[E-rundbrief] Info 197 - Neue US-Space-Kriegsplaene
Matthias Reichl
mareichl at ping.at
Do Feb 3 23:06:44 CET 2005
E-Rundbrief - Info 197 - Bruce K. Gagnon: Neue Vision des Pentagon
verändert die (US-)Kriegspläne. Die Rolle der Weltraumtechnologie.
Bad Ischl, 3.2.2005
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
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Neue Vision des Pentagon verändert die Kriegspläne
Von Bruce K. Gagnon
Zur Zeit vollzieht sich eine Veränderung im Pentagon. Das Militär der USA
verwandelt sich zunehmend in einen globalen Öl-Schutzdienst. Der
Kriegsminister Donald Rumsfeld hat einen "Strategie-Jungen", der die
Aufgabe hat, den hochrangigen militärischen Offizieren aus allen Sparten
der Dienste und bis zu den höchsten CIA-Funktioniären diese neue Art der
Kriegführung beizubringen. Thomas Barnett ist Professor am
Marine-Kriegs-Kolleg in Rhode Island. Er ist der Verfasser des umstrittenen
Buches "The Pentagon's New Map", welches "unangepasste Lücken, weiße
Flecken" auf der Welt identifiziert, die der vereinigten Globalisierung
Widerstand leisten. Barnett definiert diese Lücken als Teile von
Lateinamerika, Afrika, dem Nahen Osten und Zentralasien alles
Schlüsselregionen für die Welt-Ölproduktion.
In dem, was Barnett einen "Großen Marsch der Geschichte" nennt, verlangt
er, das Miltär der USA müsse umgewandelt werden, um vorsorglich die Lücken
zu kontrollieren, sodaß die USA die globale Verteidigung der Ressourcen,
der Menschen, der Energie und des Geldes "regulieren" können. (Es wird seit
langem vorausgesagt, daß die Kluft zwischen Reich und Arm auf der Welt sich
weiterhin vergrößern wird, und daß das Pentagon sich angewöhnen wird, zum
Nutzen der allgemeinen Globalisierung den "Stiefel auf dem Genick" der
Leute der Dritten Welt zu halten.)
Barnett sagt voraus, daß der Unilateralismus der USA "unvermeidlich zum
Krieg führen wird". Als er sich bei einer kürzlichen Vorstellung auf Hitler
bezog, erinnerte Barnett seine militärischen Zuhörer daran, daß der
Nazi-Führer niemals um Erlaubnis fragte, ehe er andere Länder überfiel. So
haben wir also das Ende des Multilateralismus.
Barnett argumentiert, die Tage der Gespräche über Waffen und internationale
Verträge seien vorbei. "Es ist kein Geheimnis, wohin wir uns bewegen", sagt
er, wenn er vom Verteidigungsministerium ein "neues Ordnungsprinzip"
verlangt. Barnett hält daran fest, daß, während Arbeitsplätze aus den USA
verschwinden, der wichtigste Exportartikel der Nation die "Sicherheit" sein
werde. Die globale Nachfrage nach Energie werde es nötig machen, daß die
Vereinigten Staaten die ölproduzierenden Regionen kontrollierten. "In 20
Jahren werden wir in Zentralafrika kämpfen", sagt Barnett voraus.
Um diese neue militärische "Vision" zu erfüllen, besteht Barnett darauf,
das Militär der USA müsse sich von der oft wetteiferenden Mischung von
Luftwaffen-, Marine- und Armeediensten trennen, hin zu einem Militär mit
nur zwei Basiseinheiten. Die eine nennt er Leviathan, den er als "kick
ass", Kriegführer, Sondereinheit bezeichnet und nicht dem Internationalen
Strafgerichtshof unterworfen sehen will. "Gib uns deine wütenden
18-19jährigen Videospieler als Leviathan-Streitkraft. Eines Tages wird ein
Land durch Leviathan erobert", sagt Barnett, dann würden die USA eine
Militärmacht haben, die er die Verwaltung des Systems nennt. Diese Macht
beschreibt er als "proconsul" des Weltreichs: die Stiefel auf der Erde,
eine Polizeimacht zur Kontrolle der lokalen Bevölkerung. Diese Gruppe, sagt
Barnett, "wird nie mehr nach Hause zurückkehren."
