[E-rundbrief] Info 1659 - Klimakatastrophe im Wahlkampf

Matthias Reichl info at begegnungszentrum.at
Mo Sep 4 12:21:15 CEST 2017


E-Rundbrief - Info 1659 - Hans-Josef Fell (D): Klimakatastrophe! 
Verursacherforschung? Merkwürdige Stille auch im (deutschen) Kanzlerduell.

Bad Ischl, 4.9.2017

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

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Anmerkung:

Und im österreichischen Nationalrats-Wahlkampf?

Matthias Reichl

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Klimakatastrophe! Verursacherforschung? Merkwürdige Stille auch im 
Kanzlerduell.

Bei fast allen großen Katastrophen der Welt berichten Medien 
ausführlich von den schrecklichen Auswirkungen und suchen akribisch 
genau nach schuldigen Verursachern.

Bauerherren wurden bei der Londoner Hochhausbrandkatastrophe als 
Verursacher genannt, als herauskam, dass schnell entzündliche 
Wandverkleidung den Brand eines Kühlschrankes beschleunigte. Nach 
Schuldigen wird gesucht, wenn große Fährschiffe untergehen oder 
Flugzeuge abstürzen. Terrorkatastrophen beherrschen tagelang die 
weltweiten Schlagzeilen mit der Suche nach Versäumnissen von 
Politikern, Polizisten und Richtern, die vielleicht Abschiebungen und 
Identifizierungen von Gefährdern versäumten.

Das ist alles notwendig, gut und richtig, denn aus Ursachenforschung 
können ja Strategien zur Vermeidung künftiger Katastrophen entwickelt 
werden.

Nun wird die Welt aber gerade von Katastrophen heimgesucht, die sie in 
dieser Heftigkeit und Häufigkeit (mit Ausnahme von Kriegen) noch nicht 
gesehen hat.

Doch selbst im Kanzlerduell gestern Abend spielte die aktuell grausam 
zuschlagende Klimakatastrophe keine Rolle. Unfassbar!

Metropolen wie Mumbai in Indien oder Houston in Texas werden aktuell 
katastrophal überschwemmt. In Indien, Nepal, Bangladesch sterben über 
2.000 Menschen an ungewöhnlich heftigen Monsunregenfällen. In Nigeria 
müssen Hundertausende vor Überschwemmungen fliehen. In Südeuropa, 
Sibirien, Kalifornien vernichten Waldbrände nicht nur riesige 
Waldregionen, sondern auch Dörfer. Dürrekatastrophen z.B. in Ostafrika 
lassen tausende Menschen verhungern und schlagen Millionen in die 
Flucht. In der Schweiz gibt es katastrophale Bergstürze. In 
Deutschland und im Alpenraum nehmen die Auswirkungen von 
Überschwemmungen, Stürmen, Gewittern immer größere Ausmaße an. In den 
1980er Jahren hätten Gewitter in Deutschland laut Münchner Rück noch 
Schäden von jährlich rund 200 Millionen Euro verursacht. Heute ist es 
mit 1,5 Milliar­den Euro mehr als das Siebenfache. 
http://www.oekonews.at/index.php?mdoc_id=1115233

Alles sind Katastrophenmeldungen der letzten Tage und Wochen in der 
Mitte des Jahres 2017.

Millionen Menschen werden obdachlos und stehen vor dem Nichts. Kein 
Hochhausbrand, keine Flugzeugkatastrophe, kein Terroranschlag, so 
schlimm sie auch sind, hat solche katastrophale Dimensionen wie die 
Klimakatastrophe.

Dabei haben Klimaforscher, Klimaschützer und Grüne Politiker seit 
Jahrzehnten davor gewarnt: Die Klimakatastrophe wird mit jedem 
Zehntelgrad Erderwärmung immer schlimmer.

