[E-rundbrief] Info 2119 - Tag der indigenen Völker 9.8.2019

Matthias Reichl info at begegnungszentrum.at
So Aug 8 16:25:31 CEST 2021


E-Rundbrief Info 2119 - Arbeitskreis Indianer Nordamerikas
Menschenrechtsarbeit für Indigene Völker (A): Internationaler Tag der 
indigenen Völker (9.8.) – Bedrohung für Indigene wächst weltweit

Bad Ischl, 8.8.2021

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

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Internationaler Tag der indigenen Völker (9.8.) – Bedrohung für 
Indigene wächst weltweit

PRESSEMELDUNG

Arbeitskreis Indianer Nordamerikas
Menschenrechtsarbeit für Indigene Völker
E-Mail: office at arbeitskreis-indianer.at
http://www.arbeitskreis-indianer.at
https://www.facebook.com/arbeitskreisindianer/

Wien, 8. August 2021


UN-Tag der indigenen Völker (9. August)
Wenig Lichtblicke für Indigene Völker weltweit.

Aktuell: Brasilien hat gerade das sogenannte "Landraubgesetz"
verabschiedet. Dort ringen indigene Gemeinschaften um Anerkennung und
Respektierung ihrer traditionellen Territorien. Auch in Europa kämpfen
Indigene um den Erhalt ihrer Lebensgrundlage: Der Kupferbergbau in
Norwegen bedroht Rentiere und Lachse der Sami. Das Scheitern der
Konzernverantwortungsinitiative in unserem Nachbarland Schweiz setzt den
Ressourcenabbau Schweizer Großkonzerne auf indigenem Land fort, ohne
dass diese ernsthaft in die Pflicht genommen werden.

Wien, den 8. August 2021 --- Indigene Völker sind weltweit wachsender
Bedrohung ausgesetzt, nicht nur durch den Klimawandel, sondern auch
durch massive Unterdrückung und Verfolgung. Auf ihrem Land befinden
sich die meisten Rohstoffe, die von Großkonzernen aufgrund der Gier
nach Ressourcen abgebaut werden – zu oft ohne vorherige Zustimmung
oder Entschädigungsregelung. Darauf weist der Arbeitskreis Indianer
Nordamerikas (AKIN) anlässlich des Internationalen Tages der Indigenen
Völker (9.8.) hin. Die österreichische Menschenrechtsorganisation für
Indigene Völker zeigt sich äusserst besorgt um die Lage der Indigenen:
Im Jahr 2019 wurden 212 Menschen dafür ermordet, dass sie sich für die
Einhaltung von Menschenrechten und den Schutz der Umwelt einsetzten,
konstatiert die Menschenrechtsorganisation Global Witness in ihrem
Report 2020. Die NGO Frontline Defenders berichtet, dass im Jahr 2020
331 Umweltschützer- und Menschenrechtsverteidiger*innen ermordet
wurden – ein erheblicher Anteil davon setzte sich spezifisch für Indigene
Rechte ein (26%). Seit 2017 hat Front Line Defenders die Ermordung von
327 Personen dokumentiert, die für die Rechte Indigener eintraten. Die
Zahlen umfassen nur dokumentierte Fälle, die Dunkelziffer ist hoch.
Darüber hinaus werden viele indigene Menschenrechts-Aktive
eingeschüchtert, unrechtmäßig gefangen genommen, usw. Dieses
Schicksal erleiden viele Menschenrechtsverteidiger*innen, der Anteil der
Indigenen ist jedoch gemessen am Bevölkerungsanteil überproportional
hoch.

Auch für die Indigenen Europas gibt es wenig Lichtblicke. So fürchten
Sami im äußersten Norden Norwegens um ihre Lebensgrundlage, denn
auf ihrem Gebiet soll Kupfer abgebaut werden. Die Region ist die
Kinderstube der Rentiere der Sami. Außerdem soll der Abraum der
Nussir-Kupfermine im nahegelegenen Repparfjord verklappt werden und
gefährdet den Lachsbestand der Sami-Fischer. Projektpartner und
Abnehmer des Kupfers ist das deutsche Unternehmen Aurubis aus
Hamburg. Schweizer Unternehmen wie Glencore und Holcim sind
ebenfalls auf indigenen Territorien involviert.

Die Konvention 169 der Internationalen Arbeitsorganisation der UN (ILO
169) ist bislang die einzige internationale Norm, die Indigenen Völkern
rechtsverbindlich Schutz gewährt. Sie wurde erst von 24 Staaten 
ratifiziert,
davon sechs in Europa. Die Bemühungen um eine Ratifikation in
Österreich reichen weit zurück. Der österreichische Rechtsexperte und
Vertreter René Kuppe hofft: "Die Ratifizierung durch Deutschland sollte
den Weg freimachen, damit auch weitere europäische Staaten wie
Österreich und die Schweiz diese wichtige Konvention ratifizieren". Leider
stellte gerade kürzlich das österreichische Bundesministerium für
Europäische und Internationale Angelegenheiten (Abteilung:
Volksgruppenangelegenheiten und Minderheitenschutz) klar, dass "eine
Ratifikation durch Österreich nicht in Aussicht genommen (wird) ".

Weltweit zählen sich über 370 Millionen Menschen zu insgesamt
mindestens 5’000 Indigenen Völkern. Zum Internationalen Tag der
Indigenen Völker ruft AKIN weiter auf, die Ratifikation der ILO Konvention
169 auf die Tagesordnung des Parlaments zu setzen und dem Beispiel
Deutschlands zu folgen.

Vielen Dank für Ihr Interesse.

Univ. Doz. Dr. Peter Schwarzbauer (Obmann)
Arbeitskreis Indianer Nordamerikas (AKIN)
Hernalser Hauptstraße 92/8
1170 Wien
schwarzbauer at arbeitskreis-indianer.at
0680 1155444

Quellen

Bundestag ratifiziert Konvention zu Rechten indigener Völker
https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2021/kw15-de-rechte-indigener-
voelker-830908

-- 

     Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
     Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
     Center for Encounter and active Non-Violence
     Wolfgangerstr. 26, 4820 Bad Ischl, Austria,
     fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
     Impressum in: http://www.begegnungszentrum.at


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