[E-rundbrief] Info 1330 - Grundeinkommens-Weltkonferenz 27. - 29.6.2014
Matthias Reichl
info at begegnungszentrum.at
Fr Jun 20 11:30:29 CEST 2014
E-Rundbrief - Info 1330 - Runder Tisch – Grundeinkommen, B.I.E.N.
Austria u.a.: Grundeinkommens-Weltkonferenz sucht Antworten auf global
wachsende Ungleichheit und Armut - in Montreal (CDN), 27. - 29.6.2014.
Bad Ischl, 20.6.2014
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
================================================
Pressemitteilung
Runder Tisch – Grundeinkommen
Netzwerk Grundeinkommen und sozialer Zusammenhalt – B.I.E.N. Austria
#Grundeinkommen #BGE
Wien, Freitag 20.06.2014
Grundeinkommens-Weltkonferenz sucht Antworten auf global wachsende
Ungleichheit und Armut.
WissenschafterInnen und AktivistInnen diskutieren Bedingungsloses
Grundeinkommen als Strategie zur Krisenbewältigung und in Hinblick auf
eine re-demokratisierte Wirtschaft.
Grundeinkommens-Weltkonferenz in Montreal
Der 15. Kongress des Basic Income Earth Network (BIEN) wird heuer vom
27. bis 29. Juni 2014 in Montreal an der McGill University stattfinden
und steht unter dem Moto „Re-democratizing the Economy“. Unter den
Hauptrednern ist unter anderem Guy Standing von der School of Oriental
and African Studies (SOAS) an der University of London. Beim Beitrag
aus Österreich geht es um Wachstums- und Postwachstumsdiskurse im
Zusammenhang mit dem bedingungslosen Grundeinkommen.
Nordamerikanischer und weltweiter Grundeinkommenskongress
Der BIEN Kongress will WissenschafterInnen, AktivistInnen,
PolitikerInnen, NGOs und die interessierte Öffentlichkeit
zusammenbringen, um zu diskutieren, welche Rolle die Einführung eines
allgemeinen bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) für die
„Re-Demokratisierung der Wirtschaft“ haben würde.
Bereits einen Tag vor dem 15. BIEN Congress 2014, werden die
Grundeinkommensnetzwerke der USA und Kanadas am 26. Juni den 13.
gemeinsamen NABIG (North American Basic Income Guarantee) Kongress
abhalten. Zentrales Anliegen sind Strategien zur Einführung von
Grundeinkommenspolitiken in Kanada und den USA.
BGE für die Re-Demokratisierung der Wirtschaft
Die jüngste globale Wirtschaftskrise und die dominante Sparpolitik der
nationalen und internationalen Regierungsapparate haben ökonomische
Ungleichheit, Armut, finanzielle Unsicherheit und soziale Ausschlüsse
rund um die Welt zugenommen. Sowohl in Entwicklungsländern als auch in
den entwickelten Ländern erleben Individuen und Familien ernorme
Verletzbarkeit und Machtlosigkeit angesichts einer Wirtschaft, die
scheinbar außer Kontrolle gerät. Viele glauben, dass die Zeit gekommen
ist, unsere Antwort auf die Krise, die daraus resultierende
Prekarität, sowie die strukturelle Organisation unseres
Wirtschaftssystems in unseren Gesellschaften neu zu überdenken. Der
15. BIEN Kongress beschäftigt sich mit der Frage, welche Rolle dabei
das bedingungslose Grundeinkommen bei der Re-Demokratisierung unserer
Wirtschaft spielen könnte. Folgende Fragen werden beim Kongress
bearbeitet werden: Welche demokratischen Auswirkungen können wir vom
Grundeinkommen erwarten? Wie könnte die Kombination von BGE und mehr
Wirtschaftsdemokratie ökologische Nachhaltigkeit garantieren? Wie kann
in einer Zeit von Ungleichheit, Sparpolitik und ökonomischen
Ausschlüssen politische Unterstützung für die Grundeinkommensidee
angekurbelt werden? Was wären die gesetzlichen und
verfassungsrechtlichen Implikationen des Rechtes auf ein
bedingungsloses Grundeinkommen?
