[E-rundbrief] Info 1320 - Kriegerischer Doppeladler
Matthias Reichl
info at begegnungszentrum.at
So Mai 11 22:31:14 CEST 2014
E-Rundbrief - Info 1320 - Matthias Reichl: Unter dem Doppeladler wüten
Kriege. Die bedenkliche Seite der Militärnostalgie.
Bad Ischl, 11.5.2014
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
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Unter dem Doppeladler wüten Kriege
Die bedenkliche Seite der Militärnostalgie
Matthias Reichl
11.5.2014
Britisch-habsburgische Militärnostalgie im Ischler Stadtmuseum! Die
Ausstellung „Unterm Doppeladler“ zeigt den Kaiser Franz Joseph I wie
er 1895 als Ehrenkommandant einer britischen Reitertruppe erwählt wurde.
Welchen Beitrag will ausgerechnet diese unkritische Ausstellung zum
Gedenken an die Opfer einer Wahnsinnspolitik vor und nach 1914
leisten? Kämpften doch die Briten gegen den habsburgischen
Bündnispartner Deutschland nicht nur an der Westfront sondern
eroberten auch die deutschen Kolonien. Eine Recherche im Internet
brachte mich dazu, die damalige und heutige Funktion auch der 1st
Queens Dragoon Guard im britischen Militär zu hinterfragen.
Seit ihrer Gründung 1685 (bis 1959 als 1st Kings Dragoon Guard) dienen
diese Reiter mit dem Säbel in der Hand - und später per Panzer -
gemeinsam mit anderen Militäreinheiten im Inland und im Ausland den
politisch und wirtschaftlich Herrschenden. Im Einsatz gegen die Rechte
protestierender Bauern und Arbeiter, Indianer, Afrikaner,
Palästinenser, Inder und anderer, die für ihre Existenz, ihr Land und
für ihre Unabhängigkeit eintreten. Beim Internationalen
Strafgerichtshof wurden 2014 gegen hochrangige britische Politiker und
Militärs Klagen eingereicht, weil sie für die systematische
Misshandlung und Folter von Gefangenen im Irak verantwortlich sein
sollen. Daran ändert sich auch nichts, wenn die militärischen
Kampfstrategien - u.a. durch Drohnen und globale elektronische
Überwachung - entpersonalisiert werden.
Somit weht seit 1895 (mit Ausnahme zwischen 1915 und 1938) auch der
österreichische Doppeladler unter britischer Fahne weltweit über
Konflikt- und Kriegsgebieten. Er verwandelte sich vor langer Zeit zu
einem doppelköpfigen Pleitegeier als Symbol für eine längst
gescheiterte und zerstörerisch militarisierte Politik!
Bad Ischl sollte deshalb auf die für Juni angekündigte britische
Militärparade durch die Straßen verzichten. Wenn im Kaiserpark
Monarchiefans mit einem Zapfensteich feiern wollen, soll das ihre
rückwärtsgewandte Privatveranstaltung sein.
Wir hoffen, dass die weiteren drei in Bad Ischl geplanten
Ausstellungen kritisch mit der verheerenden kaiserlichen Kriegspolitik
abrechnen - und auch mit der heutigen profitorientierten Verklärung
eines bankrotten Machtsystems und ihres „majestätischen“ Mythos.
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Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
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