[E-rundbrief] Info 2123 - Weltkongress des International Peace Bureau (IPB)

Matthias Reichl info at begegnungszentrum.at
So Okt 24 15:55:36 CEST 2021


E-Rundbrief Info 2131 - Weltkongress des International Peace Bureau 
(IPB), Barcelona, 15. - 17.10.2021

Bad Ischl, 24.10.2021

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

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Bericht vom Weltkongress des International Peace Bureau (IPB).

"(Re)Imagine our World: Action for Peace and Justice!"

Reiner Braun

22. Oktober 2021 um 12:00

Ein Artikel von Reiner Braun | Verantwortlicher: Redaktion

Das Folgende ist der Bericht des Geschäftsführers des Internationalen 
Friedensbüros (IPB), Reiner Braun, über den Weltkongress des IPB, der 
vom 15. bis 17. Oktober in Barcelona stattfand. Reiner Braun war 
maßgeblich an der Organisation des Kongresses beteiligt. Hier sein 
Resümee. Albrecht Müller.

Was für ein Kongress!!! Annäherung an eine Auswertung.

Mehr als 900 Teilnehmer:innen präsent in Barcelona und mehr als 1.700 
online zeigt das gewaltige internationale Interesse an diesem 
Friedensweltkongress.

Es war der richtige Kongress, zur richtigen Zeit, in der richtigen Stadt.

Barcelona zeigte sich durch die Tagungsorte Universität und 
Kongresszentrum als großartiger Tagungsort, aber ganz besonders durch 
die friedenspolitisch geprägten Eröffnungsreden der Bürgermeisterin 
von Barcelona, Ada Colau, und des Präsidenten von Katalonien, Peres 
Aragones. Deutliche Worte für mehr aktives städtisches und 
Regierungsengagement für den Frieden. Eine eindringliche Aufforderung 
zur Kooperation, nur so kann die planetarische Krise überwunden werden.

Die aktuelle politische Situation, besonders die wahnsinnige 
Aufrüstung, die Konfrontation, aber auch die Umwelt-Katastrophe und 
die dramatische soziale weltweite Ungerechtigkeit erforderten klare 
friedenspolitische Antworten der Kooperation und der Abrüstung. Die 
Abschaffung aller Atomwaffen stand genauso im Mittelpunkt wie die 
Herausforderungen der Klimaveränderungen und die soziale Gerechtigkeit 
in ihrer ganzen Vielfalt. Das Programm und die Rednerinnen und Redner 
widerspiegelten diese Vielfalt, diese Unterschiedlichkeit der Zugänge 
zum Friedensthema. Die aktuelle Pandemie-Situation machte die 
Vorbereitung und Durchführung schwierig und verhinderte die präsente 
Teilnahme aus verschiedenen Teilen der Welt. Die Online-Präsenz half, 
aber sie ersetzt niemals das persönliche Treffen!

Die Atmosphäre der Solidarität im gemeinsamen Ringen um Frieden in 
seiner ganzen Vielfalt prägte diesen emotionalen, aber auch 
politischen und begeisternden Kongress. Der Kongress sprühte vor 
Energie: Er hatte und er gab Energie!

Es war das Argument, es war das Miteinander, das gemeinsame und das 
Suchen nach mehr Aktionen, die sich in den Plenarvorträgen und den 
über 50 Arbeitsgruppen widerspiegelten.

Friedenspolitik ist Umweltpolitik und Klimagerechtigkeit – wer konnte 
das überzeugender darstellen als Vandana Shiva. Die Herausforderungen 
der Klimagerechtigkeit, was weit mehr ist als „die Klimaerwärmung in 
den Griff zu bekommen“, durchzog den Kongress in den Plenar- und 
Arbeitsgruppen. Das Ende von Hunger und Armut ist zentrale 
Notwendigkeit, wenn Gerechtigkeit das Ziel ist. Es gibt keine 
Gerechtigkeit ohne Frieden und keinen Frieden ohne Gerechtigkeit, 
diese Gedanken von Sharan Burrow, Generalsekretärin des 
Weltgewerkschaftsbundes, und von Lula da Silva, dem ehemaligen und 
hoffentlich neuen Präsidenten von Brasilien, waren prägend, 
beeindruckend und verdeutlichen die dramatischen Gefahren, denen 
Mensch und Natur gegenüberstehen. Dies alles verlangt ultimativ die 
Abschaffung aller Atomwaffen. Wer konnte dieses eindrucksvoller zum 
Ausdruck bringen als Beatrice Finn von ICAN und Wada Masako, 
Überlebende aus Hiroshima. Die Gefahren der Konfrontation dieser Welt 
wurden intensiv u.a. durch Zhao Tong aus China und Alexey Gromyko 
verdeutlicht sowie besonders von Noam Chomsky in seinem Video 
unterstrichen.

