[E-rundbrief] Info 1683 - H. J. Fell: Bonner Weltklimakonferenz ohne Lösungen

Matthias Reichl info at begegnungszentrum.at
So Nov 19 18:33:51 CET 2017


E-Rundbrief - Info 1683 - Hans-Josef Fell (D): Hitzefieber der Erde 
steigt rasanter denn je, aber Bonner Weltklimakonferenz bietet keine 
Lösungen an.

Bad Ischl, 19.11.2017

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

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Hitzefieber der Erde steigt rasanter denn je, aber Bonner 
Weltklimakonferenz bietet keine Lösungen an.

Ohne großen Streit ging die Weltklimakonferenz in Bonn zu Ende. 
Deshalb wird nun über viele Medien der Eindruck erweckt, der 
Klimaschutz sei in der Welt auf einem guten Wege.

Doch was bedeuten denn die Ergebnisse des Bonner Weltklimagipfels 
wirklich?
(https://www.klimaretter.info/politik/hintergrund/23948-das-sind-die-wichtigsten-bonn-ergebnisse)

Dass es einen mehrere hundert Seiten umfassenden Entwurf (!) für ein 
Regelbuch gibt, gilt den Regierungen auf der Bonner 
Klimaschutzkonferenz als Erfolg. Dabei stellt dieses Regelbuch im 
Wesentlichen nur die notwendigen Maßnahmen zum Monitoring der 
Emissionsentwicklung und angestrebten Emissionsreduktionen zusammen. 
Wenn es dann nächstes Jahr im polnischen Katowice verabschiedet wird, 
kann es dann 2020 in Kraft treten. Vielleicht!
Doch schon um 2020 herum - so müssen wir fürchten – kann die Erde bei 
dem momentanen sich beschleunigendem Antrieb der Temperaturerhöhung 
das untere Ziel von Paris, die 1,5°C Erderwärmung über 
vorindustriellem Niveau erreicht haben, denn 2016 stand die Erde 
bereits bei 1.3°C.
(http://www.ecmwf.int/en/about/media-centre/news/2017/2016-was-warmest-year-yet-ecmwf-data-show)

Somit wird offensichtlich: Man kann die Pariser Temperaturziele mit 
weiteren langsam zurückgehenden Emissionen, geregelt über das 
Regelbuch, niemals einhalten. Spätestens 2020 wird dies vielleicht 
auch den Regierungen dämmern. Das vom Weltklimarat IPCC in die Debatte 
gebrachte erlaubte Kohlenstoffbudget bis 2050 wäre dann endlich als 
viel zu hoch erkannt, da ja das damit zu erreichende Ziel schon 2020 
erfüllt sein würde. Wie denn sollen mit weiteren Emissionen die dann 
erreichten 1,5° eingehalten werden, wenn mit jeder weiteren Emission 
die Geschwindigkeit weiterer Temperaturerhöhungen sogar noch 
beschleunigt wird?

Wer dann noch versuchen will, 1,5°C nicht wesentlich zu überschreiten, 
muss also alle Instrumente, die weitere Emissionen erlauben, 
abschaffen und durch neue, die nur noch Nullemissionen anstreben, 
ersetzen. Das in Bonn auf den Weg gebrachte Regelbuch wird also just 
mit seinem Inkrafttreten 2020 schon ausgedient haben und sich als 
völlig untauglich erweisen, die in Paris formulierten Temperaturziele 
einhalten zu wollen.

Die für Klimaschutz sinnvollen Maßnahmen, die zu einer weltweiten 
Nullemissionswelt, verbunden mit großflächigen Kohlenstoffsenkungen 
des Humusaufbaus in oberen Bodenschichten führen, werden bisher nicht 
als strategisches Ziel auf den Weltklimakonferenzen erkannt, 
geschweige denn Maßnahmen dazu ergriffen.

Auch die Finanzierung von Klimaschutz und Anpassungsmaßnahmen für die 
Entwicklungsländer stehen unter völlig falschen strategischen Zielen. 
So soll aus Steuergeldern der Industrienationen ein Fonds für 100 
Milliarden US Dollar aufgelegt werden. Jeder Finanzminister schaut 
sich zu Hause genau diese Forderung an und stellt fest, dass er das 
nur mit Erhöhung der Neuverschuldung erreichen kann. Dabei ist dieser 
angepeilte Fonds viel kleiner als die direkten Subventionen von etwa 
330 Milliarden US Dollar jährlichen Subventionen, die die meisten 
Regierungen dieser Welt für klimaschädliche Geschäfte gewähren. 
Immerhin sind dies etwa 100 US Dollar pro Tonne CO2 Emissionen. 
Zusätzlich investiert die weltweite Finanzwirtschaft immer noch einige 
Tausend Milliarden US Dollar jährlich in die fossile und atomare 
Energiewirtschaft. Was soll da der Tropfen auf den heißen Stein von 
etwa 100 Milliarden für Klimaschutzfinanzierungen?

Doch Beschlüsse nach vollständigem Subventionsabbau für 
klimaschädliche Geschäftsmodelle finden sich auf der 
Weltklimakonferenz ebenso wenig, wie der Aufruf zum vollständigen 
Investitionstop der privaten Wirtschaft (Divestment) in 
klimaschädliche Investitionen. Genauso wenig findet man die 
Aufforderung zu einer Gesetzgebung mit Einspeisevergütung für 
Erneuerbare Energien Investitionen, womit private Investitionsgelder 
schnell in Nullemissionstechnologien umgelenkt werden. Das EEG hat die 
Wirkungsweise dafür längst bewiesen.

Seitdem es Weltklimakonferenzen gibt, versagt die Weltgemeinschaft, 
Klimaschutz zu organisieren, da sie auf die völlig falschen 
Instrumente, wie den vollkommen versagenden Emissionshandel setzt. 
Seitdem es den Emissionshandel gibt, sind die Klimagasemissionen 
weltweit auf ein Rekordniveau hochgeschnellt, allen Zielen einer 
Emissionsreduktion zum Trotz und auch das Jahr 2017 schickt sich an 
eine neue Rekordmarke der weltweiten Emissionen zu erreichen.

Einzige Hoffnung ist, dass sich die private Wirtschaft trotz aller 
Widerstände infolge falschen Klimaschutzpolitiken immer mehr dem 
bereits begonnen Divestment widmet und so den Umstieg auf Erneuerbare 
Energien rasant beschleunigt. Dank des EEG in Deutschland und seiner 
Übernahme in viele Länder sind die Erneuerbaren Energien nun die 
billigste Art der Energiegewinnung. Das hat eine hoffnungsvolle 
Dynamik für Klimaschutz in der ganzen Welt in Gang gesetzt – trotz 
aller bis heute auf den Weltklimakonferenzen und im Weltklimarat IPCC 
zu beobachtenden Ignoranz für diesen wirklich erfolgversprechenden Weg.

Hammelburg, den 19. November 2017

Ihr Hans-Josef Fell
www.hans-josef-fell.de


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Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
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