[E-rundbrief] Info 1201 - EU foerdert Land Grabbing

Matthias Reichl info at begegnungszentrum.at
Mi Apr 17 13:33:11 CEST 2013


E-Rundbrief - Info 1201 - FIAN Österreich/ AgrarAttac: EU fördert Land 
Grabbing und Landkonzentration in Europa - Neue Studie, 17. April 2013 
– Internationaler Tag des kleinbäuerlichen Widerstands

Bad Ischl, 17.4.2013

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

================================================

Neue Studie: EU fördert Land Grabbing und Landkonzentration in Europa

17. April 2013 – Internationaler Tag des kleinbäuerlichen Widerstands

Eine neue internationale Studie* deckt auf: Land Grabbing ist nicht 
nur ein Problem des globalen Südens sondern schreitet auch in Europa 
voran: Drei Prozent der Grundbesitzer kontrollieren die Hälfte der 
landwirtschaftlichen Flächen in Europa. Diese „Landeliten“ werden im 
Rahmen der gemeinsamen europäischen Agrarpolitik (GAP) aktiv durch 
öffentliche Gelder gefördert. Kleinbäuerliche Betriebe hingegen 
erhalten immer weniger Förderungen und werden zunehmend verdrängt.

In Spanien haben 2009 16 Prozent der größten Produzenten 75 Prozent 
der Subventionen erhalten. In Italien haben 2011 0,29 Prozent der Höfe 
18 Prozent der gesamten GAP-Förderungen für sich beansprucht. In 
Ungarn war es dagegen der Mehrheit der Kleinbauern in den ersten sechs 
Jahren nach dem EU-Beitritt rechtlich nicht möglich Förderungen zu 
beantragen 93 Prozent der ungarischen bäuerlichen Bevölkerung vom 
Fördersystem ausgeschlossen. Zusammen mit den niedrigen Bodenpreisen 
war das eine Einladung für Land Grabbing.

„Die Konzentration von Landbesitz hat sich in den letzten Jahrzehnten 
vor allem in Osteuropa extrem beschleunigt und erreicht Dimensionen 
wie in Brasilien, Kolumbien oder den Philippinen – alle bekannt für 
ihre ungleiche Verteilung von Land“, kritisiert Brigitte Reisenberger 
von FIAN Österreich. Die Studie befasst sich mit der enormen 
Landkonzentration in Spanien, Frankreich, Deutschland, Italien und 
Österreich und behandelt Fallbeispiele für Land Grabbing in Rumänien, 
Ungarn, der Ukraine, Bulgarien und Serbien. „So wie ihre Pendants in 
Äthiopien, Kambodscha oder Paraguay gehen die großflächigen Landdeals 
geheim und höchst intransparent über die Bühne.“

In der Ukraine kontrollieren die zehn größten Agrarholdings ungefähr 
2,8 Millionen Hektar, in Serbien die vier größten Landbesitzer 
zusammen mehr als 100.000 Hektar. In Rumänien sollen bereits sechs 
Prozent des Agrarlands in den Händen von transnationalen Konzernen 
sein. Der mit italienischem Kapital gefütterte Konzern Emiliana West 
Rom bewirtschaftet über 10.000 Hektar. Agro Chirnogi mit den größten 
Anteilseignern im Libanon kontrolliert stolze 20.000 Hektar. In 
Rumänien, Serbien und Ungarn sind auch österreichische Investoren 
aktiv, die sich im großen Stil Land angeeignet haben. In Ungarn 
befinden sich ungefähr 1 – 1,5 Millionen Hektar Land in den Händen von 
ausländischen Investoren, viele von ihnen aus Österreich.  Laut der 
Studie wurden in Dörfern nahe der österreichischen Grenze bereits 80 
Prozent des Agrarlandes von ihnen aufgekauft. Der Bericht dokumentiert 
auch chinesische Unternehmen in Bulgarien, oder Hedge-Fonds aus dem 
mittleren Osten in Rumänien, die in die großflächige 
Getreideproduktion drängen, um Profit aus der zunehmenden Spekulation 
mit Land und Agrargütern zu schlagen.

