[E-rundbrief] Info 1373 - Vergabe Friedensnobelpreis 2014

Matthias Reichl info at begegnungszentrum.at
So Okt 12 11:50:22 CEST 2014


E-Rundbrief - Info 1373 - Bundesausschuss Friedensratschlag (D): 
Friedensnobelpreisvergabe 2014: mut- und ideenlos - Die Preisträger 
haben ihre Verdienste - ein Friedenspreis ist etwas anderes.

Bad Ischl, 12.10.2014

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

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Friedensnobelpreisvergabe 2014: mut- und ideenlos

Die Preisträger haben ihre Verdienste - ein Friedenspreis ist etwas
anderes

Stellungnahme des Bundesausschusses Friedensratschlag (Deutschland)

Kassel, 10. Oktober 2014 - Zur heutigen Verkündung des diesjährigen
Preisträger des Friedensnobelpreises erklärte der Sprecher des
Bundesausschusses Friedensratschlag in einer Stellungnahme in Kassel:

Noch nie waren so viele Kandidatinnen und Kandidaten für den
Friedensnobelpreis nominiert wie in diesem Jahr: 278 (den bisherigen
Rekord hielt 2013 mit 259 Kandidaten).

Erstaunlich, dass das Nobelpreiskomitee mit schlafwandlerischer
Sicherheit aus der großen Auswahl wieder einmal eine zwar
sympathische, aber falsche Entscheidung traf - indem es zwei Personen
auswählte, die jede für sich große Verdienste vorweisen können: für
die Beendigung der Kinder- und Sklavenarbeit oder für das Recht von
Mädchen auf Bildung und für Geschlechtergerechtigkeit. Zu Recht haben
Kailash Satyarthi und Malala Yousafzay schon zahlreiche andere
Ehrungen aus Preise erhalten:  etwa den Robert F. Kennedy
Menschenrechtspreis, den  Raoul Wallenberg Menschenrechtspreis, den
Sacharow-Preis des Europa-Parlaments, die Auszeichnung "Botschafter
des Gewissens" oder den US Glamour Award for Woman of the Year, um nur
einige zu nennen.

Die Entscheidung des Nobelpreiskomitees - das sich aus fünf
Mitgliedern des norwegischen Parlaments zusammensetzt - kommt nicht
unerwartet. Geehrt werden Menschen, die wegen ihrer großen Verdienste
um die Menschenrechte bereits zahlreiche Auszeichnungen in aller Welt
erhalten haben und eine große Popularität in den Medien genießen.

Wir fragen indessen: Was ist das Spezifische an ihnen, das sie zum
"Friedensnobelpreis" qualifiziert. Das Nobelpreiskomitee begründet die
Ehrung mit dem Hinweis darauf, dass deren Kampf gegen Unterdrückung
und für die Rechte von Kindern einen Beitrag zur "Brüderlichkeit
zwischen den Nationen" leistet. Das Testament von Alfred Nobel sagt
zum Friedenspreis aber noch sehr viel mehr aus: Der Friedensnobelpreis
soll an den vergeben werden, der "am meisten oder am besten für die
Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verkleinerung
stehender Armeen sowie für die Abhaltung und Verbreitung von
Friedenskongressen gewirkt hat".

Gemessen daran ist die diesjährige Vergabe des Friedensnobelpreises
eine Fehlentscheidung. Davon gab es in den letzten Jahren schon genug
(etwa Barack Obama oder die Europäische Union). Das Nobelpreiskomitee
hätte sich damit herausreden können, dass im abgelaufenen Jahr eben
kaum etwas für den Frieden getan wurde, dass im Gegenteil kriegerische
Entwicklungen, Aufrüstung und Waffenhandel weltweit besorgniserregend
zugenommen haben, sodass man Kandidatinnen und Kandidaten aus dem Fach
"Menschenrechte" und "Kinderrechte" kürte. Wir meinen: Es gibt
Menschen, die sich für den Frieden einsetzen. Dazu gehören
beispielsweise Edward Snowden (der in diesem Jahr den "alternativen
Nobelpreis" erhält) oder der Gründer von Wikileaks, Julian Assange,
oder die kolumbianische Regierung und die Rebellenorganisation FARC,
die sich auf einen schwierigen Friedensverhandlungsweg gemacht haben.

Die Entscheidung in Oslo ist mut- und ideenlos.

Für den Bundesausschuss Friedensratschlag:
Peter Strutynski (Sprecher)

Bundesausschuss Friedensratschlag, Germaniastrasse 14, D-34119 Kassel 
Tel.: +49 (0)561 93717974 Website: www.ag-friedensforschung.de

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Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
Center for Encounter and active Non-Violence
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fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
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