[E-rundbrief] Info 1164 - Begegnungszentrum bei Bethlehem in Gefahr
Matthias Reichl
info at begegnungszentrum.at
So Dez 23 18:17:13 CET 2012
E-Rundbrief - Info 1164 - Das (Begegnungs)Projekt „Zelt der Völker“
(bei Bethlehem) - „Menschen bauen Brücken“ in Palästina-Israel ist in
Gefahr! Kolonisiertes Weihnachten: Fakten zu Israels Besatzung und
Bethlehem (In Englisch: International Middle East Media Center)
Bad Ischl, 23.12.2012
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
================================================
Liebe Freunde!
Statt der üblichen Weihnachts- und Neujahrs (Friedens-)Wünschen sende
ich euch einen dringenden Hilferuf aus einem Begegnungszentrum bei
Bethlehem (Palästina).
Mit solidarischen Grüßen
Matthias Reichl
----------------------------
Das Projekt „Zelt der Völker“ (bei Bethlehem) - „Menschen bauen
Brücken“ in Palästina-Israel ist in Gefahr!
(Der Leiter) Daoud Nassar ist in sehr großer Sorge. Die israelische
Armee ist auf seinem Grundstück, hat Bäume ausgerissen - mehr weiß ich
nicht. Die Sorge geht um, dass noch mehr passiert. Daoud bittet um
unser Gebet! Nutzt die israelische Militärbehörde die Tatsache aus,
dass Weihnachten ist, dass die Voluntäre in Bethlehem, Jerusalem oder
Deutschland sind, dass deutsche Politiker im Weihnachtsurlaub sind?
Die Tel.Nr. von Daoud : 00972 - 522 - 975 985
Bericht von Johannes Zang (erhalten am 23.12.2012)
Bitte sagen Sie es weiter, schalten sie Politiker ein, berichten Sie
darüber ...
Das Begegnungsprojekt ZELT DER VÖLKER darf nicht sterben
Deutsches Info:
www.zeltdervoelker.ch
-------------------
Kolonisiertes Weihnachten: Fakten zu Israels Besatzung und Bethlehem
Bethlehem ist ein lebendiges Beispiel für die ernsthaften und
erschreckenden Auswirkungen, die die israelische Kolonisierungspolitik
in Palästina gebracht haben. Illegale Konfiszierung von Land,
Vertreibung von palästinensischen Familien und Weiterbau der
israelischen Siedlungen sind nur ein paar der unzähligen Geschichten,
die von Bewohnern Palästinas im allgemeinen und Bethlehem im
Besonderen gehört werden können.
Praktisch versucht Israel die demographische und geographische
Zusammensetzung der besetzten palästinensischen Gebiete, besonders im
besetzten Ost-Jerusalem, zu verändern, indem es soviel an Land wie
möglich und so viel an Ressourcen wie möglich zugunsten des illegalen
kolonialen Unternehmens nimmt.
Israels Siedlungen und Bethlehem
Seit der israelischen Besatzung von 1967 hat Israel mehrere politische
Methoden angewandt, um besondere Gebiete im Bethlehemer Distrikt zu
annektieren, so dass der größte Teil an Land im Norden Bethlehems von
israelischen Siedlungen gestohlen wurde.
Seit 1967 sind einige der größten illegalen Siedlungsprojekte, die
nach dem Oslo-Abkommen 1993 dramatisch angewachsen sind, in und rund
um das besetzte Ost-Jerusalem ausgeführt worden, besonders zwischen
Bethlehem und dem besetzten Ost-Jerusalem.
Im Augenblick haben sich 22 israelische Siedlungen auf Bethlehemer
Land breit gemacht, einschließlich Gilo, Givat Hamatos und Har Homa im
Norden; Tekoa und Nokdim (wo Avigdor Lieberman lebt) im Osten; Efrata
und Navi Daniel (Nassers Abrahamszelt in der Nähe) im Süden , wie auch
Har Gilo und Betar Illit im Westen: das macht Bethlehem praktisch zu
einem Gefängnis.
In Bethlehems nördlichem Gebiet, einschließlich Beit Jala und Beit
Sahour hat Israel illegal etwa 22 000 Dunum ( 22qkm Land ) konfisziert.
Von den 22 000 Dunum Land annektierte Israel illegal 18 000 Dunum zum
sog. Jerusalemer Distrikt. Dieses Land wurde zur Erweiterung der
illegalen Siedlungen von Gilo, Givat Hamatos und Har Homa verwendet.
Die illegale Mauer hat praktisch noch mal 4000 dunum Land annektiert,
das direkt zu Bethlehem gehört.
