidern, dass eine richtige Einschätzung der Realität 
wesentlich ist, und dass Hoffnung, wirkliche Hoffnung, aus einem 
Realitätsverständnis und dem Bemühen entsteht, eine Zukunft zu gestalten, 
die über die gegenwärtigen Aussichten hinausgeht. Slogans, die keine 
Berührungspunkte zur Realität haben, sind der Zukunft nicht zuträglich.

AB: Gibt es hoffnungsvolle Anzeichen, die darauf hindeuten, dass der 
Kreislauf der Gewalt ein Ende findet und sowohl Juden als auch 
Palästinenser eine bessere Zukunft vor sich haben?

MHE: Die Hoffnung ist unsere Gewähr - von Juden wie Palästinensern -, dass 
der Kreislauf von Gewalt und Gräueltaten noch zu unseren Lebzeiten 
durchbrochen werden kann. Das heißt auch "nein" zu sagen zu jeder Art von 
rassistischem oder kolonialem Diskurs. Juden und Palästinenser müssen 
"nein" sagen zu allem, was in ihrer eigenen Gemeinschaft Unterschiede als 
"anders" deklariert. Juden und Palästinenser mit Gewissen müssen angesichts 
der gegenwärtigen politischen Lage - und darüber hinaus - ihr Engagement 
fortsetzen. Und dabei möglicherweise auch physisches und kulturelles Exil 
in Kauf nehmen. Hier scheiden sich die Wege zum progressiven Diskurs, der 
lediglich die Unterdrückung zu kaschieren versucht. Es bedeutet aber auch 
eine Konfrontation mit der konservativen Vereinfachung der Dinge, die davon 
ausgeht, dass der Kampf der Kulturen unvermeidlich und erklärbar sei. Viele 
junge Juden und Palästinenser haben sich bereits von den Mustern der 
Vergangenheit freigemacht. Sie müssen ermutigt und unterstützt werden.

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Ergänzende Anmerkungen

Matthias Reichl, 7.12.2005

Der Vergleich mit dem Apartheidsystem in Südafrika hat noch zusätzliche 
politische Dimensionen. Ich erinnere mich an Informationen aus der 
damaligen Anti-Apartheid-Bewegung über die Mittäterschaft israelischer 
Polizeiexperten und Geheimdienstler, die mit ihren südafrikanischen 
Kollegen die neuesten Unterdrückungs- und Verhörmethoden trainierten. Dazu 
kamen noch die Waffenexporte zur "Aufstandsbekämpfung" sowie von 
Komponenten zum Bau und Test von Atomwaffen. Mordechai Vanunu hat zu den 
Atomgefahren Wesentliches aufgedeckt.

Der jüdische Befreiungstheologe Marc H. Ellis vergisst leider in diesem 
Interview die irreversiblen Folgen der Unterdrückungs- und 
Ausbeutungspolitik der israelischen Regierung zu erwähnen, die auch durch 
intensivste Aussöhnungsbemühungen beider Kontrahenten nicht beseitigt 
werden können:

Neben der Zerstörung sozialer Strukturen (Familien, Dorfgemeinschaften, 
Flüchtlinge ohne Rückkehrmöglichkeit...) ist es vor allem zerstörtes 
landwirtschaftlich genütztes Land (Ölbäume...), dessen Kontaminierung durch 
Chemikalien und anderer giftiger Stoffe (sowohl durch intensive 
Agrarindustrie als auch durch Militäraktionen), die von Israelis 
ausgeplünderten Grundwasserreserven und anderer lebenswichtiger Ressourcen. 
Dieses und noch viel mehr wird als Hypotheken über Generationen hinaus 
nicht nur die Palästinenser sondern auch die Israelis in ihrer Existenz 
bedrohen. Auch ein Regierungswechsel kann daran kaum etwas ändern.

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Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
     Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
     Center for Encounter and active Non-Violence
     Wolfgangerstr. 26, A-4820 Bad Ischl, Austria,
     fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
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