[E-rundbrief] Info 980 - Freiheitsappell ungarischer Kuenstler

Matthias Reichl info at begegnungszentrum.at
Mo Jan 24 16:06:12 CET 2011


E-Rundbrief - Info 980 - András Schiff/ Ádám Fischer (Ungarn): Appell
ungarischer Künstler - "An die Künstler in Europa und der ganzen
Welt". (Für die Freiheiten in Ungarn und ganz Europa.)

Bad Ischl, 24.1.2011

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

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Appell ungarischer Künstler

An die Künstler in Europa und der ganzen Welt

Wir freiheitsliebenden Künstler beobachten mit größter Sorge, in
welchem Ausmaß Ausgrenzung, Aggression gegen Minderheiten und
Intoleranz heute in Ungarn und in Europa auf dem Vormarsch sind. Viele
von uns haben lange geglaubt, dass diese Phänomene für immer der
Vergangenheit angehören und ein für alle mal ihre Salonfähigkeit
eingebüßt haben.

Stattdessen müssen wir mit Bestürzung sehen, dass diese furchtbaren
Ideen sogar innerhalb der Europäischen Union an Boden gewinnen und
immer stärker werden. Wir müssen auch feststellen, dass Ungarn, das
Land, das seit einigen Tagen die EU repräsentiert, leider auch in
dieser Hinsicht zu den Vorreitern gehört. Das Alltagsleben Ungarns ist
in erschreckendem Maße infiziert mit Rassismus gegen Roma, mit
Homophopie und Antisemitismus. Gleichzeitig wird die Freiheit der
Medien, der Kunst und der Kulturschaffenden, also die Freiheit derer,
die am wirksamsten solchen Tendenzen entgegentreten könnten, immer
stärker eingeschränkt. Ungarn hat während der EU-Präsidentschaft eine
besondere Verantwortung, überall in Europa, aber in erster Linie zu
Hause, deutlicher und vor allem viel wirkungsvoller als bisher gegen
Ausgrenzung aufzutreten und sich für die Bewahrung der moralischen
Grundwerte Europas einzusetzen.

Wir müssen aber auch uns bewusst sein, dass wir, freiheitsliebende und
humanistisch eingestellte Künstler, die die Unantastbarkeit der Würde
des Menschen wirklich ernst nehmen, diese Aufgabe nicht allein den
Regierungen überlassen können. Es ist unser aller Verpflichtung dafür
zu kämpfen, dass die Geister, die gerufen wurden, wieder verschwinden.
Diese Ideologien sind tödliches Gift für unsere Demokratien. Jeder
soll nachdenken, wie er helfen kann, unsere freiheitlichen
Gesellschaften zu schützen. Wir müssen die Ideale der europäischen
Gemeinschaft viel aktiver verteidigen, weil sie in Gefahr sind! Die
großartige Idee eines weltoffenen, friedlichen und geeinten Europas
muss auch für kommende Generationen erhalten bleiben. Und die
Ereignisse im heutigen Ungarn führen uns vor Augen, wie leicht wir
das, was für uns wichtig ist, verlieren können.

January 2011

ANDRÁS SCHIFF, Pianist ÁDÁM FISCHER, Dirigent
András ADORJÁN, Flötist, Béla TARR, Filmregisseur, Ágnes HELLER,
Philosophin, Géza KOMORÓCZY, Historiker, Schriftsteller, Lászlo RAJK,
Architekt, Miklós JANCSÓ, Filmregisseur

Daniel Barenboim wrote:

Wachsende Intoleranz und Rassismus lasten heutzutage schwer auf
unserem Gewissen. Daher unterstütze ich aus vollem Herzen Andras
Schiff, der bereits Angriffen ausgesetzt war, und Adam Fischer, die
gemeinsam einen Aufruf an alle Künstler in der Europäischen Union,
Ungarn und anderswo gemacht haben, aktiv dagegen vorzugehen.
Growing intolerance and racism weigh today heavily on our conscience.
Therefore, I fully support Andras Schiff, who was already attacked,
and Adam Fischer in their appeal to artists in the European Union,
Hungary and beyond to actively take a stand against it.

January 2011

Daniel BARENBOIM

Adam Fischer: http://haydnphil.org/en/fischer.htm

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Der bekannte ungarische Pianist András Schiff befürchtet nach seinem
Protest gegen das umstrittene ungarische Mediengesetz Repressalien in
der Heimat.

"Ich bin in Ungarn jetzt absolut persona non grata (unerwünschte
Person/Anm.), und ich glaube nicht, dass ich je wieder in Ungarn
auftreten oder auch nur einreisen werde. Ich bin ja kein Held", sagte
er der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".

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Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
Center for Encounter and active Non-Violence
Wolfgangerstr. 26, A-4820 Bad Ischl, Austria,
fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
Impressum in: http://www.begegnungszentrum.at
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