[E-rundbrief] Info 947 - Pat Mooney - Geo-Engineering

Matthias Reichl info at begegnungszentrum.at
Do Sep 9 17:38:58 CEST 2010


E-Rundbrief - Info 947 -  Pat Mooney (CDN): Gefahren des
Geo-Engineering. Ein offener Brief des Preisträgers Pat Mooney an alle
Preisträger des Right Livelihood Award („Alternativer Nobelpreis“) - und
an weitere Unterstützer.

Bad Ischl, 9.9.2010

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

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Appell gegen Geo-Engineering

Ein offener Brief des Preisträgers Pat Mooney an alle Preisträger des
Right Livelihood Award („Alternativer Nobelpreis“) - und an weitere
Unterstützer.

Pat Mooney (Preisträger 1985)

Liebe Mit-Preisträger,

in dem Vierteljahrhundert, seit ich den Right Livelihood Award erhalten
habe, hatte ich nie  das Gefühl, daß ein Thema es erfordere, allen
Mit-Preisträgern auf einmal zu schreiben. Heute jedoch schreibe ich euch
mit der Bitte um Unterstützung, um uns der neuesten und womöglich
bedrohlichsten Gefahr für die Menschen und unseren Planeten
entgegenzustellen: Geo-Engineering. Ihr werdet euch vielleicht fragen,
was Geo-Engineering ist, oder, wenn ihr schon davon gehört habt, ob
Geo-Engineering überhaupt mehr ist als eine Erfindung aus einem
Science-Fiction-Roman. Lasst es mich kurz erklären und dabei auf einige
Studien der ETC Group hinweisen.

Auch sollte ich klar machen, worum ich euch bitten möchte: Wenn ihr
einverstanden seid, bitte ich euch als Einzelperson an dem Protest auf
www.handsoffmotherearth.org teilzunehmen und euch dort einzutragen. Wenn
möglich, könnt ihr auch ein Foto von euch und eurer Hand als
‚Stopp!’-Zeichen gegen Geo-Engineering hochladen. Dieses Foto wird dann
in der schnell wachsenden Foto-Galerie auf dieser Website zu sehen sein.

In den nächsten Tagen und Wochen werdet ihr mehr über diese Kampagne
lesen können: Wir haben sie hier in Cochabamba, Bolivien, im Rahmen der
World People’s Conference on Climate Change gestartet, und sie wird uns
auch bei den wissenschaftlichen Treffen im Rahmen der
Biodiversitäts-Konvention in Nairobi und weiter bis hin zur
UN-Klimakonferenz in Cancún, Mexiko, Ende November diesen Jahres
begleiten. Ich hoffe, wir werden die Zeit haben, dieses Thema und diese
Kampagne bei unserem Treffen in Bonn zu diskutieren, wenn wir zum 30.
Jubiläum des Right Livelihood Awards zusammen kommen.

Geo-Engineering ist die absichtliche, massive Manipulation der großen
planetaren Systeme oder Ökosysteme, mit dem Ziel, den Klimawandel
aufzuhalten. Bekannte Beispiele für Geo-Engineering sind dutzende
Experimente, bei denen Harnstoff oder Eisenpartikel über große Bereiche
der Meeresoberfläche verteilt werden. Dieses soll, so die hypothetische
Hoffnung, die Blüte von Phytoplankton anregen, welche wiederum
Kohlendioxid binden könnte. Diese (oft kommerziellen) riskanten Manöver
wurden 2008 gestoppt, als es der ETC Group zusammen mit vielen anderen
Gruppierungen gelang, die 191 Mitglieder der UN
Biodiversitäts-Konvention zu überzeugen, ein einstimmiges Moratorium
über diese gefährliche Methode zu verabschieden.

Eine weitere Form von Geo-Engineering sind Änderungen in der Landnutzung
um, zum Beispiel, künstliche oder genetisch modifizierte Wälder zu
entwickeln, die (wiederum in der Theorie) Treibhausgase aufnehmen
können. Die Form von Geo-Engineering, die zur Zeit in Regierungsbehörden
und parlamentarischen oder Kongress-Komitees in Ländern wie den USA oder
dem Vereinigten Königreich am aktivsten diskutiert wird, umfasst die
Manipulation der Stratosphäre, um das Sonnenlicht zu blockieren oder zu
reflektieren, indem man beispielsweise Wolken aus Sulfatpartikeln in die
höheren Luftschichten einbringt. Dies soll die Temperatur senken.

