[E-rundbrief] Info 1694 - WTO-Konferenz 2017 gescheitert.
Matthias Reichl
info at begegnungszentrum.at
Fr Dez 15 18:06:14 CET 2017
E-Rundbrief - Info 1694 - Attac (A): WTO: Konzernagenda der
Industrieländer scheitert. WTO-Ministerkonferenz in Buenos Aires.
Bad Ischl, 15.12.2017
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
================================================
14.12.2017, WTO: Konzernagenda der Industrieländer scheitert
https://www.attac.at/news/detailansicht/datum/2017/12/14/wto-konzernagenda-der-industrielaender-scheitert.html
Attac: Grundlegende Umgestaltung der Handelspolitik nötig
Angesichts der am Verhandlungstisch liegenden Konzernagenda, ist das
Scheitern der WTO-Ministerkonferenz in Buenos Aires für Attac
Österreich das bestmögliche Ergebnis.
„Einmal mehr haben die Industrieländer versucht ausschließlich die
Profitinteressen ihrer Konzerne durchzusetzen. Zugleich wollen sie
diese Agenda unter dem Deckmantel von Handelsabkommen auf Bereiche
ausweiten, die mit Handel nichts zu tun haben - darunter Datenschutz
oder Investitionen“, kritisiert Alexandra Strickner von Attac
Österreich. “Solange diese Konzernagenda dominiert, ist eine gerechte
Handelspolitik, die Mensch und Umwelt ins Zentrum stellt, unmöglich.“
Beispiel Agrarhandel: Eine Konzernagenda auf dem Rücken der Ärmsten
Die EU und die USA subventionieren seit Jahren ihre exportorientierte
und klimaschädliche Agrarindustrie. Gleichzeitig bekämpfen sie unter
anderem Indiens Lebensmittelprogramm, das dazu dient die Bevölkerung
zu vernünftigen Preisen zu ernähren. „Es ist daher beschämend, dass
nun versucht wird den Ländern des globalen Südens die Schuld für den
ergebnislosen Abschluss der Ministerkonferenz in die Schuhe zu
schieben“, kritisiert Strickner.
Das Forum ändert sich, die Konzernagenda bleibt die gleiche
Da es für die Industrieländer im Rahmen der WTO zunehmend schwieriger
wird ihre Agenda durchzusetzen, setzen sie schon seit Jahren verstärkt
auf bilaterale Abkommen (wie bei TTIP, CETA, JEFTA.) Neu ist
allerdings der Versuch verstärkt über plurilaterale Abkommen zwischen
mehreren Ländern Konzerninteressen durchzusetzen – konkret sichtbar
wurde dies in Buenos Aires etwa im Bereich Internet und Datenschutz.
(1) Mit TiSA wird bereits ein weiteres plurilaterales Konzernabkommen
im Bereich Dienstleistungen verhandelt.
Attac: Grundlegende Umgestaltung der Handelspolitik nötig
Attac fordert eine internationale Handels- und Investitionspolitik,
die Mensch und Umwelt ins Zentrum stellt. Die WTO muss dabei
Kompetenzen verlieren, Abkommen müssen grundlegend umgestaltet werden.
Konkret bedeutet das:
• Menschenrechte und andere Abkommen wie das Pariser
Klimaschutzabkommen müssen über Handels- und Investitionsabkommen und
somit auch über WTO-Regeln stehen. Konzerne, die Menschenrechte
verletzen, Arbeitskräfte ausbeuten und die Umwelt schädigen müssen im
Rahmen eines – bereits geplanten – verbindlichen UN-Vertrages zu
Rechenschaft gezogen werden können.
• Handelsabkommen müssen so gestaltet sein, dass sie lokalem Handel
und regionaler Integration den Vorrang gegenüber globalem Handel geben
und auf Kooperation basieren. Eine Wirtschaft der kurzen bzw. kürzeren
Wege ist ein wichtiger Beitrag zur radikalen Reduktion von
Kohlenstoffemissionen und damit zur Erreichung der UN-Klimaziele.
• Ernährungssouveränität muss Vorrang gegenüber der Liberalisierung
des Agrarhandels bekommen.
• Öffentliche Güter und Dienstleistungen müssen aus Handelsabkommen
zur Gänze ausgenommen werden.
• Die Einhaltung von hohen Arbeitsstandards und internationalen
Umweltnormen muss ebenso zwingende Voraussetzung für den Abschluss von
Handelsabkommen sein wie Instrumente, mit denen diese durchsetzbar werden.
• Der Schutz geistiger Eigentumsrechte muss abgeschwächt werden –
etwa bei Medikamenten und Saatgut.
• Die Erarbeitung von internationalen Spielregeln für
Internet-Handel sind eng verknüpft mit Fragen der Internet-Governance.
Diskussionen darüber müssen in für alle Akteure zugänglichen Foren
stattfinden, z.B. im Rahmen der UNCTAD, nicht in einem nur für WTO
Mitglieder zugänglichen Forum, das Zivilgesellschaft ausschließt.
• Die Handelspolitik muss demokratisiert werden: Parlamente auf
nationaler und EU-Ebene müssen in die Erarbeitung von Handelsverträgen
von Anfang bis zum Ende mitentscheiden können, zivilgesellschaftliche
Akteure müssen involviert werden.
---
(1) Nachdem Versuche innerhalb der WTO ein globales Abkommen für
Internet-Handel zu starten gescheitert sind, haben die EU und 42
weitere Staaten vorgeschlagen, eine eigene Arbeitsgruppe über
Internet-Handel einzurichten.
https://www.attac.at/fileadmin/dateien/Presse/Downloads/Joint_Statement_on_Electroic_Commerce.pdf
Ihr Ziel: Unternehmen sollen weltweit Daten ohne Einschränkungen
übertragen dürfen. Staatliche Maßnahmen für angemessenen Daten- und
Verbraucherschutz für BürgerInnen bezeichnen sie dabei als „lokale
Barrieren“, die sie abschaffen wollen. Diese grundlegenden
Menschenrechte sollen im Interesse der Internet-Giganten aufgegeben
werden. So könnten Technologieriesen und Steuertrickser wie Amazon,
Apple, Facebook, Google oder Microsoft ihre Monopolmacht noch weiter
ausbauen. Prekäre und unsichere Beschäftigungsverhältnisse würden
weiter zunehmen, lokale Klein- und Mittelbetriebe noch stärker unter
die Räder kommen.
Siehe auch E-Rundbrief - Info 1692
www.attac.at/news/detailansicht/datum/2017/12/12/wto-noch-mehr-macht-fuer-amazon-google-co.html
--
Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
Center for Encounter and active Non-Violence
Wolfgangerstr. 26, A-4820 Bad Ischl, Austria,
fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
Impressum in: http://www.begegnungszentrum.at
Spenden-Konto Nr. 0600-970305 (Blz. 20314) Sparkasse Salzkammergut,
Geschäftsstelle Pfandl
IBAN: AT922031400600970305 BIC: SKBIAT21XXX
--
Ausgezeichnet mit dem (österr.) "Journalismus-Preis von unten 2010"
Honoured by the (Austrian) "Journalism-Award from below 2010"
Mehr Informationen über die Mailingliste E-rundbrief