[E-rundbrief] Info 644 - Robert Jungk Mensch und Natur
Matthias Reichl
info at begegnungszentrum.at
Mi Jan 30 09:29:00 CET 2008
E-Rundbrief - Info 644 - Robert Jungk: Schutz dem Menschen - Schutz der
Natur (1961); Zitate.
Bad Ischl, 30.1.2008
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
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Schutz dem Menschen - Schutz der Natur
Robert Jungk
(1961)
...Ich bin darüber erschüttert, in welchem rapiden Tempo diese
Zerstörung Europas durch den Wiederaufbau vor sich geht. Ganze
Landstriche und Städte werden verwüstet...
Ist es denn notwendig, daß unsere Flüsse vergiftet, daß unsere Luft
verpestet wird? Ist es denn notwendig, daß unsere Wälder abgeholzt,
unsere Wiesen zu Ödland verwandelt werden müssen? All das wäre nicht
notwendig. Es ist heute möglich, den Fortschritt und den Schutz der
Natur miteinander zu versöhnen, wenn man nur ein wenig guten Willen hat,
wenn man nur, und das ist das, was unserer Zeit am meisten fehlt, ein
wenig Liebe hat. Diese Liebe fehlt den meisten Unternehmern, sie denken
nur an Gewinn, sie wollen nur möglichst schnell etwas hinstellen und sie
denken nicht daran, daß sie damit ihren Kindern und Kindeskindern etwas
wegnehmen, das nicht zu ersetzen ist. Denn ein Wald, der einmal
abgeholzt ist, ist abgeholzt, die Wiese, die einmal zerstört ist, ein
Stück Sumpfland, das um jeden Preis trocken gelegt wird, all das ist
nicht wieder herzustellen. Wir haben einen Prozeß vor uns, einen Prozeß
der Naturzerstörung, und dieser Prozeß muß uns zur Abwehr aufrufen.
Seit Jahren nehme ich am Kampf gegen die atomare Rüstung teil. Die
Atombombe ist ... in Wirklichkeit der ausgeprägteste Ausdruck unserer
Lieblosigkeit, unserer neotechnischen Brutalität. Die Atombombe ist das
deutlichste Beispiel für einen blinden Fortschritt. Und wir, wir
Menschen, denen daran liegt, Fortschritt und Menschlichkeit miteinander
zu verbinden, wir müssen für einen sehenden Fortschritt kämpfen. Das
heißt, alle Attentate auf das Lebendige abwehren, alle diejenigen, deren
Motive nur Gewinn, nur die Macht ist, in ihre Schranken weisen.
Aus der Rede auf der Tagung des Hauptausschusses der
Naturfreunde-Internationale in Stuttgart 1961, erstmals veröffentlicht
in: Ökopax und Anarchie. Die Geschichte der ökologischen Bewegungen in
Deutschland. Hg. v. U. Linse, dtv TB Nr. 10550, München 1986, S. 59
In dieser Auswahl in: Robert Jungk: Schutz dem Menschen - Schutz der
Natur (1961), in: Robert Jungk/ Matthias Reichl: ...damit wir nicht
untergehen. 1992, Verlag edition sandkorn (S. 55 f)
Weitere Zitate:
Wer heute zu Fuß oder im Zug durch Deutschland reist, dem wird es klar,
dass ein moderner Krieg, wenn auch nicht Ende des Lebens, so doch das
Ende der Kultur und der Zivilisation der Besiegten bedeutet. ... Es gibt
einen Grad des Leidens und der Verelendung, in dem jeder schöpferische,
sittliche und spirituelle Aufschwung gelähmt bleibt. Dieser Grad aber
ist in weiten Gebieten Deutschlands erreicht. Die Manifestationen eines
,neuen Geistes' sind denn auch bemerkenswert schwächlich, kraftlos und
ohne jede Originalität.
In: Deutschland von außen, München 1990, S. 257 f. (Artikel: "Deutsches
Menetekel", 28.12.1945)
Die "Eroberung der Zukunft", wie die Industrieplanung sie betreibt,
reicht fast überall in die Sphäre der Politik hinein. So kann es kaum
wundernehmen, dass die Industrie in wachsendem Maße versucht, auch in
den politischen Bereich aktiv einzugreifen. Andererseits fragt die
Politik ständig bei der Wirtschaft zurück, mit welchem Kräftepotential,
sie zur Durchführung ihrer Ziele rechnen kann. Die nächste logische
Etappe des Griffs nach dem Kommenden ist daher die Ausdehnung der
"wissenschaftlichen Prophezeiung" in die politische Sphäre.
In: Die Zukunft hat schon begonnen, Stuttgart 1952, S. 275
Zivilisationspessimismus ist nicht mehr nur die modische Pose eines
kleinen Kreises von Künstlern und Intellektuellen, sondern der weit
verbreitete Ausdruck tiefer Besorgnis und erwachender Kritik geworden.
In: Die Zukunft hat schon begonnen. 1952. S. 17 u. 18
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Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
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