[E-rundbrief] Info 1777 - Atommülllagerung in Deutschland

Matthias Reichl info at begegnungszentrum.at
Do Sep 20 14:17:35 CEST 2018


E-Rundbrief Info 1777 - Atomschutt-Karte: Radioaktive Abfälle vor 
Deiner Haustür? Atommülllagerung in Deutschland.

Bad Ischl, 20.9.18.2018

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

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.ausgestrahlt-Newsletter

20. September 2018

es schreibt Angela Wolff

Lesen, handeln und weiterschicken!


Liebe(r)

in den kommenden Jahrzehnten reißt die Atomindustrie insgesamt 33 
Atomanlagen in Deutschland ab – möglichst kostengünstig. An einigen 
Standorten läuft der Abriss bereits, an anderen steht er kurz bevor. 
Halten die Atomkonzerne weiter am geplanten Billig-Abriss fest, sind 
bereits jetzt zwei Dinge klar:

1. Die Strahlenbelastung für die Bevölkerung an den AKW-Standorten 
nimmt nach dem Abschalten der Reaktoren nicht ab. Im Gegenteil: Beim 
Abriss muss sogar mit einem Anstieg radioaktiver Emissionen gerechnet 
werden. Strahlendes Abrissmaterial wird zerlegt, zerkleinert und 
bearbeitet. Dabei entstehen radioaktive Stäube und Abwässer.

2. Mehrere Millionen Tonnen gering radioaktive Abrissabfälle werden 
aus der Atomaufsicht entlassen und in der Umwelt verteilt.

Bis zu 99 Prozent eines Atomkraftwerkes landet buchstäblich in der 
Mülltonne. Die Abfälle werden recycelt, verbrannt oder auf Deponien 
eingebaut. Darunter auch schwach strahlendes Material, das durch den 
Anlagenbetrieb kontaminiert oder aktiviert wurde. Der Deutsche 
Ärztetag und die Landesärztekammer in Baden-Württemberg warnen vor den 
Gesundheitsrisiken. Umweltinitiativen schlagen Alarm. Bürger*innen und 
Kommunalpolitiker*innen an Deponie-Standorten protestieren und 
Deponien verweigern vielerorts die Annahme von AKW-Abfällen. 
Alternativen zum Billig-Abriss liegen längst auf dem Tisch, doch 
Atomindustrie und Staat sind nicht bereit, umzulenken.

Mit dem AKW-Abriss rückt insbesondere an Deponie-Standorten ins 
öffentliche Interesse, was von der Bevölkerung lange Zeit weitgehend 
unbemerkt blieb: Bereits seit den 1990er Jahren landen radioaktive 
Abfälle undeklariert in der Abfallwirtschaft – und das völlig legal.

Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) hat in einer 
aufwendigen Recherche Auskünfte darüber gesammelt, wo überall in 
Deutschland bereits radioaktive Abfälle gelandet sind. Auf Grundlage 
der BBU-Recherche und zusätzlicher Medieninformationen hat 
.ausgestrahlt eine Atomschutt-Karte erstellt. Darauf sind 
Deponie-Standorte und Müllverbrennungsanlagen markiert, von denen 
bekannt ist, dass dort bereits radioaktives Material aus Atomanlagen 
abgeladen wurde. Zur Atomschutt-Karte geht es hier.

Auf der .ausgestrahlt-Website findest Du außerdem viele 
Hintergrundinfos zu diesem Thema.

Die wichtigsten Fakten sind in dem kostenlosen Flyer „Freigemessen und 
Vergessen“ zusammengefasst. Die Broschüre „AKW-Abriss“ bietet Dir 
einen umfassenden Überblick.


Weitere aktuelle Informationen in diesem Newsletter:

1. Der Beleg für die Badewannen-Kurve
2. Neuer Blog-Beitrag: Die Vattenfall-Klage
3. Atomstandorte-Karte überarbeitet
4. Ende Oktober im Briefkasten: .ausgestrahlt-Magazin Nr. 41
5. Blick über den .ausgestrahlt-Tellerrand (u.a. zum Hambacher Forst)

Herzliche Grüße

Angela Wolff
und das ganze .ausgestrahlt-Team


1. Der Beleg für die Badewannen-Kurve

In der letzten Woche hat .ausgestrahlt einen Förder-Aufruf verschickt, 
in dem es darum ging, dass die AKW mit zunehmendem Alter immer 
gefährlicher werden. Die Kurve, die entsteht, wenn man die Ausfallrate 
von technischen Geräten und Systemen abhängig von ihrer Lebensdauer 
darstellt, ähnelt dem Querschnitt einer Badewanne – am Anfang und 
gegen Ende sind die Risiken am größten. Kaum war unsere Mail raus, 
häuften sich die besorgniserregenden Nachrichten: Es gibt Probleme mit 
veralteten Brandschutzklappen in zahlreichen Reaktoren und außerdem 
schwerwiegende Schäden am Dampferzeuger in Neckarwestheim. Du siehst: 
Unser Aufruf zur weiteren Finanzierung unserer Arbeit hat gute Gründe. 
Hier kannst Du – falls du es nicht bereits machst - .ausgestrahlt 
fördern und dabei etwas gewinnen.