Der Kongress war jung und weiblich, er wurde dominiert von der jungen 
Generation auch als Rednerinnen und Rednern, 40% waren unter 40 Jahre. 
Stellvertretend für viele sei nur an die beeindruckenden Beiträge von 
Amani Aruri aus Palästina, von A-Young Moon aus Süd-Korea, von Vanda 
Proskova aus der Tschechischen Republik und von Shristy Aware aus 
Indien erinnert. Das IPB Jugendnetzwerk war ein unverzichtbar 
wichtiger Teil dieses Kongresses.

Unverzichtbar für den Kongress und seine große Ausstrahlungskraft 
waren sicher die Beiträge von Bina Nepram aus Indien zu Repressionen 
gegen Indigene, von Shirine Jurdi aus dem Libanon zur Situation in 
ihrem Land und von Lisa Linda Natividad aus Guam zu US-Militärbasen.

Die genannten Namen sind eine Auswahl aus der Vielzahl großer und 
inhaltsreicher Beiträge auf diesem Kongress der Solidarität und der 
Gemeinsamkeiten. Vielleicht sind gerade die nicht Genannten die, die 
am meisten beigetragen haben!

Die über 50 Arbeitsgruppen – hybrid durchgeführt – brachten nicht nur 
eine beeindruckende Vielzahl von Argumenten und Fakten für den Frieden 
zusammen, sie analysierten, erarbeiteten aber vor allem Strategien für 
eine friedlichere Entwicklung der Welt. Stellvertretend seien nur die 
Überlegungen für eine Neuformulierung der Politik der gemeinsamen 
Sicherheit genannt. Die ungeheure argumentative Wucht dieser 
vielfältigen Arbeitsgruppen prägten Inhalt und Klima des Kongresses.

Die Arbeitsgruppen waren aber auch technisch eine besondere 
Herausforderung. Über 50 Arbeitsgruppen hybrid, davon immer mindestens 
15 parallel – wann hat es das auf einem Friedenskongress gegeben. 
Technologisch – auch durch die vielfältigen Videos und 
Zoom-Einblendungen war der Kongress top – ein hoffentlich 
nachahmenswertes Beispiel für die Zukunft großer hybrider 
internationaler Kongresse, selbst wenn noch mehr Präsenz (was wegen 
Corona dieses Mal nicht möglich war) für noch mehr Lebendigkeit sorgen 
kann.

Das Prägende der Beiträge war sicher: Wir brauchen – ganz im Sinne des 
Titels des Kongresses (Re)Imagine – our World: Actions for Peace and 
Justice, Aktionen für Frieden und Gerechtigkeit.

Mehr Aktionen, eine Stärkung, Erneuerung und Wiederbelebung der 
Friedensbewegung, das ist die zentrale Herausforderung. Ohne mehr 
Aktionen, ohne mehr Engagement keinen Frieden und Abrüstung, keine 
Reduzierung der dramatischen Kriegsgefahren! Wir brauchen mehr 
Friedenserziehung überall an den Schulen und Universitäten. Ohne 
umfassende Rechte für indigene Völker, ohne Lösung der mehr als 300 
bewaffneten Konflikte durch zivile Maßnahmen werden wir nicht zu einem 
umfassenden Frieden gelangen. Frieden ohne Emanzipation, ohne eine 
aktive und unverzichtbare Rolle der Frauen wird es nicht geben. Dieser 
Gedanke durchzog den ganzen Kongress, auch dank der großen aktiven 
Teilnahme vieler engagierter Frauen.

Der Kongress stellte sich in vielfältiger Weise dieser 
Herausforderung, in den Plena, besonders im Round Table und im 
Schussplenum. Aber auch in den 18 Videos, die die große internationale 
Unterstützung für diesen Weltfriedenskongress verdeutlichten.