Im wesentlichen wird Barnetts Plan schon heute durchgeführt. Neue,
schnelle, flexible und wirksame Einsatzkräfte für Orte mit
Raketenabschußrampen werden jetzt entwickelt, um die Lücke zu
kontrollieren. Während der nächsten zehn Jahre wird das Militär 35 % der
ausländischen Stützpunkte des Kalten Krieges verlassen, da es versucht mit
dem Netzwerk die offenen Stellen der "unangepaßten Lücke" auszufüllen. Wenn
die geplanten Veränderungen einmal durchgeführt sind, so wird das Ergebnis
die grundlegendste "Neuordnung" der US-Militärstreitkräfte in Übersee sein,
seit die gegenwärtigen globalen Einrichtungen vor 50 Jahren geschaffen
worden sind.
Nach Aussagen von Michael Klare, Professor für Friedensstudien am Hampshire
College "riskieren amerikanische Truppen täglich ihr Leben, um den Ölfluß
zu schützen. In Kolumbien, Saudi-Arabien und in der Republik Georgien
verbringt US-Personal Tage und Nächte, um Ölleitungen und raffinerien zu
schützen, oder um die lokalen Streitkräfte, die diesen Auftrag haben, zu
überwachen."
Klare führt weiter aus, "das Pentagon hat seine Waffenlieferungen an die
Armeen von Angola und Nigeria erhöht und hilft, ihre Offiziere und weiteres
Personal auszubilden, während Beamte des Pentagon angefangen haben, nach
dauerhaften Stützpunkten in den besagten Regionen Ausschau zu halten. Sie
lenken ihr Augenmerk hauptsächlich auf Senegal, Ghana, Mali, Uganda und
Kenia." Das Wall Street Journal hat berichtet, daß "für die US-Streitkräfte
eine Schlüsselaufgabe (in Afrika) sein werde zu garantieren, daß Nigerias
Ölfelder, die in der Zukunft ca. 25 % aller US-Ölimporte ausmachen werden,
sicher sind."
Einheiten der Nationalgarde in den USA bekommen jetzt die Aufgabe, mit
jeder Nation des afrikanischen Kontinents Beziehungen zu entwickeln.
Die Rolle der Weltraumtechnologie
Die Regierung Bush untersucht auch die Möglichkeit, das entstehende
Raketenabwehrsystem nach Osteuropa auszudehnen, als Element der
strategischen Eindämmungspolitik (Containment) hinsichtlich Rußland, China
und dem Nahen Osten. Das Pentagon hat mit Ungarn, Rumänien, Polen und der
Tschechischen Republik wegen einem oder mehreren neuen
Raketenabwehrstützpunkten verhandelt. Der ölreiche Iran soll von
Raketenabwehrposten eingekreist werden, in Aserbeidschan, Turkmenistan, im
Irak und in Afghanistan.
Um all dies zusammenzubringen, braucht das Pentagon "Gottes Auge zur
Übersicht der Welt". Ein neues "Internet am Himmel" wird jetzt eingerichtet
für die Kriege der Zukunft. Es wird wohl über 200 Milliarden Dollar kosten.
Das neue Web würde Kriegsmaschinen und Militärstreitkräften eine gemeinsame
Sprache geben, die augenblicklich eine Enzyklopädie todbringender
Informationen über alle Feinde sprudeln ließe.
Nach Aussagen von Art Cebrewski, Direktor des Pentagon-Büros für
Restrukturierung der Streitkräfte, sprechen wir "wirklich über eine neue
Kriegstheorie".
Das Militär wünscht "alles, was für uns interessant ist, zu jeder Zeit" zu
wissen, sagt ein Pentagon-Mitglied. Militärischer
Spionagedienst einschließlich der geheimen Satelliten-Überwachung, die
fast die ganze Erde bedeckt - wird in das Kriegsnetz eingefügt und an die
Truppen weitergegeben.
"Das wesentliche der netzzentrierten Kriegführung ist unsere Fähigkeit,
eine Kriegsstreitmacht überall, zu jeder Zeit, zu stationieren.
Informationstechnologie ist der Schlüssel dazu."
Die militärische und wirtschaftliche Kontrolle der weißen Flecken hängt ab
von einem System vernetzter Computer. Wenn man Waffen, den geheimen
Nachrichtendienst und Soldaten in einem globalen Netzwerk zusammenfaßt was
militärisch netzzentrierte Kriegführung genannt wird so wird das das
Militär in derselben Weise verändern, wie das Internet Geschäft und Kultur
verändert hat. Der Autor lebt in Brunswick, Maine, U.S.A.
Quelle: Space Alert, Winter 2005 , Übersetzung: Heidi Schimpf
aus: "Der Pazifist" Nr. 199, Jänner 2005, www.dialog-international.org
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Matthias Reichl
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