[E-rundbrief] Info 64 - RB Nr.111 - Matthias Reichl: WTO cancunisiert!
Matthias Reichl
mareichl at ping.at
Sa Nov 1 16:18:26 CET 2003
E-Rundbrief - Info 64 - RB. Nr 111 - Matthias Reichl: WTO "cancunisiert"!
Bad Ischl, 1.11.2003
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
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WTO "cancunisiert"!
Matthias Reichl
Was wir - und eine unübersehbare Zahl von Kritikern bzw. Gegnern der
Welthandelsorganisation WTO - erhofft und gefordert haben ist nun
eingetreten. Die Ministerkonferenz im mexikanischen Cancun ist gescheitert.
Ich würde es nennen - die WTO wurde "cancunisiert"! Ob sie noch zu retten,
d.h. zu demokratisieren ist oder ob sie schon ein Stück neoliberaler
Herrschaftsgeschichte ist, wird sich noch zeigen.
Jene, die direkt in Cancun diesem globalisierten Spinnennetz unsere
alternativen weltweiten Netze und unseren gewaltfreien Protest
entgegengestellt haben und die vielen anderen die - wie wir - gleichzeitig
in ihren Regionen Unterstützerarbeit geleistet haben, können sich gemeinsam
darüber freuen.
Der Sieg über das MAI im Jahr 1999 und dessen Reaktivierung als MIA
innerhalb des GATS und als eines der "vier Singapur Themen" zeigt uns, dass
wir weiter wachsam sein müssen. Es waren die EU-Verhandler - darunter v.a.
Österreich und Deutschland - die als Hardliner diese in den Verhandlungen
von Cancun durchdrücken wollten. Damit provozierten sie die absehbaren
Opfer dieser Politik - die verarmten Länder des "Südens", aber auch die
Vertreter der sozialen Bewegungen aus Nord und Süd.
Die dafür verantwortlichen Politiker, Bürokraten und Wirtschaftsmanager
werden nun neue Versuche starten, den WTO-Prozess in einem anderen
Tarnanzug wiederzubeleben. Das müssen wir, die Basisbewegungen, verhindern.
Konkret bedeutet dies auch, dass wir mit den österreichischen
Repräsentanten wie den EU-Kommissar Fischler, Wirtschaftsminister
Bartenstein, den Chefverhandler Sektionschef Mayer und weitere involvierte
unser Mißtrauen aussprechen und deren Rücktritt fordern. So lange die
neoliberalen Seilschaften auf allen Ebenen die Politik bestimmen, ist
unsere Forderung nach einer grundlegenden Reform des internationalen
Wirtschaftssystems ein idealistischer Wunsch!
Weiters begrüße ich die Mehrheitsentscheidung der schwedischen
Bevölkerung (den Ausschlag gaben die Frauen), den EURO abzulehnen. Die
Strategien mit denen ein Großteil der EU-Finanzminister - allen voran der
erz-neoliberale Österreicher Grasser - die ökonomische und soziale Krise -
nicht nur in Deutschland und Frankreich - durch ihren harten EURO-Kurs
verschärfen, werden auch in diesem Konfliktbereich den Widerstand gegen die
asoziale Politik verstärken.
Freuen wir uns über unsere Erfolgslinie "Von Seattle bis Cancun" und
kämpfen wir weiter!
Auf unserer homepage www.begegnungszentrum.at findet ihr im Archiv in den
Infos Nr. 16, 18, 20 - 23, 25 - 33, 35, 37 und 40 weitere Berichte und
Analysen zur WTO und zur Cancun-Konferenz. (Siehe auch Info 47 und 36)
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