Seinen intensiven Widerhall fand diese Notwendigkeit des Engagements 
für den Frieden in den Dokumenten, die auf dem Kongress vorgestellt 
wurden:

     Der IPB Appeal from Barcelona to the world, to all Peace 
Movements and Shapers of the Future
     Dem Statement: Indigenous Peoples Declaration at the Second World 
Peace Congress.
     Dem Dokument zu und über die Mittelmeer Region: Mediterranean 
Forum Plan
     Und der beeindruckenden Präsentation des IPB Youth Networks.

(Alle können auf der Webseite von IPB im Detail eingesehen werden, 
www.ipb.org)

Zusammengefasst wurden alle diese vielfältigen Aktionen in dem 
IPB-Aktionsplan für die nächsten Jahre, detailliert für die 
verschiedenen Friedenssektionen von Abrüstung über Atomwaffen bis hin 
zu Rüstungsexport und einer intensiven Koalitionsbildung. Betont wird 
in dem Aktionsplan besonders die Vernetzung des Friedensthemas mit den 
Herausforderungen der Klimaveränderung und der globalen Gerechtigkeit. 
Klar war für alle – offline und online – es wird einen neuen 3. 
IPB-Weltkongress geben.

Viele Aktionen sind vorgesehen, von einem Friedenskongress zu Frieden 
und Gerechtigkeit im und um die Mittelmeerregion bis hin zur 
Beteiligung an den Protestaktionen aus Anlass des 50. Jahrestages des 
ersten UN-Umweltgipfels und des 30. Jahrestages der 
Nachhaltigkeitskonferenz von Rio de Janeiro sowie des Weltsozialforums 
im Mai in Mexiko und des NATO-Gipfels im Juno in Spanien.

IPB, ja die gesamte internationale Friedensbewegung, die in einer 
beeindruckenden Vielfalt und Breite – trotz aller 
Pandemieeinschränkungen – online und offline präsent war, hat sich ein 
ambitioniertes Programm vorgenommen.

Die Notwendigkeit zurückzukehren zu einer Politik der gemeinsamen 
Sicherheit 40 Jahre nach dem ersten Olof Palme verlangt ultimativ 
Kooperation, Dialog und Verhandlungen, und gegenseitiges Verstehen. 
IPB wird gemeinsam mit dem Olof Palme Center und ITUC gerade nach 
diesem erfolgreichen Kongress pushen für diese Überlebensidee. 
Konzepte wie z.B. die Vorschläge des UN-Generalsekretärs, vom IPCC, 
der new social contract vom ITUC, die durchaus mit Schwächen 
versehenen SDG der UN zeigen die Richtung. Es fehlt der politische 
Wille so gut wie aller politischer Führer der Welt. Wir brauchen mehr 
Aufklärung, mehr Information, mehr Bewegung, mehr Aktionen für 
Abrüstung und eine große sozial-ökonomische Transformation, was für 
mich ist die partizipative Revolution des 21. Jahrhunderts. Sage bitte 
keiner, es sei kein Geld vorhanden, solange wir 2 Billionen Dollar 
jedes Jahr für Rüstung ausgeben und das 1% reicher ist als 2/3 der 
Menschheit.

Alles dies war nur möglich durch die großen finanziellen 
Unterstützungen durch politische Stiftungen (besonders RLS und 
Transform), durch die Stadt Barcelona und die Regierung von Katalonien 
sowie durch die internationalen Gewerkschaften – herzlichen Dank.

Möglich machte diesen Kongress aber das unermüdliche Engagement der 
beiden vorbereitenden IPB-Büros in Berlin und Barcelona und der vielen 
Helferinnen und Helfer, die diesen Kongress organisatorisch 
absicherten, aber besonders auch für die wahnsinnig beeindruckende 
positive Atmosphäre des Kongresses beitrugen.

Es war ein Kongress des Aufbruchs, der Zukunftsgestaltung, der 
Verantwortung von uns für die Rettung des Planeten und eine Kultur des 
Friedens. Hoffnungen auf mehr friedenspolitisches Engagement weltweit 
und mehr und größere Aktionen sind notwendig, denn wir stehen 
zugespitzter als vielleicht jemals vor der Alternative: Untergang und 
Barbarei oder Humanität und Frieden.


Rubriken:
Friedenspolitik Veranstaltungshinweise / Veranstaltungen

Schlagwörter:
Abrüstung Atomwaffen Emanzipation Friedensbewegung indigene Völker

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