Der Bericht zeigt jedoch auch, dass die Menschen in Europa 
eindrucksvoll Widerstand leisten. In der Gemeinde Narbolia auf 
Sardinien kämpfen die Menschen gegen die Umwandlung von ursprünglichem 
Agrarland in riesige Solar-Gewächshaus-Projekte; in Nantes, 
Frankreich, gegen das "Notre-Dame-des-Landes“ Flughafen-Projekt. Wie 
bei vielen sozialen Bewegungen im globalen Süden kommt es auch in 
Europa immer öfter zu Landbesetzungen. In Andalusien besetzen landlose 
Landarbeiter Agrarflächen und bewirtschaften sie agroökologisch. „Auch 
in Wien hat die Initiative Solidarisch Landwirtschaften! (SoliLa!) in 
Jedlersdorf 2012 Agrarflächen der Universität für Bodenkultur besetzt, 
um die Umwandlung für kommerzielle Zwecke zu verhindern und für den 
Aufbau einer Solidarischen Landwirtschaft (CSA) zu nutzen“, erklärt 
Franziskus Forster von AgrarAttac.

„Der Zugang zu Land ist eine Grundvoraussetzung um 
Ernährungssouveränität in Europa zu erreichen. Doch die aktuelle 
EU-Agrarpolitik erschwert diesen Zugang, indem sie Landkonzentration 
und Land Grabbing fördert und verschärft“, so Irmi Salzer von der ÖBV 
- Via Campesina Austria. "Wir alle sind von der Ressource Land 
abhängig. Land muss daher als öffentliches Gut betrachtet werden. 
Zugang zu Land sollten jene bekommen, die darauf arbeiten. 
Kleinbäuerliche und ökologische Landwirtschaft muss Vorrang gegenüber 
konzentrierter, kommerzialisierter und industrialisierter 
Landwirtschaft bekommen, die nur den Profitinteressen einiger Weniger 
dient.“

* Landkonzentration, Land Grabbing und Widerstand in Europa. Studie 
der Europäischen Koordination Via Campesina (ECVC) und des Netzwerks 
„Hands-Off The Land“ (HOTL)

Zusammenfassung: 
http://www.fian.at/assets/HOTL-ECVC-Executive-Summary-FINAL-GESPERRT.pdf

Gesamte Studie und Länderfallstudien auf Anfrage: 
brigitte.reisenberger at fian.at 0699 18 33 00 33

HINWEIS: Am 24.4. werden die Mitautoren Robert Fidrich, MTVSZ/Friends 
of the Earth Ungarn und Attila Szocs, EcoRuralis, Rumänien in Wien 
sein und für Interviews zur Verfügung stehen, um über Fälle in ihren 
Ländern zu berichten.

Für Interviewanfragen und weitere Informationen kontaktieren Sie:

Brigitte Reisenberger, FIAN Österreich, brigitte.reisenberger at fian.at 
0699 18 33 00 33

Franziskus Forster, AgrarAttac, franziskus.forster at attac.at, 0650 68 
888 89

-- 

Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
Center for Encounter and active Non-Violence
Wolfgangerstr. 26, A-4820 Bad Ischl, Austria,
fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
Impressum in: http://www.begegnungszentrum.at
Spenden-Konto Nr. 0600-970305 (Blz. 20314) Sparkasse Salzkammergut,
Geschäftsstelle Pfandl
IBAN: AT922031400600970305 BIC: SKBIAT21XXX

--

Ausgezeichnet mit dem (österr.) "Journalismus-Preis von unten 2010"

Honoured by the (Austrian) "Journalism-Award from below 2010"






Mehr Informationen über die Mailingliste E-rundbrief