[E-rundbrief] Info 1601 - Frauentag 2017 - palästinensische Frauen in israel. Gefängnissen

Matthias Reichl info at begegnungszentrum.at
Mo Mär 6 17:16:33 CET 2017


E-Rundbrief - Info 1601 - Frauen in Schwarz (Wien): Internationaler 
Frauentag 2017. Wir denken an die in israelischen Gefängnissen 
inhaftierten palästinensischen Frauen und Mädchen.

Bad Ischl, 6.3.2017

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

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Frauen in Schwarz (Wien)

INTERNATIONALER FRAUENTAG 2017

WIR DENKEN AN DIE IN ISRAELISCHEN GEFÄNGNISSEN INHAFTIERTEN 
PALÄSTINENSISCHEN FRAUEN UND MÄDCHEN

6.3.2017

Seit vielen Jahren gedenkt die Welt am 8. März ganz besonders der 
Frauen. Wir möchten aus diesem Anlass den Fokus auf eine besonders 
unterdrückte Gruppe richten, der nicht viel Aufmerksamkeit zu Teil 
wird - die palästinensischen Frauen und Mädchen in israelischen 
Gefängnissen, großteils politische Gefangene.

Innerhalb der letzten 45 Jahre wurden ca. 10.000 palästinensische 
Frauen verhaftet und/oder inhaftiert. Allein 2015 haben israelische 
Besatzungssoldaten 106 Palästinenserinnen (minderjährige Mädchen und 
Frauen) verhaftet, was einen Anstieg von 70% gegenüber dem Jahr 2013 
bedeutet. Wie die männlichen Inhaftierten werden viele der Frauen in 
Administrativhaft genommen, was bedeutet, dass sie ohne Anklage, ohne 
Angabe von Gründen für 6 Monate inhaftiert bleiben können; nach Ablauf 
dieser Zeit wird die Administrativhaft oft weiter verlängert, was zu 
jahrelanger Haft führen kann. Wenn Verhaftungsgründe genannt werden, 
so kann dies z.B. „Aufwiegelung durch Facebook-Einträge“ sein.

Palästinenserinnen werden hauptsächlich in den Gefängnissen HaSharon 
und Damon gehalten. (Zur Zeit gibt es 55 weibliche Gefangene - 42 in 
HaSharon und 13 in Damon - darunter 2 Frauen in Administrativhaft, und 
12 minderjährige Mädchen). Beide Gefängnisse befinden sich außerhalb 
der (1967) Besetzten Gebiete, was einen Verstoß gegen Artikel 76 der 
vierten Genfer Konvention bedeutet, der besagt, eine Besatzungsmacht 
muss verhaftete Bürger der Besetzten Gebiete innerhalb des besetzten 
Territoriums inhaftieren. Bei den Gefängnissen fehlen gendergerechte 
Einrichtungen. Weibliche Gefangene leiden ganz besonders unter den 
harschen Zuständen, wie medizinische Vernachlässigung, Ablehnen von 
Bildung, Familienbesuchen, auch für Mütter von Kleinkindern, 
Isolationshaft, überfüllte verschmutzte Zellen mit Insekten, und ohne 
Tageslicht. Persönliche Gesundheit, hygienische Bedürfnisse werden von 
den Gefängnisautoritäten kaum wahrgenommen, auch nicht bei 
Schwangeren. Minderjährige Mädchen leiden besonders unter diesen 
unmenschlichen Bedingungen, sind oft schwer traumatisiert und haben 
keine spezielle Betreuung.

Zudem ist die Mehrheit der palästinensischen Frauen und Mädchen in den 
Gefängnissen verschiedenen Formen von psychologischer und physischer 
Folter ausgesetzt: Misshandlungen während Verhaftung und Inhaftierung, 
inklusive verschiedener Formen sexueller Gewalt, was sich in Schlägen, 
Beleidigungen, Drohungen, Leibesvisitation, und expliziter sexueller 
Belästigung äußert.