Und nun ist die Klimakatastrophe da mit schrecklichen Ausmaßen und 
unvorstellbarem Leid; kein fernes Schreckensgemälde der Zukunft mehr, 
sondern heute mitten unter uns, weltweit. Mal schlägt sie zu in 
Simbach am Inn, mal in Houston, mal in Mumbai, mal in Portugals 
verbrannten Dörfern oder in vom ansteigenden Meeresspiegel 
überschwemmten Südseeinseln. Wen es morgen oder im nächsten Jahr mit 
katastrophalen Auswirkungen treffen wird, wissen wir nicht. Nur eines 
wissen wir: es kann jeden auch bei uns treffen und es wird immer mehr 
immer schlimmer treffen.

Doch wo ist denn die breit gefächerte Analyse in den Medien und in 
regierungsamtlicher Politik über die Ursachen und die Schuldigen, wie 
sie sonst bei Katastrophen üblich sind? Warum gibt es keine echte 
Ursachen und Verursacheranalyse, um daraus Strategien für das Ende der 
Klimakatastrophe abzuleiten?

Längst ist doch alles klar: Die heutigen Auswirkungen dieser 
Klimakatastrophe haben ihre Ursache in den Klimagasemissionen der 
letzten Jahrzehnte, hauptsächlich verursacht durch das Verbrennen von 
Erdöl, Erdgas und Kohle in Autos, Heizungen und Kraftwerken. Aber wo 
ist denn in Verbindung mit der Berichterstattung aus Houston oder 
Mumbai die Forderungen nach einem Ende jeglicher Klimagasemissionen, 
die ja genau die Ursache sind?

Jeder weiß es, aber dennoch wurde und wird von den Hauptverursachern 
alles getan, dass die Klimakatastrophe immer schlimmer wird. Fossil 
betriebene Verbrennungsmotoren sollen weiter das Geschäft von 
deutschen Autoherstellern befördern, geschützt von Politikern aus 
Union, SPD und FDP. Kohlekraftwerke erhielten gar neue Subventionen, 
statt sie endlich stillzulegen, Erdgasheizungen werden weiter 
subventioniert und neue Pipelines nach Russland gebaut.

Eine Suche nach den Hauptschuldigen, die Gesetze und Subventionen für 
weitere Klimagasemissionen schaffen, statt sie abzuschaffen, eine 
Suche nach Managern von Konzernen, die alles daran setzen, ihre 
Geschäfte mit Erdöl, Kohle und Erdgas weiter aufrecht zu erhalten, 
also eine Suche nach den Verursachern der Klimakatastrophe, findet in 
den großen Medien kaum statt. Eine Suche nach den 
Hauptverantwortlichen in Medien und Werbewirtschaft, die die Kampagnen 
der Klimawandelleugner oder die Diffamierungskampagnen gegen die 
Erneuerbaren Energien leiten, gibt es erst recht nicht. Dabei kann man 
viel Unglaubliches nachlesen und erfahren, wenn man Quellen von 
Klimaschutzorganisationen, grünen Politikern oder mutigen Journalisten 
liest, die eben nicht dem Mainstream der Medienlandschaft folgen, die 
die fossile Wirtshaft schützen.

Anklagen gegen die Verursacher der Klimakatastrophen vor 
internationalen Tribunalen gibt es genauso wenig wie internationale 
und nationale Gerichtshöfe, die die Schuldigen für das von ihnen 
verursachte Leid von Millionen Menschen zur Rechenschaft ziehen. Es 
wird Zeit, dass endlich Aktivitäten für solche internationalen 
Tribunale gegen die Hauptverursacher der Klimakatastrophe entfacht werden.
Sicherlich würde als einer der ersten der amtierende US-Außenminister 
Rex Tillerson, vorher jahrzehntelanger Chef von Exxon, größter 
US-Ölkonzern, auf der Anklagebank eines Klimakatastrophentribunals 
landen. So hatten er und sein Konzern bereits seit über 40 Jahren über 
die Folgen des vom Erdöl verursachten Klimawandels gewusst, aber alles 
getan, dies zu verschleiern. Exxon hatte auch Kampagnen zur Leugnung 
des Klimawandels unterstützt. Und im Kanzlerduell hält Kandidat Schulz 
ihn auch noch für einen sehr ehrenwerten Mann. 
https://www.hans-josef-fell.de/content/index.php/presse-mainmenu-49/schlagzeilen-mainmenu-73/1059-rex-tillerson-kann-weltweiten-klimaschutz-in-gefahr-bringen