Grundeinkommen und Gesundheit (Anna Reid)
Im Rahmen der NABIG Konferenz am Donnerstag, den 26. Juni, einen Tag
vor der BIEN Konferenz, hält Anna Reid, von 2013 bis 2014 Vorsitzende
der kanadischen Ärztekammer, eine Vorlesung über die möglichen Effekte
des Grundeinkommens auf die Gesundheit. Damit wird einem Aspekt
Aufmerksamkeit geschenkt, der in der Grundeinkommensdebatte noch wenig
behandelt wurde, wie Werner Rätz, ATTAC Arbeitsgemeinschaft "Genug für
Alle", im Rahmen der UBIE Konferenz im April 2014 in Brüssel anmerkte.
Grundeinkommen für nachhaltige Zukunft (Alicia Bárcena Ibarra)
Am Freitag, den 27. Juni, hält Alicia Bárcena Ibarra,
Generalsekretärin der Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die
Karibik, am Vormittag die Eröffnungsrede, in der es um Gleichheit und
Möglichkeiten für eine nachhaltige Zukunft mit einem bedingungslosen
Grundeinkommen gehen wird.
Pilotprojekte in Indien (Renana Jhabvala & Guy Standing)
Am späten Nachmittag werden Renana Jhabvala, Vorsitzende der
Gewerkschaft der Selbstständigen Frauen (SEWA) in Indien und Guy
Standing, Professor für Entwicklungsforschung an der School of
Oriental and African Studies (SOAS) an der University of London und
Vizevorsitzender von BIEN, am späten Nachmittag über Pilotprojekte in
Indien berichten.
Gegen Demokratieabbau und Disziplinierung der Armen (Joe Soss)
Joe Soss von der Hubert H. Humphrey School of Public Affairs an der
University of Minnesota wird am zweiten Konferenztag, am 28. Juni,
nach dem Mittagessen über das Grundeinkommen in einem Kontext der
Disziplinierung der Armen und des Abbaus der Demokratie referieren.
BürgerInnen-Initiativen zum Grundeinkommen (Enno Schmidt & Stanislas
Jourdan)
Enno Schmidt, Mitbegründer der Schweizer "Initiative Grundeinkommen"
und Vorsitzender der Stiftung Kulturimpuls Schweiz, und Stanislas
Jourdan, aktiv in der französischen Grundeinkommensbewegung und
Koordinator UBIE (Unconditional Basic Income Europe), diskutieren am
späten Nachmittag bei einem runden Tisch zum Thema
BürgerInnen-Initiativen. Nach der erfolgreichen Schweizer
Volksinitiative werden die EidgenossInnen in den kommenden Jahren über
die Einführung des Grundeinkommens abstimmen. Durch die Europäische
BürgerInnen-Initiative Bedingungsloses Grundeinkommen (EBI BGE)
entstanden 2013 in vielen Ländern erste Grundeinkommensgruppen und die
Verbindungen zwischen bestehenden Initiativen wurden gestärkt. Am Ende
der Kampagne beteiligten sich AktivistInnen aus 25
EU-Mitgliedsstaaten, so dass im April 2014 im Rahmen einer Konferenz
im Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss in Brüssel der neue
europaweite Grundeinkommenszusammenschlusses UBIE formell gegründet
wurde. An der Diskussionsrunde werden sich auch
Grundeinkommensvordenker Philippe van Parijs, Professor für
Wirtschafts- und Sozialethik an der Katholischen Universität Löwen in
Belgien, und Barb Jacobson, Koordinatorin von UBIE, beteiligen.