Weibliche Gefangene werden nicht über ihre Rechte informiert oder 
darüber, wohin sie gebracht werden. Diese Misshandlungen und 
Foltermethoden werden nicht nur zur Einschüchterung angewandt, sondern 
auch als Werkzeug um palästinensische Frauen zu demütigen und sie zu 
Geständnissen zu zwingen. Dabei gehen weibliche Soldaten nicht weniger 
gewalttätig vor, als ihre männlichen Kollegen.

In den detaillierten Berichten von Addameer, der palästinensischen NGO 
für die Gefangenen werden lange Listen von fortwährendem Missbrauch 
und Nichteinhaltung von Grundrechten an palästinensischen 
Frauengefangenen genannt. Die Zustände variieren von Gefängnis zu 
Gefängnis, erreichen aber nirgends internationalen Standard, 
geschweige denn die Bedürfnisse der Frauen.

An dieser Stelle ein Beispiel, das für die inhaftierten 
Palästinenserinnen spricht: Die NGO Addameer schreibt am 22.Februar 
2017 über Sabah Faroun (34), deren Administrativhaft das vierte Mal um 
4 Monate verlängert wurde. Die bereits drei Mal verlängerte Haft hätte 
am 25. Februar 2017 enden sollen.

Sabah Faroun wurde während eines nächtlichen Überfalls von 
israelischen IDF Soldaten auf ihr Haus am 19. Juni 2016 verhaftet, 
nachdem ihre Kinder alleine in einem anderen Raum eingesperrt wurden. 
Ihr wurden die Augen verbunden, die Hände am Rücken gefesselt. Mit der 
einzigen Begründung, sie hätten einen Verhaftungsbefehl, wurde sie 
zuerst ins Etzion und dann ins Ofer Gefängnis gebracht, später ins 
HaSharon und zuletzt ins Damon Gefängnis. Während all der Stunden in 
denen sie untersucht und befragt wurde, blieben ihre Hände am Rücken 
gefesselt.

Sabah Faroun ist mit Issa Faroun verheiratet und Mutter von vier 
Kindern zwischen 5 und 15 Jahren. Alle Kinder gehen zur Schule, sie 
vermissen ihre Mutter, und ihr Mann seine Ehefrau. Die Familie weiß 
keinen Grund ihrer Verhaftung, noch das Datum einer Freilassung und 
leidet zunehmend darunter.

Mit diesem Beispiel und der kurzen Faktenschilderung möchten wir 
anlässlich des internationalen Frauentages auf die menschenunwürdige 
Situation palästinensischer Frauen in israelischen Gefängnissen 
aufmerksam machen, und ganz besonders die Frauen unter den Politikern 
und Medienleuten auffordern, ihre Stimme für das Unrecht an diesen 
Frauen zu erheben.

Lesen Sie bitte mehr unter: http://www.addameer.org/the_prisoners/women

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Empfehlenswerte Webseiten:

www.pacbi.org - Palestinian Campaign for the Academic & Cultural 
Boycott of Israel

www.imemc.org - International Middle East Media Centre

http://palsolidarity.org/ - International Solidarity Movement

www.ochaopt.org - Office for the Co-ordination of Humanitarian Affairs 
in the Occupied Palestinian Territories

www.jewishvoiceforpeace.org - Jewish Voice for Peace

www.palestinemission.at - Die Vertretung des Staates Palästina in 
Österreich

www.btselem.org - The Israeli Information Center for Human Rights in 
the Occupied Territories

www.kibush.co.il - Israeli Website mit Nachrichten und Kommentaren 
über die Besatzung

www.mondoweiss.net - Independent website about developments in 
Israel/Palestine & related US foreign policy

https://electronicintifada.net/ - Independent online news publication 
focusing on Palestine

www.dci-pal.org - Defence for Children International-Palestine Section

Frauen in Schwarz (Wien) auch auf Facebook: 
https://www.facebook.com/fraueninschwarzwien/


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Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
Center for Encounter and active Non-Violence
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fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
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