Tillserson würde wohl antworten, dass er mit dem Erdöl Wohlstand nach 
Texas gebracht habe. Einen Wohlstand, den heute Millionen von Menschen 
in Texas nach dem Hurrikan Harvey mit der Vernichtung ihrer Existenzen 
oder ihres Wohlstandes bezahlen müssen.

Wann werden endlich führende Politiker wie Kanzlerin Merkel und 
Vizekanzler Gabriel zur Rechenschaft gezogen, weil sie zwar irgendwie 
über Klimaschutz reden, aber gleichzeitig mit Stützung der 
Kohlekraftwerke, von Erdgas und von Erdölverbrennungsautos die 
Klimakatastrophe weiter beschleunigen? Wenn der sogenannten 
Klimakanzlerin Merkel die Klimakatastrophe wirklich ernst wäre, hätte 
Sie selbst, genauso wie Martin Schulz, dies aktiv aufgreifen müssen, 
auch angesichts des Versagens der ARD Moderatoren, die diese alles 
entscheidende Menschheitsfrage nicht ernsthaft ansprachen. Bei allen 
Terrortoten werden zu Recht Schweigeminuten bei großen Ereignissen 
eingelegt. Aber die aktuell tausenden Toten durch Klimakatastrophe 
spielen im TV-Kanzlerduell keine Rolle – und Kanzlerkandidatin Merkel 
hält in ihrem TV-Duell Schlusswort die Digitalisierung für die größte 
Herausforderung.

Doch es sind nicht nur Tillerson, Merkel und Co. aus Politik, Medien 
und Management, die die alleinige Schuld am Klimawandel tragen. Es ist 
vielmehr ein kollektives Fehlverhalten von geschätzt über 90 % der 
weltweiten Bevölkerung, die weiter auf Erdölautos, Erdgasheizungen und 
Strom aus Kohle setzen. Sie alle behaupten, anders keinen Wohlstand 
haben zu können, ignorieren das eigene Fehlverhalten, interessieren 
sich nicht für politische Wahlprogramme zum Klimaschutz. Sie tun 
Klimaschutz ab als Bedrohung für ihren Wohlstand und begreifen nicht, 
dass sie früher oder später alle genau diesen Wohlstand durch die 
Klimakatastrophe verlieren werden.

Kaum jemanden ist bewusst, dass alle Klimagasemissionen die 
Klimakatstrophe befördern, auch die auf niedrigem Emissionsniveau. 
Jede Autofahrt mit fossil betriebenem Verbrennungsmotor, nicht nur mit 
dem Diesel, jede von ihnen gekaufte und verbrauchte Kilowattstunde 
Strom aus Kohle- oder Erdgaskraftwerken treibt die Erdtemperatur nach 
oben und damit tiefer in die Klimakatstrophe. Eine merkwürdige Stille 
und Schweigen ist in den Medien über diese so einfach zu beschreibende 
Ursache der Klimakatastrophe.

Doch wie ein Strauß den Kopf in den Sand zu stecken, hat noch 
niemanden vor Katastrophen gerettet.


Berlin, den 04. September 2017

Ihr Hans-Josef Fell

fell at hans-josef-fell.de
www.hans-josef-fell.de
Twitter: @HJFell

Den Beitrag auf der Homepage finden Sie hier: 
https://www.hans-josef-fell.de/content/index.php/presse-mainmenu-49/schlagzeilen-mainmenu-73/1124-klimakatastrophe-verursacherforschung-merkwuerdige-stille-auch-im-kanzlerduell


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Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
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