Das Netzwerk zwischen Har Gilo, Cremisan-Mauer, Gilo, Har Homa wird
Bethlehem von Jerusalem isolieren. Dieses Netzwerk könnte sich bis ins
östliche Bethlehem ausdehnen und jede mögliche Erweiterung in
Richtung Jordantal und Totem Meer innerhalb der besetzten Gebiete
unmöglich machen.
Einige von Israels angekündigten Plänen für die Siedlungen von Gilo,
Givat Hamatos und Har Homa sind Hotels, die schließlich von der Nähe
Bethlehems profitieren, auch vom Blick auf die ganze Stadt.
Während diese Hotels dort auf Bethlehemer Land liegen, werden sie für
Geschäfte der Kolonisation und zu Gunsten der illegalen Siedler
benützt, statt zu Gunsten der wirklichen Landbesitzer.
Dieser Schritt wird den palästinensischen Hotelbetrieb in Bethlehem
und Ostjerusalems dramatisch, ja, sehr negativ beeinflussen.
Die meisten betroffenen Landbesitzer sind palästinensische Christen
aus Bethlehem, Beit Jala und Beit Sahour und Kirchen verschiedener
Denominationen.
Das „Genehmigungs-Regime“ und Israels Angriffe auf die
palästinensische Religionsfreiheit.
Die israelische Besatzungspolitik der Trennung und Isolierung
verschiedener palästinensischer Gemeinden hat historische Gemeinden in
einer sehr krassen Weise getrennt. Die Mauer und die Auferlegung eines
rassistischen „Passierscheins-Regimes“ haben insbesondere die
Abtrennung Bethlehems und Jerusalems verstärkt.
Das Passagierschein-Regime fordert von Palästinensern, die nicht in
Jerusalem wohnen, einen Sicherheitspassierschein, um von der einen auf
die andere Seite zu kommen. Dies schließt auch christliche und
muslimische religiöse Autoritäten, Frauen, Ältere und Jugendliche ein.
Indem von Palästinensern aus Bethlehem verlangt wird, dass sie einen
Antrag auf einen Passierschein stellen, um Ost-Jerusalem betreten zu
dürfen, ist dies eine zusätzliche rechtliche Maßnahme, die von Israel
verlangt wird, um seine einseitige und illegitime Annexion des
besetzten Ostjerusalem zu festigen.
Um sein internationales Image zu verbessern, vermarktet Israel eine
höhere Anzahl von Passierscheinen während Ostern und Weihnachten an
Palästinenser. Sie stellen dies als eine „Geste guten Willens“ dar und
als ein Zeichen von Zusammenarbeit, obwohl Palästinenser noch einen
Passierschein von der Besatzungsmacht beantragen müssen, um von der
einen Seite ihres Landes zur andern Seite gehen zu können und nicht
etwa in ein anderes Land.
Ungeachtet dieser Tatsache erhält nicht jeder, der einen Antrag
stellt, diesen. Z.B. stellten im April 2011 15 000 christliche
Palästinenser einen Antrag auf einen Passierschein, um das besetzte
Ost-Jerusalem zu betreten, Israel genehmigte aber nur 2500.
Israel vergibt Passierscheine ganz willkürlich, oft nur ein oder zwei
aus einer Familie. Die Folge davon ist, dass die Passierscheine nicht
verwendet werden, weil die Familie dann lieber gemeinsam zu Hause feiert.
Besitzer palästinensischer Identitätskarten, denen das Übertreten der
Grenze erlaubt ist, können Jerusalem nur über 3 der 14 Kontrollpunkte
betreten, die rund um die Stadt liegen. Diese Kontrollpunkte sind nur
für Fußgänger, d.h. dass diese lange Umwege machen müssen.
In und um Bethlehem gibt es 32 Barrieren: Checkpoints, Straßensperren
Erdwälle und Tore.
Internationale Berichte beschreiben die Situation. Der Bericht der
EU-Leiter der Mission sagt 2012 über Jerusalem:
„Die Regierung von Israel zwingt selektiv rechtliche Restriktionen
in Bezug auf Religionsfreiheit für Christen und Muslime und
beschränkt während des ganzen Jahres den Zugang zu ihren heiligen
Stätten in der Altstadt Jerusalems.“
Die Mehrheit der palästinensischen Christen lebt zwischen Ostjerusalem
und dem Bethlehem-Distrikt.
Die letzten Entwicklungen: Cremisan und Mar Elias (Givat Haamatos)
Seit mehr als einem Jahr haben Palästinenser aus Beit Jala besondere
Gebete miteinander gehalten, damit ihr Land vor weiterer Annexion
bewahrt bleibe.
Nachdem sie fast 70% ihres Landes an die israelische Siedlungen Gilo
und Har Gilo verloren haben, plant Israel, die Mauer weiter zu bauen,
die sie von einem der letzten Naturgebiete Bethlehems, dem
Cremisantal, trennt.
