[E-rundbrief] Info 1179 - E. Herbst: Saatgutmonopole – Permakultur

Matthias Reichl info at begegnungszentrum.at
Di Feb 5 18:49:47 CET 2013


E-Rundbrief - Info 1179 - Edeltraud Herbst (A): Saatgutmonopole – 
Permakultur

Bad Ischl, 5.2.2013

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

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Saatgutmonopole – Permakultur

Bericht über den Info-Abend am 25.1.13 im Begegnungszentrum für aktive
Gewaltlosigkeit, Bad Ischl

Edeltraud Herbst

Um die verhängnisvolle Entwicklung der Landwirtschaft zu betrachten, 
ging Edeltraud Herbst in ihren Ausführungen zurück zum Beginn der 
Landwirtschaft. Nomaden wurden sesshaft, als sie mit dem Anbau, der 
Kultur und Züchtung von Nahrungspflanzen Erfahrung hatten.

Diese Erfahrungen wurden von Generation zu Generation weitergegeben, 
mit den jeweiligen Verbesserungen von Kenntnissen und Werkzeugen. Die 
Anbauflächen wurden über Jahrtausende von Hand bearbeitet, bis mit der 
Domestizierung von Rind, Pferd und Esel „Hilfskräfte“ eingesetzt 
werden konnten. Die Bearbeitungsflächen konnten vergrößert werden, der 
Pflug und andere Geräte kamen zur kurzstieligen Haue.
Viele Arbeiten wurden von der Gemeinschaft des Dorfes erledigt – 
Wasserzufuhr, Dreschen, Saatgut- Tausch, Ernte.

Mit Beginn der Aufteilung des Landes in Besitztümer durch den Adel und 
die Kirche wurden aus freien Bauern abhängige Pächter oder überhaupt 
Leibeigene und Fronarbeiter. Es blieben noch Allmende Gebiete zur 
Beweidung oder Holzentnahme. Diese Allmenden existieren hierzulande 
überhaupt nicht mehr bzw. sind staatl. Eigentum (Forst, Wasser).

Mit der Industrialisierung in Landwirtschaft und Gewerbe kam es zur 
Abwanderung vom Land in die Industriegebiete und dort zur Ausbeutung 
und Verelendung der Arbeiter. Auswanderungswellen von Hunderttausenden 
folgten aufeinander.
Durch den Einsatz der Landwirtschaftsmaschinen kam es zu großen 
Monokulturen im Getreideanbau. Bis zur Verwendung von Kunstdünger 
verarmten die Böden, die Erträge wurden geringer, Erosion und 
Versalzung waren die Folge, siehe USA der 20iger Jahre.
Nur in armen Ländern, abgelegenen Gegenden konnten sich traditionelle 
Anbaumethoden erhalten. Auf diese greift man heute im BIO- und 
Permakultur Anbau zurück, verbunden mit den wissenschaftlichen 
Erkenntnissen der neuen Zeit.
Die Fortschritte in der Gentechnik ermunterten große Chemiekonzerne, 
Saatgut zu untersuchen und zu verändern. Größere Erträge und mehr 
Widerstandskraft gegen Schädlinge sollten erreicht werden. Größere 
Erträge gibt es vor allem für die maßgeblichen Konzerne – das Saatgut 
ist nur einmal zu verwenden!  Hunderttausende Bauern landeten bereits 
im Elend durch ständigen Nachkauf bei geringer ausfallenden Ernten 
(z.B. Indien). Das veränderte Saatgut wird  - ebenso wie die 
begleitenden „Schutzmittel“ - unter Patentschutz gestellt, die 
Verwendung streng von den Firmen kontrolliert.

Die neueste Entwicklung im Zusammenhang mit Finanzspekulation ist der 
Landraub – land grabbing.

Investment Fonds, Regierungen, Rentenfonds kaufen oder pachten 
Agrarland wo immer welches aufzutreiben ist. Vornehmlich natürlich in 
den armen, wenig demokratisch verwalteten Ländern der südlichen Erdhälfte.

Die dramatischen Folgen dieses Vorgehens, das als“ Maßnahme gegen den 
Welthunger“ von UNO Organisationen gefördert wird, zeigen erste 
Ergebnisse. Riesigen Gebiete werden von Regierungen oder ihrer 
Verwaltung, gegen eine geringe Pachtgebühr auf bis zu 99 Jahre 
steuerfrei verpachtet.

Bewohner dieser Gebiete werden mit Versprechungen vertröstet oder 
gleich brutal vertrieben.

Das Land wird dann mit schwerer Maschinerie agrarindustriegemäß 
gerodet, wertvolle Bäume sind oft ein erster Gewinn, der außer Landes 
geht, im Tausch gegen Waffen in einigen Fällen.

Saatgut, Pestizide, Dünger kommen aus dem Ausland, auch willige 
Arbeitskräfte aus weit entfernten Ländern (keine Bindung an das Land), 
Wasserrechte sind in der Pacht enthalten und dieses Wasser fehlt oft 
anderswo. Die Ernte geht natürlich auch außer Landes und wird über die 
Getreidebörsen oder den Biosprithandel meistbietend verkauft.

Die Pflanzen, die überwiegend für den Landraub interessant sind: Reis 
und ein Teil des Weizens als Nahrungsmittel. Zuckerrohr und Mais zur 
Ethanolgewinnung, Raps, Zuckerrüben, Sonnenblumen, Atrophanüsse, 
Palmnüsse zur Dieselgewinnung. Sojabohnen, Mais und Weizen zur 
Tiermast in Europa und Amerika.

DIE MENSCHEN, DEREN LAND GERAUBT WIRD / IST,  v e r h u n g e r n  ZU 
MILLIONEN !

Was können wir tun?

-          Die  Organisationen unterstützen, die die Interessen dieser 
im Elend lebenden bzw. sich wehrenden Landbevölkerung vertreten und 
dies publik machen.
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-          Lokale Produkte aus biologischem Anbau saisongemäß kaufen 
bzw. FAIR Trade Produkte auswählen, Verschwendung vermeiden (gezielt 
weniger einkaufen), weniger Fleisch essen!
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-          Vernetzung von nicht kommerziellen Werkstätten – 
Einkaufsgemeinschaften, Tauschbörsen oder Gemeinschaftsgärten fördern 
bzw. gründen
-
-          Über Protestaktionen gegen Spekulations- bzw. 
naturzerstörende Projekte weiter informieren und nach Möglichkeit 
teilnehmen (weitere Einkaufszentren z.B.)
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-          Politiker zu Stellungnahmen bzw. zu anderem Verhalten 
auffordern (BIOsprit Verordnung, Alternative Energie Förderung).
-
-          Feste anders feiern.

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Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
Center for Encounter and active Non-Violence
Wolfgangerstr. 26, A-4820 Bad Ischl, Austria,
fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
Impressum in: http://www.begegnungszentrum.at
Spenden-Konto Nr. 0600-970305 (Blz. 20314) Sparkasse Salzkammergut,
Geschäftsstelle Pfandl
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