[E-rundbrief] Info 1144 - Alternative Nobelpreise 2012
Matthias Reichl
info at begegnungszentrum.at
Do Sep 27 20:26:09 CEST 2012
E-Rundbrief - Info 1144 - The Rightlivelihood Award ("Alternativer
Nobelpreis" 2012). Matthias Reichl: Kritische Nachbemerkung zum
Preisträger Gene Sharp.
Bad Ischl, 27.9.2012
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
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The Rightlivelihood Award 2012
Pressemitteilung, 27. September 2012
http://www.rightlivelihood.org/
„Alternative Nobelpreise“ 2012 gehen nach Afghanistan, Großbritannien,
in die USA und die Türkei
Preisträger 2012 arbeiten für die Grundbedingungen von Frieden und
Sicherheit
Die Right Livelihood Awards gehen an vier Preisträger und
Preisträgerinnen. Drei Laureaten werden sich das Preisgeld in Höhe von
150.000 Euro teilen; ein vierter Preis ist ein nicht dotierter Ehrenpreis.
HAYRETTIN KARACA (Türkei) erhält den Ehrenpreis „für sein lebenslanges
Eintreten für den Schutz der Natur, das den eigenen unternehmerischen
Erfolg mit dem erfolgreichen Einsatz für die Umwelt verbindet“.
Die Jury ehrt SIMA SAMAR (Afghanistan) „für ihren Mut und ihre
Entschlossenheit im Kampf für Menschenrechte und die Rechte von Frauen
in einer der instabilsten Regionen der Welt“.
Es ist das erste Mal, dass ein Right Livelihood Award nach Afghanistan
geht.
Die Jury ehrt GENE SHARP (USA) „für die Entwicklung und Verbreitung
der Prinzipien und Strategien des gewaltlosen Widerstandes und seine
aktive Unterstützung für deren praktische Umsetzung in
Konfliktsituationen weltweit“.
Die Jury zeichnet die Organisation CAMPAIGN AGAINST ARMS TRADE
(Großbritannien) aus „für ihren innovativen und effektiven Widerstand
gegen den globalen Waffenhandel“.
Die „Alternativen Nobelpreise“ 2012 (offiziell: Right Livelihood
Awards) wurden heute auf einer Pressekonferenz in Stockholm von Ole
von Uexküll, Geschäftsführer der Right Livelihood Award Stiftung, und
Monika Griefahn, Co-Vorsitzende und Mitglied der Jury des Preises,
bekannt gegeben.
English version und weitere Informationen erhalten Sie über:
http://www.rightlivelihood.org/
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Kritische Nachbemerkung von Matthias Reichl, Begegnungszentrum für
aktive Gewaltlosigkeit, Bad Ischl, Österreich:
Wir freuen uns über die Auszeichnungen von Basisinitiativen und
-bewegungen - mit Ausnahme jener an Gene Sharp. Denn Sharps Konzepte
eines gewaltfreien Widerstands und Aufstands sind primär an
militärischen und neoliberalen Strategien und Taktiken orientiert - er
bezeichnet sie auch als "Waffen", die er ohne moralische Skrupel an
alle liefert (auch an unterdrückerische politische und wirtschaftliche
Machthaber).
Seine "wertneutralen" Strategien und Taktiken zur gewaltfreien
Beseitigung repressiver politischer Institutionen und Strukturen
werden auch von Organisationen und Think-Tanks (z.B. OTPOR, CANVAS...)
instrumentalisiert, deren Ziele und Rolle von Finanziers zu
hinterfragen sind. Damit können auch Akteure - wie z.B. im "Arabischen
Frühling" - agieren, die Aufträge von Mächten ausführen, die
egoistische politisch-ökonomische Ziele anstreben, aber kaum soziale,
emanzipatorische, gemeinschafts-schaffende, ökologische ... Sie nützen
das entstandene politisch-ideologische Vakuum um dieses für die
Eroberung durch neoliberale Mächte aufzubereiten. (Eine kuriose
Parallele zur Bibelstelle Matthäus 12,43 - 45 über die Vertreibung und
die Rückkehr "böser Geister"!)
Deshalb haben gewaltfreie Basisinitiativen und Bewegungen seit deren
Erstpublikation Gene Sharps Strategien kritisch hinterfragt und ihnen
ihre umfassendere ethisch fundierte Orientierung entgegengesetzt. Vor
allem auch die Notwendigkeit die Wurzeln der strukturellen Gewalt
gewaltfrei zu bekämpfen, die v.a. in den neoliberalen Systemen des
"Nordens" (USA, EU...) und ihren Alliierten im "Süden" zu suchen sind.
So weit mir bekannt ist, hat sich der Wissenschafter Gene Sharp -
anders als sein Alterskollege Stephane Hessel - aus der konkreten
Kritik der Herrschenden (v.a. auch der USA) herausgehalten.
Links und weitere Informationen dazu werden wir später aussenden.
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Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
Center for Encounter and active Non-Violence
Wolfgangerstr. 26, A-4820 Bad Ischl, Austria,
fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
Impressum in: http://www.begegnungszentrum.at
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