[E-rundbrief] Info 1501 - EU-Kommission erlaubt Fracking-Gasimporte

Matthias Reichl info at begegnungszentrum.at
Mi Feb 17 21:32:25 CET 2016


E-Rundbrief - Info 1501 - Fracking: Kommission gibt grünes Licht für 
Gasimporte

Bad Ischl, 17.2.2016

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

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Fracking: Kommission gibt grünes Licht für Gasimporte

Von: James Crisp | EurActiv.com | Übersetzt von: Jule Zenker

17-02-2016

www.euractiv.de

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Die Kommission will Importe von Flüssigerdgas in die EU fördern. 
Kritiker warnen jedoch, klimaschädliches Fracking in Ländern wie den 
USA werde dadurch weiter ermutigt. EurActiv Brüssel berichtet.

Mehr verflüssigtes Erdgas (LNG) importieren, lautet die neue Devise 
der EU-Kommission. Ihre Pläne dazu stellte sie am gestrigen Dienstag 
vor. Dazu will sie die Vernetzung verbessern, indem neue Drehkreuze 
und Infrastrukturen geschaffen werden. Der EU-weite LNG-Verbrauch 
liegt bei nur 20 Prozent. Mit einem höheren Anteil ließe sich die 
Abhängigkeit von Versorgern wie Russland verringern, heißt es. Auch 
Norwegen ist einer der Hauptgasversorger der EU.

Die EU-weite Gaserzeugung gehe immer weiter zurück, weshalb mehr 
Importe notwendig seien, betont die Kommission. Zur Zeit führt sie 
Gespräche über LNG-Importe mit Kanada, den USA, Australien, Japan, 
Nigeria und Algerien.

Im vergangenen Dezember einigten sich die weltweiten Staats- und 
Regierungschefs in Paris auf ein richtungsweisendes Abkommen. Diesem 
zufolge soll die Erderwärmung auf zwei Grad über den vorindustriellen 
Werten begrenzt werden. Das Abkommen gilt als klares Signal an den 
Markt: Die Zeit der klimaschädlichen fossilen Energieträger ist vorbei.

Erdgas setzt sich zum Großteil aus Methan zusammen. Letzteres ist ein 
Treibhausgas, das in den letzten 20 Jahren ein 86-mal größeres 
Erderwärmungspotenzial aufwies als CO2. Studien haben ergeben: 
Erdgasbedingte Stromerzeugung ist nur dann klimafreundlicher als die 
kohleabhängige, wenn während der Produktion weniger als 3,2 Prozent 
Methan austreten. Diese Zahl berücksichtigt noch nicht den Vertrieb.

Beim Fracking pumpt man Flüssigkeiten mit hohem Druck in den Boden. 
Dabei entstehen kleine Risse im Schiefergestein, die wiederum Erdgas 
freisetzen. Das Verfahren gilt als umweltschädlich. In den USA fördert 
man auf diese Weise fast die Hälfte des Erdgases (47 Prozent). 
Satelliten zur Emissionsmessung zeigen, dass die Methankonzentration 
in vielen großen Gasförderregionen der USA in letzter Zeit dramatisch 
anstieg. Für die Regionen Eagle Ford (Texas), Marcellus (Pennsylvania) 
und Bakken (North Dakota) verzeichneten sie sogar Emissionsraten von 
9,5 Prozent der gesamten Methanproduktion.

Der Schiefergas-Boom der letzten Jahre brachte die USA dazu, ihr 
langjähriges Energieexportverbot aufzuheben. Inzwischen sind viele 
LNG-Exportprojekte genehmigt, doch nur wenige davon laufen bereits. 
Das neue Gaspaket der EU habe den USA nun „grünes Licht“ für den 
LNG-Export nach Europa gegeben, erklärt Antoine Simon von Friends of 
the Earth Europe.

Gas als „Übergangskraftstoff“

Gas sei der sauberste fossile Brennstoff, betont Klimakommissar Miguel 
Arias Cañete Journalisten gegenüber. Man brauche es für den Übergang 
zu einer CO2-armen Wirtschaft.