Grundeinkommen als Grundrecht (Roberto Gargarella)
Am 29. Juni, dem letzten Konferenztag, wird Roberto Gargarella,
Professor an der Universidad Torcuato Di Tella, Argentinien und
Leverhulme Trust Gastprofessor am University College London, in der
Schlussrede über die Verankerung des Grundeinkommens in der Verfassung
referieren.
Österreichischer Beitrag mit Bezug zur (Post-) Wachstumsdebatte
Einen Beitrag zu den Diskussionen über die möglichen Effekte des
bedingungslosen Grundeinkommens auf die Nachhaltigkeit kommt aus
Österreich. Tobias Krall beschäftigt sich mit sich widersprechenden
Grundeinkommensargumenten. Einige behaupten, dass das BGE das
Wirtschaftswachstum ankurbeln könnte. Andere wollen hingegen mit dem
BGE gerade eine Wirtschaft ohne Wachstum erreichen. Krall wird
hingegen argumentieren, dass mit dem BGE beides erreicht werden
könnte. Die Gesellschaft hätte somit die Freiheit, zu entscheiden, ob
sie weiter auf Wachstum setzen will, oder lieber auf „Wohlstand ohne
Wachstum“ – eine Entscheidung die sie derzeit aufgrund der
Wachstumsabhängigkeit des Arbeitsmarkts nicht treffen kann.
Die Reichweite einer einfachen und schönen Idee
Eine der ersten Fragen, die im Zusammenhang mit dem bedingungslosen
Grundeinkommen immer wieder gestellt wird, ist die Frage der
Finanzierung. Auch bei diesem Kongress wird diese Frage behandelt. Bei
einem Blick auf das Konferenzprogramm zeigt sich, mit wie vielen
anderen Aspekten das Grundeinkommen noch in Beziehung steht. In den
geplanten Workshops wird es neben dem zentralen Thema der
Re-Demokratisierung der Ökonomie auch um die Re-Demokratisierung der
Emotionen, um rechtliche Fragen, um politische Demokratie und
Anarchismus, um Ökologie, Nahrungsmittelsicherheit und Nachhaltigkeit,
um die Finanzkrise, um Wachstum und Wachstumsrücknahme, um Jugend und
Prekariat, um Konditionalität und Stigmatisierung, um das
Trittbrettfahrerproblem, sowie um Wahrheitsfindung und
Selbstentfaltung gehen. Außerdem wird dem Geschlechterverhältnissen
viel Raum gegeben. Beiträge zum Zusammenhang zwischen Grundeinkommen
und Frauenbefreiung, Betreuung und Pflege, Gewalt gegen Frauen und
Prostitution wurden angekündigt. Über die möglichen Auswirkungen des
Grundeinkommens auf Kriminalität, Migration und indigene Rechte wird
ebenso eingegangen werden. Wie schon beim europaweiten
Grundeinkommenskongress von UBIE im April 2014 in Brüssel, fehlen aber
auch nicht warnende Stimmen, die an den größeren Kontext erinnern und
betonen, dass das BGE nicht als Allheilmittel verstanden werden darf.
Vielfältige Begründungen des Grundeinkommens
Aus unterschiedlichsten Perspektiven wird außerdem für das
Grundeinkommen plädiert werden: aus feministischer Perspektive,
ausgehend vom Republikanismus von Jefferson und Robespierre, aus
anti-utilitaristischer Perspektive, aufbauend auf Jürgen Habermas,
bezugnehmend auf den polnischen Ökonom Michał Kalecki, aber auch aus
der Perspektive der politischen Ökonomie. Auch ökonomische Argumente,
beispielsweise einer nachfrageorientierten Wirtschaftspolitik werden
für das BGE vorgebracht werden. In einem unkonventionellen Beitrag
wird Timothy Roscoe Carter aus über 15 unterschiedlichen Perspektiven
für das bedingungslose Grundeinkommen argumentieren. Der Vortrag „Das
EBay Argument für das BGE“ von Mark Walker von der New Mexico State
University lässt ebenfalls außergewöhnliches erwarten.
