[E-rundbrief] Info 258 - Hiroshima-Gedenken 2005 - Botschaft

Matthias Reichl mareichl at ping.at
Do Jul 28 08:29:35 CEST 2005


E-Rundbrief - Info 258 - Matthias Reichl: Botschaft zum Hiroshima-Gedenken 
2005 am 6.8. 2005 in Wien. 60 Jahre nach Hiroshima/ Nagasaki (Japan), 20 
Jahre nach Tschernobyl (Ukraine). "Staatsterrorismus" durch die 
"Zeitbomben" ziviler und militärischer Atomtechnologien - an Beispielen wie 
die Kriegsfolgen im Irak und ex-Jugoslawien, die tödliche Kette vom 
Uranbergbau über AKWs und Atomwaffen bis zur "Endlagerung", die atomare 
Wiederaufbereitungsanlage Sellafield in Grossbritannien...

Bad Ischl, 28.7.2005

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

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Botschaft zum Hiroshima-Gedenken 2005 in Wien

Matthias Reichl

Im August 60 Jahre nach Hiroshima und Nagasaki, im nächsten April 20 Jahre 
nach Tschernobyl - diese Ge- und Bedenktage haben eine nicht zu 
überbietende Sprengkraft. Denn die zivil-militärischen "Bombenleger" 
handelten - und handeln weiter - im Auftrag von Staaten und Konzernen in 
einer Strategie, die die Entschärfung und gefahrlose "Entsorgung" aller 
existierenden Bomben unmöglich macht. Für viele von uns hat 1992 das World 
Uranium Hearing in Salzburg die tödliche Kette vom Uranbergbau über AKWs 
und Atomwaffen bis zur "Endlagerung" in ihren Dimensionen bewußt gemacht. 
Besonders betroffen sind indigene Völker - von den USA über Afrika und 
Asien bis in den Pazifik.

Zwei Beispiele dafür - unter vielen:

1. Johan Galtung verurteilt unmißverständlich den "geo-faschistischen 
Staatsterrorismus des US-Imperialismus, begleitet vom veralteten britischen 
Empire". Ihre "Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen Frieden und Humanität" 
manifestieren sich im Irak u.a. im "Atomkrieg mit abgereichertem, 
radioaktivem Uranium" (1). Inzwischen stellen Experten nicht nur die 
weitreichende Kontaminierung des Irak sondern auch Verfrachtungen bis nach 
Europa fest.

2. In Großbritannien: Anfang Mai (2005) wurde bekannt, dass in der 
Wiederaufbereitungsanlage in Sellafield 80.000 Liter einer radioaktiv 
verseuchten und hochgiftigen Flüssigkeit (20 Tonnen Uran und Plutonium in 
konzentrierter Salpetersäure) ausgetreten waren. Norwegen forderte 
politische Konsequenzen nach dem Vorfall. Bereits seit den 80er-Jahren gibt 
es Proteste gegen die Wiederaufbereitungsanlage.

Die Wiederaufbereitung ist einer der gefährlichsten Schritte in der 
nuklearen Brennstoffkette. Die abgebrannten Brennelemente werden mechanisch 
zerkleinert, in heißer Salpetersäure und Kerosin aufgelöst und Uran, 
Plutonium sowie andere Isotope voneinander getrennt. Viele Produkte der 
Wiederaufbereitung sind für Atomwaffen geeignet. Uran in Verbindung mit 
Plutonium (sogenannte MOX-Brennstoffe) kann auch gängige Brennelemente 
ersetzen.

Wiederaufbereitung ist keine Lösung! Die Abfallspirale dreht sich weiter 
... Ein Paradox: Die Wiederaufbereitung vervielfacht den radioaktiven 
Abfall! Nach Schätzungen entsteht bei der Wiederaufbereitung 20-mal mehr 
Abfall als die abgebrannten Brennstäbe selbst darstellen. Auch flüssiger 
Atommüll fällt an, der besonders schwierig zu handhaben ist - und 
routinemäßig deshalb einfach ins Meer gekippt wird (z.B. das radioaktive 
Technetium-99: Halbwertszeit:214.000 Jahre). Täglich werden mehr als 8 
Millionen Liter radioaktives Wasser aus Sellafield in die Irische See 
gepumpt. Die Nuklide sind an den Küsten Norwegens und Grönlands 
nachweisbar. Der Meeresboden bei Sellafield ist so stark verstrahlt, dass 
er in Deutschland als Atommüll deponiert werden müsste. Schätzungen gehen 
davon aus, dass allein aus Sellafield 250 bis 500 Kilogramm Plutonium ins 
Meer gelangt sind - 300 Gramm reichen aus, um Millionen Menschen durch 
Lungenkrebs zu töten. Beim Zersägen und Auflösen der Brennstäbe in Säure 
wird Tritium aber auch Krypton 85 in gewaltigen Mengen freigesetzt. Krypton 
85 steht im Verdacht, am Abbau der Ozonschicht mitbeteiligt zu sein (2).

Mein Schlussfolgerung daraus belege ich durch vier Beispiele unter vielen 
für das selbstmörderische "Bombenlegen" mit irreversiblen Folgen für uns 
alle: Das Scheitern der NPT-Konferenz in New York; die ungelöste 
"Dekontaminierung" weiter Gebiete in der Ukraine und durch DU-Bomben 
verstrahlte Teile von ex-Jugoslawien - die in die EU streben - (aber auch 
der Adria) sowie die weltweite Propagandaoffensive für den Bau weiterer 
AKWs - und für die verlängerte Betriebsdauer der alten. Unsere Konsequenz 
daraus: Stoppen wir mit gewaltfreiem Widerstand diesen Atomwahnsinn bevor 
er uns umbringt!

28.7.2005

(1) Johan Galtung: Human Rights and the US/UK Illegal Attack on Iraq. 
24.6.2005. www.transcend.org

(2) Mitgliederbrief Juni 2005. "atomstopp_atomkraftfrei leben!". Linz. 
www.atomstopp.at

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    Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
     Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
     Center for Encounter and active Non-Violence
     Wolfgangerstr. 26, A-4820 Bad Ischl, Austria,
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