[E-rundbrief] Info 2142 - Christlicher Antimilitarismus auf der Anklagebank
Matthias Reichl
info at begegnungszentrum.at
Mo Dez 13 12:28:42 CET 2021
E-Rundbrief Info 2142 - Christlicher Antimilitarismus auf der
Anklagebank. Buchbesprechung von Dieter Kurz zu "Brot und Gesetze
brechen ".
Bad Ischl, 13.12.2021
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
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Brot und Gesetze brechen - Christlicher Antimilitarismus auf der
Anklagebank.
Herausgegeben von Jakob Frühmann und Cristina Yurena Zerr
mandelbaum verlag, Wien, Berlin
2021 ISBN 978-3-855475-902-6
*Buchbesprechung von Dieter Kurz
Das von der Filmemacherin Christina Yurena Zerr und dem katholischen
Theologen Jakob Frühmann herausgegebene Buch will uns angesichts der
in den letzten Jahren wieder zunehmenden atomaren Aufrüstung
wachrütteln und ist eine ernste Herausforderung für jede/n von uns,
wie Bruder David Steindl-Rast OSB in seinem Vorwort betont: /Einsicht,
Betroffenheit und tatkräftigen Einsatz/ können auf dem Weg zum
Überleben der Menschheit helfen.
"Der einzige Weg, den Atomkrieg auf lange Sicht zu verhindern, ist die
/völlige Beseitigung von Atomwaffen/ und ihre /völkerrechtliche
Ächtung./" So General Georg Lee Butler, von 1991-1993 Oberbefehlshaber
des gesamten US-Atomwaffenarsenals, in einem Aufruf, dem sich sechzig
Generäle und Admiräle weltweit angeschlossen haben. Seine Einsicht
entstammt der Erfahrung, die er so zusammenfasst: "Wir sind im Kalten
Krieg dem atomaren Holocaust nur durch eine Mischung von
Sachverstand,Glück und göttlicher Fügung entgangen, und ich befürchte,
das Letztere hatte den größten Anteil daran."
Kurz gesagt: Wir können uns Abstumpfung nicht leisten.
"An Dutzenden von Orten weltweit- in Raketensilos, die in unsere Erde
eingegraben sind, auf U-Booten, die durch unsere Ozeane navigieren,
und an Bord von Flugzeugen, die hoch oben an unserem Himmel fliegen,
gibt es ca. 15.000 Objekte, die die Menschheit zerstören können.
Vielleicht ist es die Ungeheuerlichkeit dieser Tatsache, vielleicht
auch das unvorstellbare Ausmaß der Folgen, was viele dazu bringt,
diese düstere Realität einfach zu akzeptieren. Die ihr tägliches Leben
führen wollen, ohne an diese Instrumente des Wahnsinns um uns herum zu
denken. Doch es ist Wahnsinn, wenn wir es zulassen, dass diese Waffen
uns regieren." Das sagte Beatrice Fihn als Laudatorin für *ICAN*- der
Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Nuklearwaffen- in ihrer
Rede bei der Verleihung des Friedensnobelpreises an ICAN 2017.
In den zehn Jahren seit ihrer Gründung gelang es dieser Kampagne
verschiedener Organisationen der Zivilgesellschaft- darunter der
Internationale Versöhnungsbund und PAX CHRISTI - nicht nur, den
Friedensnobelpreis zu bekommen, sondern auch einen UN- Vertrag zu
initiieren, in dem 112 Nationen (ohne die 9 Atommächte und die von
ihnen abhängigen Staaten) beschlossen, Atomwaffen völkerrechtlich zu
ächten und zu verbieten.
Ein großer Schritt von der Theorie zur Praxis, wie Nadja Schmidt,
Obfrau von ICAN Austria, in ihrem Beitrag zu diesem Buch betont.
Im Hauptteil des Buches finden sich die /aufrüttelnden und berührenden
Abschlussplädoyers/ der angeklagten AktivistInnen (Ordensschwestern,
Großmütter, Priester, Angestellte...) der christlich motivierten /
_Pflugscharbewegung,_/ die 2018 in den USA und in Deutschland in
Atomwaffenlager einbrachen, um mit zivilem Ungehorsam gegen Gewalt und
Autorität des Staates Widerstand zu leisten. die Konsquenz waren
Prozesse und z.T. mehrjährige Haftstrafen.
Die "Pflugscharbewegung" ist eng verbunden mit den ca. 200 "Häusern
der Gastfreundschaft" der "Catholic Worker" Bewegung , für deren
Gründerin Dorothy Day(+ 1980) es in Rom einen Seligsprechungsprozess gibt.
Außerdem versammelt das Buch Beiträge zur Frage von Abrüstung von
unten und zur Geschichte christlich-antimilitaristischen Widerstands.
Es könnte und sollte in Zeiten zunehmender Aufrüstung Impulse für eine
neue Friedensbewegung mit religiöser Motivation liefern.
Dieter Kurz
--
Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
Center for Encounter and active Non-Violence
Wolfgangerstr. 26, 4820 Bad Ischl, Austria,
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