Aber widerspricht das Vorhaben, LNG-Importe per Schiff nach Europa zu 
transportieren, nicht dem Geiste des neuen Pariser Klimaabkommens? 
Immerhin ist die Schifffahrt aus dem Deal ausgeklammert worden. Auf 
diese Frage seitens EurActiv antwortet Cañete nur indirekt. Auch kann 
er nicht sagen, wann die EU den Ausbau der Gasinfrastruktur stoppen 
werde. Solche Investitionen könnten sich letzten Endes als umsonst 
erweisen, warnen Aktivisten. Außerdem laufe die EU so Gefahr, sich auf 
Gas festzufahren – zulasten der emissionsfreien Erneuerbaren.

„Auf dem Pariser Klimagipfel vor zwei Monaten forderte die Kommission 
den Rest der Welt auf, Maßnahmen zu ergreifen, um ab der zweiten 
Hälfte des Jahrhunderts ohne Emissionen auszukommen. Nun drängt sie 
Gasunternehmen, mehr in Importeinrichtungen zu investieren, die noch 
mindestens 40 Jahre laufen sollen. Hierfür bietet sie ihnen sogar 
finanzielle Unterstützung aus öffentlichen Kassen“, so Jonathan 
Gavanta, Direktor des Umwelt-Think-Tanks E3G.

Laut Kommission soll Gas bis 2030 einen wichtigen Anteil des 
Energiemixes in der EU ausmachen. „Gas wird uns noch eine ganze Weile 
begleiten. Wir brauchen einfach Versorgungssicherheit“, bestätigt auch 
Cañete. Die EU-Institution wolle nach eigenen Angaben weltweit Nummer 
eins bei den Erneuerbaren werden. In diesem Kontext verspricht sie, 
das Thema Energieeffizienz ganz nach oben auf die Agenda zu setzen. 
Steigert man jedoch wie im Pariser Abkommen vorgesehen den Anteil der 
Erneuerbaren und die Energieeffizienz, geht Aktivisten zufolge die 
Gasnachfrage weiter zurück.

„Selbst wenn wir die ehrgeizigen Ziele bei den Treibhausgasen, den 
Erneuerbaren und der Effizienz erreichen, werden wir noch immer jede 
Menge Gas benötigen“, so Cañete. „Es ist eindeutig der sauberste 
fossile Brennstoff. Letzten Endes wird der Markt entscheiden. Die 
Kommission überprüft den Bedarf an gut vernetzten Gasmärkten. Wir 
wollen beim Übergang zu den Erneuerbaren notfalls auch auf Gas als 
Energieträger zurückgreifen können.“

Darüber hinaus zahlen schlecht vernetzte Länder höhere Gaspreise, 
ergänzt Maroš Šefčovič, Vize-Präsident der Kommission und zuständig 
für Strategie einer Energieunion. Er bezweifelt, dass die EU es 
schafft, bis Ende des Jahrhunderts eine CO2-neutrale Wirtschaft 
aufzubauen. LNG könne jedoch dabei helfen, umweltschädliche Industrien 
zu dekarbonisieren.

US-Klimagesandter verweigert Stellungnahme

Gestern war der US-Klimagesandte, Todd Stern, einen Tag lang zu Besuch 
in Brüssel. Als EurActiv ihn nach den LNG-Exportplänen Amerikas fragt, 
verweigert er sich, Stellung zu nehmen. Auf die Frage hin, wie 
zuverlässig Erdgas als Übergangsbrennstoff sei, verweist er auf den 
Schiefer-Boom. Dieser habe in den USA zu einem Rückgang in der 
Kohlenutzung geführt. „Abgesehen davon ist es von großer Bedeutung, 
beim Umweltaspekt alles richtig zu machen“, so Stern. „Methan in 
zwanzig mal schädlicher als CO2. Schon kleinste Austrittmengen können 
den natürlichen Vorteil des Erdgases gegenüber Kohle zunichte machen.“ 
Auch wenn das US-Vorzeigeprojekt, der Clean Power Plan, in letzter 
Zeit ins Stocken geriet, würden die USA das Pariser Abkommen 
unterzeichnen – „komme, was wolle.“

Von: James Crisp | EurActiv.com | Übersetzt von: Jule Zenker

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