Regionale Schwerpunkte
Neben den Berichten von den BürgerInnen-Initiativen aus der Schweiz
und der EU sowie den Pilotprojekten in Indien werden auch andere
Beiträge einen länderspezifischen Fokus haben. In zwei Einheiten geht
es gebündelt um die Grundeinkommensdiskussion in Asien, nämlich in
Japan und Südkorea. Einzelne Beiträge konzentrieren sich auf
Entwicklungen in Indonesien, in den 15 Ländern der
Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrikas (SADC), in
Großbritannien, Spanien und Schweden, in Argentinien und Brasilien,
sowie in Australien. Neben dem NABIG Kongress am Donnerstag wird auch
im Rahmen des BIEN Kongresses ein Fokus auf das Gastgeberland Kanada
und die USA als Nachbarland gelegt.
Aktuelle Bücher mit Relevanz für die Grundeinkommensdebatte
Auf der Konferenz werden außerdem zwei Bücher diskutiert werden: zum
einen das Buch „Capital in the 21st Century“ des französischen
Ökonomen Thomas Picketty, dass 2014 auf Englisch und Deutsch
erschienen ist; zum anderen das 2011 erschienene Buch
„Self-Realization and Justice: A Liberal-Perfectionist Defense of the
Right to Freedom From Employment“ der Politikwissenschafterin Julia
Maskivker.
Änderung der Grundeinkommensdefinition von BIEN
Im Anschluss an den BIEN Kongress findet die Generalversammlung des
weltweiten Grundeinkommensnetzwerkes BIEN statt. Aus europäischer
Perspektive besonders interessant wird die Entscheidung über die
Ergänzung der Grundeinkommensdefinition von BIEN. Bisher definierte
BIEN das Grundeinkommen anhand von drei Kriterien: universell,
individuell und bedingungslos. Nun sollte es um ein viertes Kriterium
ergänzt und damit der Grundeinkommensdefinition des europaweiten
Zusammenschlusses UBIE angeglichen werden: Das bedingungslose
Grundeinkommen muss in existenz- und teilhabesichernder Höhe
ausbezahlt werden. Nur so könne es seine emanzipatorische Wirkung
entfalten, so die Begründung der europäischen AktivistInnen für die
vorgeschlagene Änderung.
Weitere Informationen
Homepage zum 15. BIEN Kongress
http://biencanada.ca/congress/
https://www.facebook.com/events/485269558223569
Programm:
http://biencanada.ca/congress/congress-program
HauptrednerInnen:
http://biencanada.ca/congress/keynote-speakers
B.I.E.N. – Basic Income Earth Network
http://www.basicincome.org/bien/
UBIE – Unconditional Basic Income Europe
http://www.basicincome-europe.org/
Bericht zur UBIE Konferenz „Emancipating EU-Welfare“ im April 2014 in
Brüssel:
http://grundeinkommen.at/index.php/presseaussendungen-2/pressemitteilungen/284-europ-grundeinkommenskonferenz
Netzwerk Grundeinkommen und sozialer Zusammenhalt – B.I.E.N. Austria:
http://grundeinkommen.at/
--
Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
Center for Encounter and active Non-Violence
Wolfgangerstr. 26, A-4820 Bad Ischl, Austria,
fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
Impressum in: http://www.begegnungszentrum.at
Spenden-Konto Nr. 0600-970305 (Blz. 20314) Sparkasse Salzkammergut,
Geschäftsstelle Pfandl
IBAN: AT922031400600970305 BIC: SKBIAT21XXX
--
Ausgezeichnet mit dem (österr.) "Journalismus-Preis von unten 2010"
Honoured by the (Austrian) "Journalism-Award from below 2010"
Mehr Informationen über die Mailingliste E-rundbrief