[E-rundbrief] Info 1207 - Alter Summit Athen 7. - 9.6.2013
Matthias Reichl
info at begegnungszentrum.at
Mi Apr 24 15:57:42 CEST 2013
E-Rundbrief - Info 1207 - Alter Summit „Roll back austerity before
austerity destroys democracy“, 7. - 9.6.2013 ATHEN, Aufruf zu einem
Alternativgipfel.
Bad Ischl, 24.4.2013
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
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Alter Summit „Roll back austerity before austerity destroys democracy“.
7. - 9.6.2013 ATHEN (Olympiastadion)
Aufruf zu einem Alternativgipfel
Heute sind wir Zeuginnen und Zeugen eines wichtigen historischen
Wendepunkts in der Geschichte der Europäischen Union. Die führenden
Kräfte Europas, insbesondere die der Kommission, des ECOFIN-Rats und
der Europäischen Zentralbank, nutzen die gegenwärtige Krise, um eine
neoliberale Ordnung durchzusetzen, die dem Ideal eines demokratischen,
sozialen und ökologischen Europas entgegensteht.
Das Aussehen Europas verändert sich, und das mit äußerst
schwerwiegende Konsequenzen für die Bürgerinnen und Bürger und die
Zukunft des europäischen Projekts selbst. Die „stille Revolution“ –
wie Barroso es nennt – vollzieht sich durch einen noch nie dagewesenen
Aktivismus auf der Ebene der Gesetzgebung und der Institutionen mit
den folgenden Merkmalen: ein Überborden der Richtlinien zu
Finanzangelegenheiten und Löhnen, höhere Anforderungen an die
Erfüllung dieser Richtlinien, härtere Strafen und ein automatisierter
Anwendungsmodus, die Verpflichtung zur Aufnahme dieser Richtlinien in
die grundlegende europäische und nationale Gesetzgebung (Verträge,
Verfassungen ...). Dazu gehört auch eine Stärkung der Macht der
Kommission, des ECOFIN-Rats und des Europäischen Rats. Das Europäische
Parlament wird bestenfalls – wie von seinem neuen Präsidenten
zugegeben – auf die Rolle eines bloßen Jasagers zu den Beschlüssen der
Staatschefs reduziert.
Der am 30. Januar 2012 vom Europäischen Rat unterzeichnete Fiskalpakt
verschärft die Kürzungspolitik, obwohl im Kontext einer Krise, die in
ihrer Schwere mit der Krise der 1930er Jahre vergleichbar ist und die
durch eine noch nie dagewesene Umweltkrise verschärft wird, eigentlich
der Erhalt von Arbeitsplätzen und öffentliche Investitionen angebracht
sind. Die EU-Kommission erhält für den Fall, dass sie eine bestimmte
Politik als nicht mit ihrer Vorstellung oder der des ECOFIN-Rats
übereinstimmend ansieht, das Recht, Zwang auf die Staaten in der
Ausübung eines für das demokratische Leben so zentralen Vorrechts wie
die Aufstellung des Haushalts auszuüben.
Mit der Annahme dieses Vertrags leugnen die Führungskräfte der EU die
Realität. Die zahllosen EU-Gipfeltreffen haben gänzlich ihre
offiziellen Ziele verfehlt, nämlich „das Vertrauen der Märkte
wiederherzustellen“ und die Krise in der Eurozone zu lösen. In Europa
hat gerade eine weitere Bankenkrise begonnen; die Austeritätspolitik,
die übereinstimmend in allen Ländern durchgeführt wird, führt zu einer
allgemeinen Rezession; die soziale und wirtschaftliche Situation
verschlechtert sich in den meisten europäischen Ländern, insbesondere
den an der Peripherie der Eurozone gelegenen. In Griechenland steigen
Staatsverschuldung, Arbeitslosigkeit und die Zahl der Selbstmorde in
alarmierendem Ausmaß. Die Bürgerinnen und Bürger haben das Recht zu
fragen, ob diese offiziellen Ziele nicht eine ganz andere Strategie
verbergen sollen: nämlich die Krise auszunutzen, ja sie sogar noch zu
verschärfen, um zu einer ganz anderen Gesellschaftsordnung
überzugehen, die mit der Zerstörung der sozialen und demokratischen
Rechte das neoliberale Projekt vervollkommnen würde (ganz nach dem
Motto: „Vergeude niemals eine gute Krise“).
Diese Entwicklungen stellen die ernsthafteste Gefahr für die
Demokratie dar, die Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs erlebt
hat. Die europäischen Bürgerinnen und Bürgern werden Strafmaßnahmen
unterworfen, obwohl jeder und jede weiß, dass die Krise hauptsächlich
der Raffgier der Banken, den Finanzmärkten und der Komplizenschaft
oder der Nachgiebigkeit von Politikerinnen und Politikern entsprungen
ist, die Erstere eigentlich zu kontrollieren hätten, und das Ergebnis
eines zwei Jahrzehnte dauernden Strebens nach Wettbewerbsfähigkeit
ist, das zu Lohn- und Gehaltskürzungen und Steuersenkungen führte.
Dieser strafende Neoliberalismus gefährdet die Demokratie in
zweifacher Weise: durch direkte autoritäre Tendenzen (deutlich
geworden zum Beispiel, als Jean-Claude Trichet, der ehemalige
Präsident der EZB, einen Brief an die italienische Regierung schickte
mit der Aufforderung, die Kürzungen zu beschleunigen, und ihr
vorschlug, die Tarifverhandlungen von der Branchen- auf die
Unternehmensebene zu verlagern, oder als mit Zustimmung der Troika
Technokratenregierungen in Griechenland und Italien die Macht
ergriffen …) und auch indirekt durch die Förderung nationalistischer,
fremdenfeindlicher, antieuropäischer und antidemokratischer
politischer Bewegungen (Frankreich, Ungarn, Finnland etc.).
Wir sagen: „Es reicht!“ Wir akzeptieren diese Politik nicht länger.
Sie verhöhnt die Demokratie, sie hat Europa bereits jetzt in eine
schwere Wirtschaftskrise gestürzt. Sie weckt jenen fremdenfeindlichen
Geist, der durch die Schaffung Europas eigentlich ausgerottet werden
sollte. Wir wollen die europäischen Völker und ihr Sozialmodell
verteidigen und nicht die großen Unternehmen und Banken und deren
Hauptaktionäre.
Das erfordert eine andere Politik, das heißt auch eine Erneuerung der
Institutionen und Verträge: nicht im Sinne einer Verschärfung des
strafenden Neoliberalismus, sondern um die Demokratie
wiederherzustellen. Alternativen existieren. Was heute fehlt, ist ein
Kräfteverhältnis, mit dem diese Alternativen auch realisiert und
politische Prozesse in Gang gesetzt werden können, die das europäische
Projekt auf den Weg der Demokratie und eines sozialen und ökologischen
Fortschritts zurückbringen. Der Alternativgipfel, zu dem wir aufrufen,
wird eine erste Etappe dafür sein, diese Ziele zu erreichen.
Kontakt : info at altersummit.eu www.altersummit.eu
http://www.altersummit.eu/alter-summit/article/aufruf-zu-einem-alternativgipfel?lang=en
--
Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
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fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
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