[E-rundbrief] Info 1535 - Brexit: Chance für ein demokratischeres Europa
Matthias Reichl
info at begegnungszentrum.at
Do Jul 7 15:45:05 CEST 2016
E-Rundbrief - Info 1535 - LobbyControl (D): Brexit: Chance für ein
demokratischeres Europa der Bürgerinnen und Bürger.
Bad Ischl, 7.7.2016
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
================================================
LobbyControl e.V. - Newsletter vom 7. Juli 2016
Brexit: Chance für ein demokratischeres Europa der Bürgerinnen und Bürger
Nach dem britischen Referendum befindet sich die EU – mal wieder – in
der Krise. Doch jede Krise bietet auch eine Chance: Anstatt Probleme
unter den Tisch zu kehren, wird endlich offen über den Zustand und die
Zukunft der Europäischen Union diskutiert. Probleme gibt es in der Tat
viele: Auch wir berichteten in den letzten Jahren immer wieder über
den oft problematischen und übergroßen Lobbyeinfluss in Brüssel und
die Defizite bei der demokratischen Kontrolle des Lobbyismus.
Wir sehen die Debatte um den Brexit daher auch als Chance, um die
Demokratiedefizite der EU-Institutionen, ungleichen Einfluss,
mangelnde Transparenz und unregulierten Lobbyismus endlich konsequent
anzugehen. Denn eines ist klar geworden: Wenn die EU eine Zukunft
haben will, dann darf sie kein neoliberales Europa der Konzerne sein,
sondern eine öffentliche Demokratie, ein demokratisches Europa,
geprägt von Bürgerinnen und Bürgern und deren Belangen.
Das war oftmals nicht der Fall. In jüngster Vergangenheit zeigte das
der Umgang mit den umstrittenen Freihandelsabkommen TTIP und CETA, der
weiche und sehr konzernfreundliche Kurs im Umgang mit der Auto-,
Banken- und Agrarindustrie – oder das schwache Engagement gegen die
Steuertricks der Konzerne.
Gleichzeitig ist klar: Es ist nicht nur die EU-Kommission, die hier
ihr Spiel treibt. Die Regierungen der EU-Mitgliedstaaten sind über den
Rat genauso an der EU-Politik beteiligt - seit der Eurokrise zunehmend
an Kommission und Parlament vorbei. Es sind gerade der Rat und seine
Gremien, die stets im Geheimen tagen und auch von Lobbyisten belagert
werden. Über den Rat hat Bundeskanzlerin Merkel die Interessen von VW
durchgeboxt. Der Rat spricht in der Handelspolitik stets mit. Und es
ist auch der Rat, der bislang von den Plänen zu einem verpflichtenden
Lobbyregister ausgenommen ist.
Das muss sich ändern. Wir nehmen den Brexit zum Anlass, für eine
demokratischere EU mit einem starken EU-Parlament und einer ebenso
starken Lobbykontrolle zu kämpfen. Für ein Europa, das nicht mehr
durch Unternehmenslobbyisten geprägt ist. Für ein Europa, das von
einer transparenten und demokratischen Kultur lebt, in der alle
Bürgerinnen und Bürger faire Chancen der Mitsprache und Mitbestimmung
haben.
Viel Spass bei der Lektüre unseres Newsletter mit Europaschwerpunkt
wünschen Ihnen
Dieter Plehwe, Max Bank und Timo Lange
LobbyControl https://www.lobbycontrol.de
Aktuelle Meldungen:
1) Brüssel: Wie angeblich neutrale Akteure Unternehmensinteressen
vertreten
In einer neuen Studie hat unsere Partnerorganisation Corporate Europe
Observatory (CEO) untersucht, wie sogenannte Thinks Tanks
undurchsichtige Lobbyarbeit in Brüssel betreiben. Darin wird klar: Sie
haben einen großen Einfluss auf das politische Geschehen in Brüssel.
Über Think Tanks tragen auch Unternehmen ihre Interessen in die
Öffentlichkeit und bleiben dabei oft weitgehend unsichtbar.
Lesen Sie mehr zur neuen CEO-Studie:
https://www.lobbycontrol.de/2016/07/wie-angeblich-neutrale-akteure-unternehmensinteressen-vertreten/#pk_campaign=06072016A
2) EU-Kommission verschweigt Treffen mit Google, Bayer und Co
Schon mal von Amisa2 gehört? Wahrscheinlich nicht. Dabei verschafft
diese Lobby-Organisation ihren Mitgliedern seit über 20 Jahren in
aller Stille einen extrem privilegierten Zugang zu hochrangigen
EU-Entscheidungsträgern.
Mehr zum Lobbydienstleister von Google, Bayer und Co.:
https://www.lobbycontrol.de/2016/06/eu-kommission-verschweigt-treffen-mit-google-bayer-und-co/#pk_campaign=06072016A
3) Seitenwechsel: Ex-Finanzstaatssekretär und EZB-Direktor wird
Banklobbyist
Der ehemalige Staatssekretär und Europäische Zentralbanker Jörg
Asmussen machte als politischer Beamter so richtig Karriere. Nach rund
15 Jahren Finanzpolitik will Asmussen laut Spiegel nun bei der
amerikanischen Investmentbank Lazard als Hauptstadtlobbyist anfangen.
Das ist ein problematischer Seitenwechsel, der erneut ein fahles Licht
auf politische Kultur in der Hauptstadt wirft. Die Bundesregierung
wird voraussichtlich keinen Widerspruch gegen den Wechsel eines
hochrangigen ehemaligen Beamten in einen Lobbyjob einlegen. Wie
gestern bekannt wurde, soll Asmussen zudem Berater der irakischen
Regierung werden – im Auftrag der Bundesregierung.
Lesen Sie mehr hierzu unseren Artikel:
https://www.lobbycontrol.de/2016/06/ex-finanzstaatssekretaer-und-ezb-direktor-wird-banklobbyist/#pk_campaign=06072016A
4) Rohstoffbehörde BGR ließ sich von Industrie mitfinanzieren
Seit den Achtziger Jahren wird die Bundesanstalt für Geowissenschaften
und Rohstoffe (BGR) von der Industrie gefördert, wie Recherchen von
Süddeutscher Zeitung, WDR und NDR nun zeigen. Die
„Hans-Joachim-Martini-Stiftung“ förderte demnach über Jahre
industriefreundliche Projekte, wie etwa eine Studie, die Zweifel an
Gorleben als Endlager zerstreuen sollte.
Lesen Sie hierzu unseren Artikel:
https://www.lobbycontrol.de/2016/07/rohstoffbehoerde-bgr-liess-sich-von-industrie-mitfinanzieren/#pk_campaign=06072016A
--
Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
Center for Encounter and active Non-Violence
Wolfgangerstr. 26, A-4820 Bad Ischl, Austria,
fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
Impressum in: http://www.begegnungszentrum.at
Spenden-Konto Nr. 0600-970305 (Blz. 20314) Sparkasse Salzkammergut,
Geschäftsstelle Pfandl
IBAN: AT922031400600970305 BIC: SKBIAT21XXX
--
Ausgezeichnet mit dem (österr.) "Journalismus-Preis von unten 2010"
Honoured by the (Austrian) "Journalism-Award from below 2010"
Mehr Informationen über die Mailingliste E-rundbrief