[E-rundbrief] Info 1700 - Palästinensische Kinder in israelischer Haft

Matthias Reichl info at begegnungszentrum.at
Do Jan 25 10:35:47 CET 2018


E-Rundbrief - Info  -

Bad Ischl, .2018

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

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Mahnwache von Frauen in Schwarz (Wien)

Samstag, 27. Jänner 2018, von 14.00 – 16.00 Uhr

Graben / Ecke Kohlmarkt

1010 Wien


So dürfen Kinder nicht behandelt werden!

Kinderverhaftungen - Einschüchterung - Folter - Traumatisierung durch 
israelisches Militär u. Polizei - Israels Strategie 
menschenverachtender Besatzungspolitik


Freiheit für Ahed Tamimi, ihre Mutter und alle palästinensischen 
Kindergefangenen


Laut der NGO Defence for Children International – Palästina werden 
jährlich 500 – 700 Kinder vom israelischen Militär verhaftet. Drei von 
4 Kindern erleiden physische Gewalt während Verhören, Transferierungen 
und Gefangenschaft. 
http://www.dci-palestine.org/issues_military_detention, 
(www.dci-pal.org). Ende Juni 2017 befanden sich 318 palästinensische 
Kinder in israelischen Gefängnissen, davon 10 Mädchen (laut Israeli 
Prison Service IPC).


Selten kommen die Menschenrechtsverletzungen an Kindern an die breite 
Öffentlichkeit, oder sie werden von israelischen Medien fälschlich 
dargestellt.



Im Oktober 2017 filmten Mitglieder der internationalen Gruppe 
Christian Peacemakers Team (CPT) eine willkürliche Verhaftung von 
Kindern in Hebron und ergänzten das Video mit den Berichten des 12 
jährigen Abdullah Dwaik, der auf dem Heimweg von seinen Großeltern war 
und in die Szene geriet und zusammen mit 17 Buben verhaftet wurde:

„Die Soldaten drängten uns durch den Checkpoint, brachten uns in eine 
Militärbasis, sie schlugen uns, legten uns Handschellen an und 
verbanden uns die Augen…Alle kamen herein, fast 10 Soldaten… Sie 
schlugen uns hart, und manche der Buben auf die Augen. Manche konnten 
dann nicht sehen oder nicht gehen. Sie schlugen einen 10 jährigen 
Buben und warfen ihn auf den Boden. Sie sagten ihm, wenn sie ihn 
nochmals sehen, würde er eingesperrt werden. Sie bedrohten uns, 
sagten, sie würden uns einsperren, und unser Haus demolieren. Sie 
nahmen mich zum Verhör und ich sollte Namen anderer Buben sagen. Ich 
sagte, ich weiß keine und sie bedrohten mich, wenn ich Namen sage, 
werden sie mich freilassen, sonst würden sie meinen Vater verhaften. 
Ich hatte große Angst, und wünschte nur, meine Familie wäre bei mir…“



Jüngster Bericht über Israels systematische Misshandlung von 
Minderjährigen in Ostjerusalem

https://www.transcend.org/tms/2017/10/new-report-reveals-damning-details-of-palestinian-minors-held-in-israeli-detention/

Ein kürzlich erschienener Bericht, herausgegeben von den israelischen 
Menschenrechtsgruppen HaMoked (Center for the Defence of the 
Individual) und B’Tselem, mit Unterstützung der Europäischen Union, 
spricht von ausgedehnten systematischen Misshandlungen an hunderten 
gefangenen palästinensischen Minderjährigen im besetzten Ostjerusalem.

Der Bericht mit dem Titel – Unprotected: The Detention of  Palestinian 
Teenagers in East Jerusalem – untersuchte 60 eidesstattliche 
Erklärungen von Jugendlichen zwischen Mai 2015 und Oktober 2016. Die 
Verhaftungen und die damit verbundenen rechtswidrigen Behandlungen 
gehen jedoch unvermindert bis heute weiter.

Die von den NGOs aufgelisteten Beispiele von Misshandlungen in 
israelischem Polizeigewahrsam sind:

Palästinensische Teenager aus Ostjerusalem werden mitten in der Nacht 
aus den Betten gezerrt, ohne Grund mit Handschellen versehen und 
verhört, ohne Möglichkeit vorher mit einem Anwalt oder ihren Eltern zu 
sprechen, ohne Information über ihr Recht zu schweigen.

