[E-rundbrief] Info 326 - RB 119 - Armutskonferenz Oesterreich
Matthias Reichl
mareichl at ping.at
Mo Dez 5 13:21:30 CET 2005
E-Rundbrief - Info 326: Rundbrief Nr. 119 - 6. Österreichische
Armutskonferenz (19. / 20. Oktober 2005); Werbe-Verbot für US-Sozialkampagne.
Bad Ischl, 5.12.2005
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
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6. Österreichische Armutskonferenz (19. / 20. Oktober 2005)
Mythen blockieren Herz und Hirn
Ökonomische und gesellschaftliche Mythen verhindern erfolgreiche
Armutsbekämpfung: Sozial ist Arbeit, von der man leben kann.
"Die soziale Herkunft bestimmt nach wie vor die Zukunftschancen von
Kindern. Aus armen Kindern werden arme Eltern aus reichen Kindern reiche
Eltern.", korrigiert die Armutskonferenz den Mythos "Wer will kann gewinnen".
Gleichzeitig hätten Personen mit Pflichtschulabschluss aber ein 20
-prozentiges Armutsgefährdungsrisiko, mit Matura oder mittlerer Schule
liege es mit 10 Prozent nur halb so hoch. Personen mit
Pflichtschulabschluss würden eine Beschäftigungsquote von nur 50 Prozent
aufweisen, mit Uni-Abschluss dagegen von 83 Prozent. (Die Studien beziehen
sich auf Daten des Europäischen Haushaltspanels und der SILK-Erhebung).
Der in Cambridge lehrende Ökonom Amartya Sen, der für seine Arbeiten mit
dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, argumentiert in einer Grußbotschaft an
die Armutskonferenz, dass es um die "Fähigkeit gehe, Güter in Freiheiten
umzuwandeln". Und zwar "in Freiheiten von Menschen, ihre Vorstellungen von
einem guten Leben zu verwirklichen". Güter sind begehrt um der Freiheiten
willen, die sie einem verschaffen. Im Alltag der Armen gibt es keine
Armutsgrenze. Sie erfahren Armut als Lebenslage des Mangels. Armut bedeutet
einen Mangel an Möglichkeiten, um in den zentralen gesellschaftlichen
Bereichen zumindest in einem Mindestausmaß teilhaben zu können: Wohnen,
Gesundheit, Arbeitsmarkt, Sozialkontakte, Bildung. Armut ist ein Mangel an
"Verwirklichungschancen" eines Menschen, "ein Verlust an substantiellen
Freiheiten", so Sen.
Der Anstieg der Armut in Österreich ist kein Naturgesetz. Armut muss und
darf nicht fassungslos hingenommen werden. Zahlreiche Mythen über
ökonomische Zusammenhänge verstellen den Blick auf not-wendende soziale
Reformen und Alternativen. Mit dem Argument "Wir können uns das nicht mehr
leisten" wird das Ende des Sozialstaats beschworen. Unter dem Motto:
"Hauptsache Arbeit!" werden prekäre Arbeitsplätze verteidigt und Bemühungen
um sinnhafte, qualitätvolle und fair verteilte Arbeit zum Luxus erklärt.
"Wer will, kann gewinnen" lautet die Devise, mit der soziale Ungleichheiten
als individuelles Versagen stigmatisiert werden. Unter dem Schlagwort
"Fordern, Fördern, Strafen" werden soziale Organisationen angehalten, Armut
zu "managen" statt zu bekämpfen.
Die 6. Armutskonferenz will diese und weitere Mythen entlarven und Entwürfe
für eine erneuerte Politik des Sozialen aufzeigen. Die Konferenz schlägt
Modelle der Grundsicherung vor, fragt nach Strategien für einen
europäischen Sozialstaat, erläutert wie Bildungschancen unabhängig von
sozialer Herkunft gewährleistet werden können und betont die Bedeutung
öffentlicher sozialer Dienstleistungen für die Armutsbekämpfung. Sie
präsentiert erfolgreiche Projekte der "Arbeitsintegration", formuliert
Maßnahmen zur Verminderung eines erhöhten Krankheitsrisikos, erwägt Modelle
des Social Banking, setzt auf die Stärke der Schwachen und stärkt die
Zusammenarbeit europäischer Armutsnetzwerke für ein soziales Europa.
"Armutsbekämpfung ist möglich. Armut ist vermeidbar."
(Zitate aus Presseaussendungen der 6. Armutskonferenz 2005.)
Die Armutskonferenz, Netzwerk gegen Armut und soziale Ausgrenzung,
Gumpendorferstraße 83, 1060 Wien, Tel. 01-4026944-11, E-mail:
office at armutskonferenz.at
Volltexte auf der Homepage: www.armut.at
Werbe-Verbot für US-Sozialkampagne
Mit einer spektakulären Sozialkampagne sorgte MTV in den USA für Wirbel.
Drei Motive stellen die 2863 Opfer der Terroranschlags am 11. September
2001 in Zusammenhang mit Millionen Hungernden, Obdachlosen und
Aidsinfizierten in aller Welt. Die Kampagne wurde nach nur einer
Ausstrahlung von der US-Regierung verboten.
(aus "TV-Spielfilm" Nr. 24/05)
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Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
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