2. Neuer Blog-Beitrag: Die Vattenfall-Klage

Der schwedische Energiekonzern Vattenfall verklagt Deutschland vor 
einem internationalen Schiedsgericht in Washington. Vattenfall fordert 
eine Entschädigung in Höhe von 4,4 Milliarden Euro für den 
Atomausstieg nach Fukushima. Konkret geht es um den Entzug der 
Betriebserlaubnis für die AKW Krümmel und Brunsbüttel. Fachleute 
erwarten das Urteil noch in diesem Jahr. Im neuen Blog-Beitrag von Jan 
Becker erfährst Du die Hintergründe zur Vattenfall-Klage.


3. Atomstandorte-Karte überarbeitet

Großen Dank an alle, die uns bei der Überarbeitung der 
Atomstandorte-Karte unterstützt haben. Viele Eurer hilfreichen 
Hinweise konnten wir umsetzen. Wir finden, die Mühe hat sich gelohnt: 
Die anfangs kränkelnde „Beta-Version“ der Atomstandorte-Karte ist 
mittlerweile gut gereift. Überzeug Dich selbst!


4. Ende Oktober im Briefkasten: .ausgestrahlt-magazin Nr. 41

Im Oktober erscheint das neue .ausgestrahlt-magazin. Das Titelthema 
dreht sich um die Irrungen und Wirrungen der Europäischen 
Atomgemeinschaft. Wenn Du Dich noch nicht für das kostenlose 
Magazin-Abo angemeldet hast, kannst Du das bis zum 4. Oktober 
nachholen – dann landet die neue Ausgabe am 20. Oktober druckfrisch 
auch in Deinem Briefkasten.


5. Blick über den .ausgestrahlt-Tellerrand

Eins ist in diesen Tagen klar: Auch das .ausgestrahlt-Team ist mit 
seinen Gedanken immer wieder bei den Menschen im Hambacher Forst. 
Vieles Erschreckende aber auch Ermutigende, was dort geschieht, kennen 
wir aus den Auseinandersetzungen um die Castor-Transporte. Und auch 
der Gegner ist uns wohlbekannt: RWE verdient immer noch Milliarden mit 
der umweltzerstörenden Produktion von Atom- und Kohlestrom, ob in 
Gundremmingen und Lingen oder in Hambach und Garzweiler.
Nach den schrecklichen Nachrichten von gestern mit dem tödlichen 
Unfall hat uns heute morgen eine Nachricht berührt und ermutigt:
Wir weisen gerne auf die Aktionen von „Aktion Unterholz“ und „Ende 
Gelände“ und auf die Großdemonstration am 6. Oktober hin.

Anfang September ist der jährliche kritische Weltstatusbericht zur 
Atomindustrie (World Nuclear Industry Status Report) erschienen. 
Demnach ist die Nutzung der Atomenergie insgesamt weiterhin 
rückläufig. Militärische Interessen stellen jedoch ein Motiv zum 
Weiterbetrieb und Neubau von „zivilen“ Atomanlagen dar. Den 
vollständigen Bericht kannst Du hier einsehen.

Zwischen dem 9. und 14. Oktober findet in Berlin das siebte 
Internationale Uranium Film Festival statt. Zwei Berliner Spielstätten 
zeigen an sechs Tagen internationale Filme, die die atomaren Gefahren 
und Folgen sichtbar machen sollen. Das komplette Festivalprogramm gibt 
es hier.

Die Bürgerinitiative „Kein Atommüll in Ahaus“ sammelt Unterschriften 
gegen die geplante Einlagerung weiterer Castor-Behälter ins dortige 
Zwischenlager. Auch Nicht-Ahauser*innen können hier unterschreiben.

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.ausgestrahlt ist eine bundesweite Anti-Atom-Organisation. Wir 
unterstützen Atomkraftgegner*innen, aus ihrer Haltung öffentlichen 
Protest zu machen. Mit diesem Newsletter informieren wir über 
Kampagnen, Aktionen und politische Entwicklungen.

Mehr über .ausgestrahlt: https://www.ausgestrahlt.de/blog/


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     Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
     Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
     Center for Encounter and active Non-Violence
     Wolfgangerstr. 26, 4820 Bad Ischl, Austria,
     fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
     Impressum in: http://www.begegnungszentrum.at


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