Sie werden unter scharfen Bedingungen gehalten, wiederholt zusätzlich 
in vormundschaftlicher Haft über Tage oder Wochen, auch nach 
Beendigung der Verhöre. In manchen Fällen ist dies begleitet von 
verbaler Misshandlung, Drohungen und physischer Misshandlung. Bis zu 
ihrer Entlassung haben sie keine Vertrauensperson, Eltern werden nicht 
zugelassen. Diese Verhaftungs- und Verhörpraktiken geben den 
Autoritäten alle Freiheit Druck auf die Minderjährigen auszuüben, die 
ihnen gemachten Vorwürfe zu gestehen.

Den Minderjährigen Essen und Trinken und den Gang zur Toilette zu 
verweigern  ist eine gängige Methode, damit Geständnisse 
unterschrieben werden, die meist in Hebräisch verfasst sind, also 
nicht gelesen und verstanden werden können.

Die palästinensische NGO Addameer gibt weitere Gründe für die 
ständigen Verhaftungen von Jugendlichen speziell in Ostjerusalem an. 
Auf diese Weise wird Druck auf  Familien und Gemeinden ausgeübt, die 
„soziale Mobilisation“ gegen die Besatzung zu beenden. Addameer hat 
herausgefunden, dass die systematische Verhaftung von Kindern diese 
davon abhalten soll, an Demonstrationen, Zusammenstößen teilzunehmen, 
oder Steine zu werfen (eine der häufigsten Beschuldigungen).Auch 
werden Kinder oft routinemäßig verhaftet und gefragt, ob sie 
Informanten werden wollen, Namen von anderen Demonstrationsteilnehmern 
oder Prominenten zu verraten.

Der Bericht von B’Tselem und HaMoked beinhaltet auch, dass die 
absichtliche israelische Strategie gegen Minderjährige aus 
Ostjerusalem die ist, Palästinenser zum Verlassen der Stadt zu 
bewegen, indem sie sie als außerhalb des Systems behandeln. Für 
Israelis gilt ein anderes Rechtssystem als für Palästinenser. 
Palästinensische Teenager werden als Feinde gesehen, die den 
Interessen der israelischen Gesellschaft schaden.


Behandlung von minderjährigen Straftätern in Gaza

http://www.dci-palestine.org/detained_teens_in_gaza_highly_vulnerable_to_abuse

Unter der Hamas – Regierung in Gaza sind Minderjährige, die sich eines 
Vergehens schuldig gemacht haben, großen Risiken von 
Rechtsverletzungen und Misshandlungen während Verhaftung und 
Gefangenschaft ausgesetzt.

Defence for Children International Palestine (DCIP) berichtete Anfang 
Oktober 2017 über schwere Vergehen an minderjährigen Gefangenen in 
Gaza an 6 Beispielen. 3 Kinder wurden während der Polizeiverhöre 
gefoltert, und ein 16 jähriger Junge, Mustafa Salman, wurde von 
Wärtern und Mitgefangenen schwer misshandelt. Nach 2 Monaten in einer 
Zelle mit 30 Erwachsenen, die ihn psychisch und physisch erniedrigten, 
beging der verzweifelte Jugendliche Selbstmord. Sein älterer Bruder 
berichtete DCIP unter Eid den Grund der Verhaftung: Er war in eine 
Rauferei mit einem jungen Mann verwickelt, wo es um einen Sack 
Kartoffeln ging. Der erlitt eine Handverletzung und zeigt ihn an. Laut 
dem Chef der Polizeistation hätte er in ein Jugend - 
Rehabilitationszentrum überstellt werden sollen, wurde aber dort nicht 
angenommen, da man glaubte er sei älter. Der Direktor des 
Rehabilitationszentrums berichtete DCIP, es hätte nie einen Kontakt 
zwischen den Zentren gegeben.

Auch die Aussagen der anderen 5 Jugendlichen (alle unter Eid), die 
DCIP dokumentierte, sprechen von schwerer Folter, Einschüchterung und 
erzwungenen Schuldgeständnissen.

In der Behandlung von verhafteten Minderjährigen bezieht sich die 
Hamas Regierung in Gaza noch auf das britische Gesetz: Juvenile 
Offenders Law von 1938. Sie muss dafür verantwortlich gemacht werden, 
den gesetzlichen und praktischen Schutz von Kindern und Jugendlichen 
an heutige internationale Standards anzupassen.


Frauen in Schwarz (Wien) auch auf Facebook: 
https://www.facebook.com/fraueninschwarzwien/


-- 

     Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
     Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
     Center for Encounter and active Non-Violence
     Wolfgangerstr. 26, 4820 Bad Ischl, Austria,
     fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
     Impressum in: http://www.begegnungszentrum.at


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