[E-rundbrief] Info 27 - WTO wurde "cancunisiert"!
Matthias Reichl
mareichl at ping.at
Mo Sep 15 09:49:38 CEST 2003
E-Rundbrief - Info 27
Bad Ischl, 15.9.2003
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
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Liebe Aktive!
Was wir und eine unübersehbare Zahl von WTO-Kritikern bzw. -gegnern erhofft
und gefordert haben ist nun eingetreten. Die Ministerkonferenz im
mexikanischen Cancun ist gescheitert. Ich würde es nennen - die WTO wurde
"cancunisiert"! Ob sie noch zu retten, d.h. zu demokratisieren ist oder ob
sie schon ein Stück neoliberaler Herrschaftsgeschichte ist, wird sich noch
zeigen.
Jene, die direkt in Cancun diesem globalisierten Spinnennetz unsere
alternativen weltweiten Netze und unseren gewaltfreien Protest
entgegengestellt haben und die vielen anderen - wie wir - die gleichzeitig
in ihren Regionen Unterstützerarbeit geleistet haben, können sich gemeinsam
darüber freuen.
Der Sieg über das MAI im Jahr 1999 und dessen Reaktivierung als MIA
innerhalb des GATS und als eine der "vier Singapur Themen" zeigt uns, dass
wir weiter wachsam sein müssen. Es waren die EU-Verhandler - darunter v.a.
Österreich und Deutschland - die als Hardliner diese in den Verhandlungen
von Cancun durchdrücken wollten. Damit provozierten sie die absehbaren
Opfer dieser Politik - die verarmten Länder des "Südens", aber auch die
Vertreter der sozialen Bewegungen aus Nord und Süd.
Die dafür verantwortlichen Politiker, Bürokraten und Wirtschaftsmanager
werden nun neue Versuche starten, den WTO-Prozess in einem anderen
Tarnanzug wiederzubeleben. Das müssen wir, die Basisbewegungen verhindern.
Konkret bedeutet dies auch, dass wir mit den österreichischen
Repräsentanten wie Fischler, Bartenstein, den Chefverhandler Sektionschef
Mayer und weitere involvierte unser Mißtrauen aussprechen und deren
Rücktritt fordern. So lange die neoliberalen Seilschaften auf allen Ebenen
die Politik bestimmen, ist die Hoffnung auf eine grundlegende Reform des
internationalen Wirtschaftssystems illusorisch!
Weiters begrüße ich die Mehrheitsentscheidung der schwedischen Bevölkerung
(den Ausschlag gaben die Frauen), den EURO abzulehnen. Gerade in der Art
wie der Großteil der EU-Finanzminister - allen voran der erz-neoliberale
Grasser - die ökonomische und soziale Krise nicht nur in Deutschland und
Frankreich durch ihren harten EURO-Kurs verschärfen, wird auch in diesem
Konfliktbereich den Widerstand gegen diese asoziale Politik verstärken.
Freuen wir uns über unsere Erfolgslinie "Von Seattle bis Cancun" und
kämpfen wir weiter!
Solidarische Grüße und ich hoffe auf eure weitere Unterstützung unserer
Netzwerkarbeit.
Matthias Reichl
Netzwerker und Multiplikator im weltweiten Netzwerk gegen Neoliberalismus
und Herrschaft der Konzerne
P.S. In getrennten e-mails werde ich aus der Menge von Berichten und
Analysen einige dokumentieren.
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Matthias Reichl
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