[E-rundbrief] Info 1912 - Attac A an neue Regierung Österr.
Matthias Reichl
info at begegnungszentrum.at
Mo Dez 30 11:20:20 CET 2019
E-Rundbrief Info 1912 - Attac (A): Attac an zukünftige
(österreichische) Regierung: Klimaschutz erfordert neue Wirtschaftspolitik
Bad Ischl, 30.12.2019
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
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27.12.2019
Attac an zukünftige (österreichische) Regierung: Klimaschutz erfordert
neue Wirtschaftspolitik
Die Weichen für eine sozial-ökologische Wirtschaft müssen jetzt
gestellt werden
Kurz nach Weihnachten präsentiert das globalisierungskritische
Netzwerk Attac Forderungen an eine zukünftige Regierung. „Die
Klimaerhitzung erfordert in den nächsten fünf Jahren eine grundlegende
Änderung der Art und Weise wie wir produzieren und konsumieren. Die
künftige Regierung muss daher so rasch wie möglich die Weichen für
einen sozial-ökologischen Umbau der Wirtschaft stellen. Das betrifft
unsere Energie-, Verkehrs- und Verteilungssysteme, unsere
Landwirtschaft und die Produktion“, erklärt Alexandra Strickner von
Attac Österreich.
Öffentliche Investitionen für mehr Klimaschutz –
Liberalisierungsagenda stoppen
Eine sozial-ökologische Wirtschaft benötigt zum einen große
öffentliche Zukunftsinvestitionen in erneuerbare Energien, thermische
Sanierung sowie in öffentlichen Verkehr, Betreuung und
Daseinsvorsorge. Zum anderen braucht es Rahmenbedingungen die
sicherstellen, dass diese Bereiche öffentlich, im Interesse des
Gemeinwohls und ohne Profitdruck erbracht werden können.
Liberalisierungen im EU-Binnenmarkt in sozial-ökologisch relevanten
Infrastrukturen (Bahn, öffentlicher Nahverkehr, Energieversorgung,
Wohnen), die primär der Maximierung von Konzerngewinnen dienen, müssen
daher rückgängig gemacht werden. Die Regierung muss sich dafür auf EU
Ebene einsetzen.
Steuergerechtigkeit für sozial-ökologischen Umbau der Wirtschaft
Auch eine generelle Senkung der Abgabenquote und eine Schuldenbremse
gefährden die dringend notwendigen Investitionen.
• Um den sozial-ökologischen Umbau der Wirtschaft zu finanzieren
müssen große Vermögen und Erbschaften ab einer Million sowie Kapital-
und Unternehmensgewinne progressiv besteuert werden. Die Regierung
muss das ruinöse Dumping bei den Konzernsteuern beenden anstatt es
durch eine generelle Senkung der Unternehmenssteuer zu verschärfen.
• Höhere Steuern auf Energie und Rohstoffe - gekoppelt mit einem
Ökobonus für Haushalte mit niedrigem Einkommen - helfen den
Energieverbrauch zu reduzieren. Subventionen im fossilen Bereich
müssen gestoppt werden.
Neustart für sozial-ökologische Handelspolitik - Klimakiller
EU-Mercosur stoppen
Das gegenwärtige globale Handelsregime ist für rund ein Viertel der
weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Viele geplante
EU-Handelsabkommen wie der EU-Mercosur-Pakt würden dieses Problem
verschärfen.
• Die Regierung muss das vom Parlament beschlossene Nein zum
EU-Mercosur-Abkommen im EU-Rat bedingungslos umsetzen. Handelsabkommen
mit ähnlichen Inhalten darf kein Verhandlungsmandat erteilt werden.
• Die Regierung muss sich für ein Aussetzen aller laufenden
Handelsgespräche einsetzen. Dazu zählt auch TTIP 2.0 mit den aus dem
Klimaabkommen ausgestiegenen USA. (1)
• Die Regierung muss sich für neue EU-Leitlinien einsetzen, in denen
die Handelspolitik effektiven Klimaschutz sowie hohe Umwelt- und
Sozialstandards garantiert und den Welthandel auf ein ökologisch
tragfähiges Maß reduziert.
Klimakiller Sonderklagerechte abschaffen
Aktuelle Fälle zeigen, dass Sonderklagerechte für Konzerne auch neue
Gesetze für mehr Klimaschutz gefährden. So haben beispielsweise in den
Niederlanden die Energiekonzerne UNIPER, RWE und Vattenfall
angekündigt, gegen den von der Regierung beschlossenen Kohleausstieg
zu klagen. (1)
• Die Regierung muss daher den Energiecharta-Vertrag kündigen, auf
dessen Basis Konzerne gegen Klimaschutzmaßnahmen klagen können. (3)
• Sie muss alle Investitionsabkommen beenden, die Sonderklagerechte
für Konzerne enthalten und sich auf EU-Ebene für ein Aus dieser
Paralleljustiz in jeder Form (ISDS, ICS, MIC) einsetzen.
Agro-ökologisches Lebensmittelsystem ausbauen
Das globale Lebensmittelsystem ist in Summe für rund 44 Prozent der
globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich. „Statt mehr
Agroindustrie brauchen wir daher ein ökologisches Lebensmittelsystem
mit kurzen Transportwegen, leistbaren Lebensmitteln und fairen
Arbeitsbedingungen“, erklärt Strickner.
• Agrarförderungen in Österreich dürfen nur mehr für sozial-gerechte
und ökologisch nachhaltige Landwirtschaft und Lebensmittelsysteme
vergeben werden. Dazu zählen Projekte, die regionale
Wirtschaftskreisläufe fördern wie solidarische Landwirtschaft oder
regionale Lebensmittelvertriebssysteme.
• Die Regierung muss sich auch auf EU-Ebene für eine Reform der
Gemeinsamen Agrarpolitik einsetzen, die den Umbau der
Lebensmittelsysteme in der EU in diese Richtung sicherstellt.
Abschaffung des Emissionshandels
• Die Regierung muss sich auch für eine Abschaffung des
EU-Emissionshandels einsetzen. Die Erfahrungen seit 2005 zeigen, dass
das System zu keiner Reduktion der Emissionen führt - im Gegenteil:
Der Emissionshandel untergräbt Maßnahmen gegen die strukturellen
Ursachen der Klimaerhitzung. Es subventioniert nachweislich die
größten Umweltverschmutzer und kostet die Steuerzahlerinnen und
Steuerzahler Milliarden.
„Unser Ziel ist ein gutes Leben für alle - heute und in Zukunft
lebenden - Menschen. Wie bisher messen wir auch jede kommende
Regierung daran, wie sehr ihre konkrete Politik dazu beiträgt dieses
Ziel zu verwirklichen“, erklärt Strickner.
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(1) Der deutsche Energiekonzern Uniper bekämpft den Plan der
niederländischen Regierung bis 2030 aus Kohlestrom auszusteigen.
Uniper müsste ein Kohlekraftwerk schließen und sieht sich dadurch
enteignet. Der britische Öl- und Gaskonzern Rockhopper verklagte 2017
Italien, weil das italienische Parlament alle Offshore-Bohrungen nach
Öl und Gas in der Adria stoppte. Grund waren großer Widerstand in der
Bevölkerung, Umweltschutzbedenken und das hohe Erdbebenrisiko.
Rockhopper fordert 40 bis 50 Mio. US-Dollar Entschädigung für
getätigte Investitionen sowie 200 bis 300 Mio. US-Dollar Entschädigung
für „entgangene zukünftige Gewinne“. Der Fall ist noch nicht entschieden.
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Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
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