[E-rundbrief] Info 1228 - EU-Austeritaetskurs stoppen
Matthias Reichl
info at begegnungszentrum.at
Do Jun 20 11:21:40 CEST 2013
E-Rundbrief - Info 1228 - Europa geht anders (A): Prominente Allianz
an Bundesregierung: Austeritätskurs bei EU-Gipfel stoppen! Europa
braucht wirtschaftspolitischen Kurswechsel.
Bad Ischl, 20.6.2013
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
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Presseaussendung "Europa geht anders", 20. 06. 2013
Prominente Allianz an Bundesregierung: Austeritätskurs bei EU-Gipfel
stoppen!
Europa braucht wirtschaftspolitischen Kurswechsel
Auf den kommenden EU-Ratstreffen (insbesondere Ende Juni und im
Dezember) sollen die Weichen für eine Verschärfung des
Austeritätskurses in Europa gelegt werden. Damit drohen der Abbau von
Arbeitsrechten, sozialen Rechten aber auch Kürzungen bei Löhnen und
wohlfahrtsstaatlichen Leistungen wie Pensionen.
Eine breite Allianz von renommierten Ökonomen, prominenten Politkern
sowie Vertretern der Zivilgesellschaft warnt heute in einem offenen
Brief Bundeskanzler Faymann, Außenminister Spindelegger und
Finanzministerin Fekter vor einer Fortsetzung dieses sichtbar
gescheiterten Weges. Sie ersuchen die Bundesregierung, sich bei den
kommenden Ratstreffen gegen das geplante “Instrument für Konvergenz
und Wettbewerbsfähigkeit“ auszusprechen. Es bietet keine Antwort auf
die tatsächlichen Ursachen der Krise in Europa.
Einen entsprechenden Aufruf der Plattform „Europa geht anders“ haben
zusätzlich bereits mehr als 8000 Menschen unterzeichnet.
http://www.europa-geht-anders.eu/aufruf
Der offene Brief im Wortlaut:
Offener Brief an Bundeskanzler Werner Faymann, Außenminister Michael
Spindelegger und Finanzministerin Maria Fekter.
Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Faymann!
Sehr geehrter Herr Vizekanzler Dr. Spindelegger!
Sehr geehrte Frau Finanzministerin Maga. Drin. Fekter!
Die Entwicklungen der letzten Jahre in der Europäischen Union
beunruhigen uns zutiefst. 26 Millionen Menschen in der Europäischen
Union sind ohne Arbeitsplatz – so viele wie noch nie. Die
Jugendarbeitslosigkeit bricht negative Rekorde. Über 120 Millionen
Bürger und Bürgerinnen in der Union sind von Armut oder sozialer
Ausgrenzung bedroht – mehr als je zuvor.
Die Berichte, Statistiken und Daten zur sozialen Lage, zur steigenden
Arbeitslosigkeit und zu negativen Wirtschaftsprognosen der EU machen
klar: die bisher – nicht selten auf demokratiepolitisch bedenkliche
Weise verordneten – Maßnahmen zur Bekämpfung der Krise wirken
kontraproduktiv. Die gegenwärtige Krisenpolitik der Europäischen Union
ist gescheitert, sie führt zu Massenarbeitslosigkeit und wachsender
Ungleichheit – mit folgenreichen Auswirkungen. Auch in Österreich
steigt die Arbeitslosigkeit stark an und müssen Wirtschaftsprognosen
nach unten revidiert werden. Es wird immer deutlicher: Europa braucht
einen wirtschaftspolitischen Kurswechsel.
Die Agenda der unterschiedlichen europäischen Akteure (insbesondere
der EU-Kommission und des Rates) ist allerdings auf die Fortsetzung
des krisenverschärfenden Kurses ausgerichtet. Im November wurde von
der EU-Kommission das ‚Konzept für eine vertiefte und echte
Wirtschafts- und Währungsunion’ vorgelegt. Die Arbeitslosigkeit wird
darin mit keinem Wort erwähnt. Die Kommission schlägt vielmehr die
„Implementierung von Strukturreformen in Mitgliedstaaten durch
vertragliche Vereinbarungen“ vor. Damit soll „mehr wirtschaftliche
Disziplin" und die „Stärkung der Anpassungsfähigkeit" erzwungen
werden. Diese Verträge sollen mit Zahlungen verbunden sein, um die
„zügige Verabschiedung dieser Reformen“ und die „Überwindung
politischer Hindernisse“ zu fördern. Was unter Strukturreformen zu
verstehen ist, hat die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel mit
ihrer Forderung nach einem Wettbewerbspakt in ihrer Rede beim
Jahrestreffen des World Economic Forum in Davos im Jänner erläutert.
Strukturreformen würden sich demnach auf „Lohnzusatzkosten,
Lohnstückkosten, Forschungsausgaben, Infrastrukturen“ beziehen.
Auf den kommenden Ratstreffen (insbesondere am Europäischen Rat Ende
Juni und im Dezember) sollen nun die Weichen für ein neues Instrument
für Konvergenz und Wettbewerbsfähigkeit, das Teil dieses Konzepts der
Vertiefung ist, gestellt werden.
Wir sprechen uns gegen dieses Vorhaben aus. Es führt zur Verschärfung
des Austeritätskurses und zum Abbau von Arbeitsrechten, sozialen
Rechten aber auch zu Kürzungen bei Löhnen und wohlfahrtsstaatlichen
Leistungen wie Pensionen. Es ist die Fortsetzung eines sichtbar
gescheiterten Weges aus der Krise und keine Antwort auf die
tatsächlichen Ursachen der Krise in Europa.
Sehr geehrte verantwortliche Mitglieder der Bundesregierung, wir
ersuchen Sie dringend, sich bei den kommenden Ratstreffen gegen die
Pläne für die Implementierung des Instrumentes für Konvergenz und
Wettbewerbsfähigkeit auszusprechen und den entsprechenden
Weichenstellungen nicht zuzustimmen.
Wir fordern Sie auf, vielmehr für einen notwendigen
wirtschaftspolitischen Kurswechsel in der Krisenpolitik zu werben, der
sich vor allem die wirksame Bekämpfung der Arbeitslosigkeit und den
Abbau der sozialen Ungleichheit zum Ziel setzt! Die beim Europäischen
Rat geplanten Absichtserklärungen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit
sind zu wenig. Eine weitere Vertiefung der Wirtschafts- und
Währungsunion muss eine europäische Umverteilung des Reichtums, eine
Wiederregulierung und Schrumpfung der Finanzmärkte und eine umfassende
Demokratisierung der europäischen Wirtschafts-(Politik) zur
Voraussetzung haben.
Mit besten Grüßen,
Erstunterzeichnerinnen und Erstunterzeichner "Europa-geht-anders"
http://www.europa-geht-anders.eu/erstunterzeichner_innen
--
Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
Center for Encounter and active Non-Violence
Wolfgangerstr. 26, A-4820 Bad Ischl, Austria,
fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
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