[E-rundbrief] Info 1097 - Friedensbewegung an Guenter Grass zu Israel - Iran

Matthias Reichl info at begegnungszentrum.at
Do Mai 3 11:07:29 CEST 2012


E-Rundbrief - Info 1097 - Kooperation für den Frieden/ Prof. Andreas 
Buro (D): Eine Antwort aus der Friedensbewegung an Günter Grass. Die 
Friedensorganisationen fordern „ keine Politik, die zu einem Krieg im 
Iran-Konflikt führen kann“ und einen  „großen Wettbewerb ... um eine 
friedliche Lösung“.

Bad Ischl, 3.5.2012

Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit

www.begegnungszentrum.at

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Eine Antwort aus der Friedensbewegung an Günter Grass

Die Kooperation für den Frieden, ein Zusammenschluss von deutschen 
Friedensorganisationen, nimmt zu der Diskussion über das Gedicht von 
Günter Grass Stellung. Sie antwortet mit den Worten von Andreas Buro, 
ebenfalls in Form eines Gedichtes, und ergänzt noch weitere Gefahren 
für den Weltfrieden, die Grass in seinem Gedicht nicht erwähnt habe. 
Die Friedensorganisationen fordern „ keine Politik, die zu einem Krieg 
im Iran-Konflikt führen kann“ und einen „ großen Wettbewerb ... um 
eine friedliche Lösung“.

Günter Grass habe „dazu beigetragen, diese Aufgabe wieder auf die 
Tagesordnung zu setzen“.

Eine Antwort aus der Friedensbewegung an Günter Grass

von Prof. Andreas Buro


Schon lange haben wir über die Drohungen aus dem Iran-Konflikt gesprochen,
haben Vorschläge gemacht,
wie eine friedliche Lösung erreicht werden könne,
und die Maulhelden um Mäßigung
und Vernunft gebeten.

Die Antworten von oben waren eindeutig:
Alternativlos sei die Politik der Sanktionen;
Die ultima ratio des Militärschlages dürfe nicht ausgeblendet werden;
Der Iran sei von der Achse des Bösen hinabzustürzen.
Friede würde nur sein
durch eine Politik der Stärke.
Dass die Drohung mit Militärschlägen
gegen die Charta der Vereinten Nationen und internationales Recht 
verstößt,
wurde von oben nur selten angemerkt.

Durch diese Antworten hörten wir schon
das Krachen der Bomben,
das Stöhnen der Getroffenen,
die Verherrlichung des blutigen Sieges durch die Machtpolitiker
und die Heldenreden der meist überlebenden Generäle.

Was für ein Frieden!
Wir denken an Irak und Afghanistan,
manche auch noch an Vietnam,
an die Folteropfer der Generäle in Lateinamerika,
an die Stellvertreterkriege in Afrika
an das Verhältnis von 9 zu 1
der zivilen Opfer zu den toten Soldaten oder
den Kollateralschäden zu den angeblichen Helden.

Günter Grass hat vor Krieg gewarnt,
Israel als eine Gefahr für den Weltfrieden bezeichnet.
Wir hätten auch die USA, die Erfinderin der Achse des Bösen, genannt,
aber auch die vielen arabischen und islamischen Staaten,
die mit der Kalaschnikow oder der G 36 spielen und aktuelle Konflikte 
anheizen.
Deutschland, das in Konfliktzonen Waffen liefert.

Wir hätten noch auf die Gewaltsucht vieler herrschender Kräfte gedeutet,
auf ihre Unfähigkeit, ja sogar Unwilligkeit, Frieden zu stiften.
Wir hätten auf die vielen Industrien des Todes verwiesen
und auf ihre glänzenden Geschäfte.
Wir vergessen auch nicht die Produzenten der Verklärung von Krieg:
Humanitäre Interventionen mit etwa 50 000 Toten in Libyen!
Und auch nicht die Umarmungen aller getreuen Diktatoren durch die 
westlichen
demokratischen Regierungen.

Schlammschlachten zur Abwehr der
Lyrik von Günter Grass,
über seine SS-Zugehörigkeit als 17-jähriger Jugendlicher,
sein angeblich gestörtes Verhältnis zu Israel
oder gar zu dem Versmaß seines Gedichtes
sollen von seiner Botschaft ablenken, die lautet:
Keine Politik, die zu einem Krieg im Iran-Konflikt führen kann!

Wir aus Friedensbewegung und Friedensforschung
fordern zum großen Wettbewerb auf
um eine friedliche Lösung,
um einen Nichtangriffspakt zwischen den Kontrahenten,
um Kontrolle der nuklearen Bestrebungen durch die IAEA,
und die folgende Aufhebung aller Sanktionen,
um die Schaffung einer atomwaffenfreien Zone in Mittel- und Nahost,
um die Eröffnung eines regionalen Dialogs für Sicherheit und 
Zusammenarbeit
zur Entfaltung von Vertrauen und zum Abbau der Konfrontation
zugunsten von Kooperation der Völker und Staaten.
Deutschland könnte dazu beitragen.
Günter Grass hat dazu beigetragen,
diese Aufgabe wieder auf die Tagesordnung zu setzen.
Danke!

Prof. Andreas Buro (*1928)

http://dfg-vk-bonn-rhein-sieg.de/index.php?option=com_content&view=article&id=1859:eine-antwort-aus-der-friedensbewegung-an-guenter-grass&catid=1:aktuelle-nachrichten&Itemid=71

Aus der Zeitschrift: "Forum Pazifismus", Heft 33, 1. Quartal 2012

Ein weiterer Beitrag:
Jochen Vollmer: "Was gesagt werden muss" steht leider noch nicht im Netz.


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Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
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