[E-rundbrief] Info 1685 - K. Wecker zur Sprache - Überlassen wir es nicht den Herrschenden...
Matthias Reichl
info at begegnungszentrum.at
Mo Nov 20 12:22:25 CET 2017
E-Rundbrief - Info 1685 - Konstantin Wecker (D): Überlassen wir es
nicht den Herrschenden, Sprache in ihrem Sinn zu prägen.
Bad Ischl, 20.11.2017
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
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Überlassen wir es nicht den Herrschenden, Sprache in ihrem Sinn zu prägen
Konstantin Wecker
15.11.2017
Liebe Freundinnen und Freunde,
dieses großartige Essay hat Götz Eisenberg für unsere Webseite "Hinter
den Schlagzeilen" geschrieben (*). Er drückt vieles von dem aus, was
ich auch mit meinem Lied „Ohne Warum“ sagen möchte: Wenn wir alles im
Leben einem bestimmten Zweck und Ziel unterordnen wollen, erstickt
alle Schönheit, die ja nur entstehen kann, wenn wir spielerisch im
Augenblick verweilen. In unserer vom Ökonomismus beherrschten
Gesellschaft geschieht alles nur "um...zu". Selbst Atempausen erlauben
wir uns nur noch, um hinterher umso atemloser und effizienter im Beruf
funktionieren zu können. Wo sich das Banale, Eindimensionale und
Erkaltende zum Herrn der Welt aufschwingt, ist Poesie Widerstand. Und
diesen poetischen, zärtlichen Widerstand sollten wir alle jetzt
leisten – es ist höchste Zeit. "Die Herren pokern, ihre Welt friert
unsere Herzen langsam ein" habe ich vor über dreißig Jahren
geschrieben, und Götz Eisenberg hat das sehr schön herausgearbeitet in
seinem Aufsatz, der zum Glück auch der Text eines naturliebenden
Romantikers ist.
Überlassen wir es nicht den Herrschenden, Sprache in ihrem Sinn zu
prägen. Worte sind Symbole, die auf eine dahinter liegende Realität
verweisen, sie sind nicht selbst die Realität. Insofern ist Poesie
auch Wort gewordener Anti-Dogmatismus. Weltliche und geistige
Autoritäten, die darauf beharren, dass nur ihre eigene Interpretation
gelten darf, vergewaltigen unseren Geist und engen ihn auf das für
ihre Machtinteressen Nützliche ein. Daher führt Mehrdeutigkeit in eine
Bewusstseinsweite, die befreit. Poesie gibt den oft missbrauchten
Wörtern ihre ursprüngliche Frische und Anmut zurück: dem Wort "Liebe"
z.B., das von unzähligen banalen Schlagern zu Tode besungen wurde. Wir
dürfen dieses schöne Wort, dieses schöne Thema eben nicht der
Volkstümlichen Hitparade überlassen, sondern müssen es den
Banalisierern entreißen, um es uns wieder liebend anzueignen. Wie mein
Freund und Liedermacher-Kollege Heinz Ratz es so schön ausdrückte:
"Gegen das Starre – sprungbereit."
*) Hier der Link zum sehr lesenswerten Artikel von Götz Eisenberg:
http://hinter-den-schlagzeilen.de/das-fluestern-des-windes-im-schilf-oder-vom-nutzen-des-nutzlosen
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Diskussionsrunde im ORF2-Fernsehen, 19.11.2017: IM ZENTRUM:
Sozialdemokratie in der Sinnkrise - Das Ende einer Ideologie?...
Mit:
Konstantin Wecker, Christian Kern, Cathrin Kahlweit, Martin Ohneberg
Zum Nachsehen bis 25.11.2017:
http://tvthek.orf.at/profile/Im-Zentrum/6907623/IM-ZENTRUM-Sozialdemokratie-in-der-Sinnkrise-Das-Ende-einer-Ideologie/13953803
Eine - sich selbst entlarvende - Kritik am ORF in rechter
"Neusprech-Ideologie" bestätigt die Warnungen von Wecker, Kern und
Kahlweit: www.orf-watch.at/Kritik/2017/11/1396
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Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
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