Ich bin mir bewusst, dass diese Ideen unglaubwürdig erscheinen – und
doch werden sie ernsthaft in Betracht gezogen. Das Kopenhagener Fiasko
Ende letzten Jahres hat den Weg dafür bereitet, dass private Unternehmen
und einige große Regierungen jetzt argumentieren, eine multilaterale
Klimastrategie im Rahmen der UN sei „vom Tisch“und dass eine neue
„Koalition der Willigen“ einen Plan B anwenden müsse: Geo-Engineering.
Selbst die stärksten Befürworter des Geo-Engineerings geben zu, dass die
Manipulation der Weltmeere oder der Stratosphäre hohe Risiken birgt und
scheitern kann. Nichtdestotrotz argumentieren sie, dass die Regierungen
keine andere Möglichkeit haben. Schließlich, so betonen sie, gäbe es
schon einen Beweis, dass Geo-Engineering funktioniert: Wir haben uns ja
auch in das Schlamassel hinein „ge-geo-engineert“. Warum sollte man sich
nicht auch wieder hinaus geo-engineeren?

Wir alle sind besorgt darüber, dass der Klimawandel so schnell
voranschreitet und wir sind uns der Gefahren bewusst, die ein „Umkippen“
verschiedenen sensibler Erdsysteme mit sich bringt. Sind Geo-Engineers
nicht einfach realistisch?

Die beigefügte Zusammenfassung zeigt meiner Meinung nach in
überzeugender Weise, dass Geo-Engineering eine der schlimmstmöglichen
wissenschaftlichen Anmaßungen ist und von der Gier großer Konzerne
strotzt. Vor kurzem haben die ETC Group und die Schwedische Gesellschaft
für Naturschutz einen ausführlichen Bericht über Geo-Engineering
veröffentlicht. Dieser trägt den Titel „Retooling the Planet? Climate
Chaos in the Geoengineering Age“. Für weitere Informationen empfehle ich
euch, diesen Bericht unter www.etcgroup.org/en/node/4966 herunterzuladen.

Lasst mich kurz auf einen Punkt aus diesem Bericht hinweisen: "Könnten
Sie sich in Ihren wildesten Träumen vorstellen, dass diejenigen
Regierungen, die Jahrzehnte darauf verwendet haben, den Klimawandel zu
leugnen oder ihm auszuweichen, die es nicht geschafft haben, auch nur
den kleinsten Anforderungen des Kyoto-Protokolls gerecht zu werden, die
nicht den Mut aufbringen, die Bevölkerung dazu aufzurufen, ihren
Lebensstil zu ändern, dass diese Regierungen die Integrität oder den
Intellekt besitzen, die Weltmeere oder die Stratosphäre so zu verändern,
dass es für die Umwelt tragbar und für die Gesellschaft gerecht ist?
Sollten diese Regierungen am globalen Thermostat drehen dürfen?"

Die H.O.M.E.- Kampagne ("Hands off Mother Earth"/ "Hände weg von Mutter
Erde") wird diese Woche während der World People’s Conference on Climate
Change in Cochabamba, Bolivien, vorgestellt. Wir bitten die Unterstützer
von H.O.M.E., sich auf unserer Internetseite einzutragen und uns
digitale Fotos mit ihrer Hand als "Stopp!"- Zeichen gegen Geo-
Engineering zu schicken. Viele schreiben auch eine kurze Nachricht auf
ihre Hand, zum Beispiel "Hands Off Mother Earth" oder einfach das Wort
HOME oder etwas Ähnliches in ihrer eigenen Sprache.

Weitere Informationen zu dieser Kampagne findet ihr auf unserer
Internetseite www.handsoffmotherearth.org, die am 22. April 2010 online
gegangen ist. Ihr könnt uns unterstützen, indem ihr euch auf dieser
Seite eintragt, eine Email an join at handsoffmotherearth.org schickt oder
euch bei mir meldet...

Mit freundlichen Grüßen,

Pat Mooney,

RLA 1985

http://www.kurswechseln.de/aufrufandielaureaten.html

www.handsoffmotherearth.org

www.etcgroup.org/en/node/4966

-- 

Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
Center for Encounter and active Non-Violence
Wolfgangerstr. 26, A-4820 Bad Ischl, Austria,
fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
Impressum in: http://www.begegnungszentrum.at
Spenden-Konto Nr. 0600-970305 (Blz. 20314) Sparkasse Bad Ischl,
Geschäftsstelle Pfandl
IBAN: AT922031400600970305 BIC: SKBIAT21XXX





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