Israel plant, das Tal zu annektieren, das 58 palästinensischen
christlichen Familien und den Kirchen gehört. Es liegt zwischen den
israelischen Siedlungen von Gilo und Har Gilo und der geplanten
Siedlung von Givat Yael.
Mehr als die Hälfte von Beit Jalas Olivenbäumen sind im Cremisantal.
Das Olivenöl der Stadt wird als das feinste in Palästina angesehen.
Ein katholischer Kindergarten, von Salesianer Nonnen geführt, wird
durch Israels Pläne schwer beeinträchtigt, dazu auch ein katholisches
Seminar und seine Weinberge, die von den Salesianer Mönchen geleitet
bzw. mit Hilfe von Arbeitern aus Beit Jala gepflegt werden. Sie werden
auf der westlichen/pal. Seite der Mauer sein.
Israel erwartet, dass der Bau der Mauer in den ersten Monaten von 2013
wieder aufgenommen wird.
Wenn die Mauer gebaut ist. verlieren die Palästinenser aus Bethlehem
eine ihrer kostbarsten Traditionen. Während der letzten Tage im Mai
führt die römisch-kath. Kirche eine Prozession vom Cremisankloster bis
zur Verkündigungskirche in Beit Jala durch.
Mar Elias – Givat Hamatos-Siedlung
Mar (Kloster) Elias ist eine der heiligsten christlichen Stätten in
Palästina. Von dort beginnt jedes Jahr die Weihnachtsprozession nach
Bethlehem. Obwohl es historisch immer ein Teil von Bethlehem war, hat
Israel Einschränkungen gemacht und den palästinensischen Christen den
Zutritt verboten.
Das Land rund um Mar Elias gehörte hauptsächlich den Kirchen und
christlichen Familien von Bethlehem. Inzwischen ist der größte Teil
illegal von der israelischen Besatzung konfisziert worden für die
Siedlung Givat Hamatos, die die Verbindung zwischen der Siedlung Gilo
und Har Homa bildet und Bethlehem ganz von Jerusalem abschneidet.
Tausende von Siedlungseinheiten wurden zwischen 2011 und 2012
angekündigt. Die Anzahl wird als Racheakt gegen die Palästinenser
wegen des UN-Antrags angesehen.
Der südliche Teil von Givat Hamatos beginnt beim Tantura-Gebiet, das
eigentlich zu Beit Jala gehört und endet im Norden bei Talpiyot
(Westjerusalem).
Wenn dies vollendet ist, hat es eine ähnliche Wirkung wie die geplante
E-1-Expansion von Maale Adumim: es würde Ost-Jerusalem weiter
isolieren und die palästinensischen Gemeinden in ein eingemauertes
Bantustan verwandeln –in das südliche Westbank-Bantustan.
Und noch ein paar Nachsätze von Ben White:
Ihr könnt Bethlehem helfen, indem Ihr auf die Stimmen von jenen vom
Kairos Palestine hört, die vor kurzem ein Statement veröffentlichten,
um auf die drei Jahre aufmerksam zu machen, seit der der
christlich-palästinensische Ruf zur Aktion an die Kirchen weltweit
hinausging.
Sie bitten um Unterstützer der Menschenrechte, sie mögen den Aufruf
zum Boykott, Divestment und Sanktionen (BDS) beachten, bis Israel das
Völkerrecht einhält und die Rechte des palästinensischen Volkes.
Zu einer Zeit des Jahres, wenn Platituden und Wünsche Allgemeinplätze
sind, erinnern uns die Worte des Kairos, dass die kleine Stadt von
Bethlehem, wie der Rest von Palästina eine Menge mehr als nur
Mitgefühl braucht.
Das Ziel von BDS ist keine Rache, es geht vielmehr darum,
Gerechtigkeit zu erreichen und Gleichheit, um die Ungerechtigkeit, mit
der das palästinensische Volk behandelt wird, zu beenden. Der
palästinensische Wissenschaftler sagte einmal: „Entweder Gleichheit
oder nichts.“
(dt. Ellen Rohlfs)
Englisches Original:
Colonizing Christmas: Facts on Israeli Occupation and Bethlehem
December 15, 2012 00:08
International Middle East Media Center
http://www.imemc.org/article/64747
--
Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
Center for Encounter and active Non-Violence
Wolfgangerstr. 26, A-4820 Bad Ischl, Austria,
fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
Impressum in: http://www.begegnungszentrum.at
Spenden-Konto Nr. 0600-970305 (Blz. 20314) Sparkasse Salzkammergut,
Geschäftsstelle Pfandl
IBAN: AT922031400600970305 BIC: SKBIAT21XXX
--
Ausgezeichnet mit dem (österr.) "Journalismus-Preis von unten 2010"
Honoured by the (Austrian) "Journalism-Award from below 2010"
Mehr Informationen über die Mailingliste E-rundbrief