[E-rundbrief] Info 1036 - Appelle zu Atombomben und -energie
Matthias Reichl
info at begegnungszentrum.at
Mo Aug 15 20:03:32 CEST 2011
E-Rundbrief - Info 1036 - Kazuo Soda (Nagasaki/ Japan): Ansprache zum
Hiroshima/ Nagasaki Gedenken am 9. August 2011 bei der Wiener
Friedenspagode; Matthias Reichl: Vom Wettrüsten zum Totrüsten...;
Gorleben365: Gewaltfreie Blockade des Baustellenverkehrs zum
Endlagerbergwerk des Atommülllagers Gorleben in Deutschland.
Bad Ischl, 15.8.2011
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
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Kazuo Soda,
Ansprache am 9. August 2011 bei der Wiener Friedenspagode
Ich bin so glücklich, nach einer Unterbrechung von zwei Jahren wieder in
Wien sein zu dürfen. Vor allem, weil einige unerwartete Geschehnisse,
nicht
nur mir persönlich, sondern auch meinem Land passiert sind.
Nicht nur fühlte ich mich nach dem Tod meiner Frau allein gelassen,
ich war
auch durch das große Erdbeben und den Tsunami, sowie den Nuklearunfall in
Fukushima geschockt. Fukuoka, dort wo ich lebe, ist von der betroffenen
Region weit entfernt und die Schäden sind zur Zeit nicht weiter als nach
Kyusyu in Westjapan zu spüren. Ich hatte also sozusagen Glück.
Immer wenn ich Europa besuche wird mir ausnahmslos eine Frage gestellt:
Warum besitzt Japan, das einzige Land das mit Atombomben getroffen wurde,
Atomkraftwerke, noch dazu in einer an Erdbeben reichen Region? Heute muss
ich meine Antwort darauf ernsthaft in Frage stellen, dass nämlich die
friedliche Nutzung der Atomenergie etwas anderes sei, als die militärische
Nutzung. So lange die Sicherheitsstandards garantiert sind, gibt es kein
Problem. Der Reaktorunfall in Fukushima hat mich gelehrt, dass meine
Antwort
grundfalsch war und dass es keine einfache Kontrolle über die
Nuklearenergie
gibt. Der Mythos der Sicherheit, der uns glaubhaft gemacht werden sollte,
ist zusammengebrochen. Die radioaktive Verseuchung breitet sich entgegen
allen Versuchen ihrer Eindämmung weiter aus. Die Naturkatastrophe des
großen
Bebens und des Tsunami forderte 20.000 Menschenleben und etwa 120.000
Menschen sind gezwungen in Notunterkünften zu leben. Eine große Zahl
dieser
unbehausten kann nicht mehr in ihre Häuser zurück, da diese radioaktiv
kontaminiert sind. Und selbst die offiziellen Zahlen des Ausmaßes der
radioaktiven Verstrahlung lassen den Flüchtlingen wenig Hoffnung auf ein
Wiederkehr in ihre gewohnten Gebiete.
Wenn wir uns nun der Erinnerung an Hiroshima und Nagasaki zuwenden, wir
Hibakusha, Überlebenden der Atombomben, die von der Explosion der
Atombomben
weggefegt und von den Hitzestrahlen verbrannt wurden, hatten keine
Vorstellung von den toxischen Substanzen und der Radioaktivität. Dies
alles
wurde damals absolut verschwiegen. Wir wussten nichts über die
Verstrahlung.
Noch heute scheint es mir ein Wunder gewesen zu sein, dass ich die
Hölle nur
2,5 km vom Explosionszentrum entfernt in Nagasaki überlebt habe. Die
meisten
meiner SchulfreundInnen sind tot; manche starben unmittelbar, die anderen
langsam an den Spätfolgen der Strahlenkrankheiten. Wenn ich heute daran
denke, welche Erfahrungen wir Hibakusha gemacht haben, dann müssen wir
feststellen, dass wir weder mit den Atomwaffen noch mit der
Atomenergienutzung leben können.
Die USA haben wieder ein subkritisches Experiment aufgeführt: Präsident
Obama sollte für seine Prager Deklaration verantwortlich gemacht werden.
Wenn sich die USA nicht daran halten, dann muss er ein Betrüger an der
Welt
genannt werden. Was ist denn die Bedeutung des Friedensnobelpreises,
den er
erhalten hat?
Lasst uns der Seelen der verstorbenen Atombombenopfer gedenken und
versprechen wir uns, für eine Welt frei von nuklearer Bedrohung zu
arbeiten.
Danke
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Die Bürgermeister von Hiroshima und Nagasaki haben in ihren Reden zum
66. Gedenktag an den Abwurf von US-Atombomben auf ihre Städte mit
Nachdruck zum Ausstieg aus der Atomenergie aufgerufen.
M.R.
Mein Beitrag um Hiroshimatag 2011 - Seit 12 Jahren verfasse ich dazu
Texte - wei hunderte andere Atomgegener aus allen Kontinenten -
nachzulesen auf der Homepage www.hiroshimatag.at
Vom Wettrüsten zum Totrüsten
nicht nur in der atomaren und konventionellen
Militär-Kriegsmaschinerie, sondern auch in der "zivilen"
Wirtschaftskriegsmaschinerie. Viele der "Katastrophen" geschehen als
sogenannte "Kollateralschäden" in materiell und sozial ausgebeuteten
Gebieten (Pazifik-Inseln, Tschernobyl, Fukushima und andere). Im
atomaren Bereich reichen sie vom Uranabbau bis zur - unmöglich
"sicheren" - Endlagerung des Atommülls. Weder die dafür
verantwortlichen Atomstreitkräfte noch die "zivile" Atomindustrie
haben die organisatorischen und finanziellen Potenziale um die
aktuellen - und erst recht nicht die künftigen - Gefahren zu
bewältigen oder sie gar zu beseitigen. In ihren "Reparaturbrigaden"
müssen u.a. Arbeits- und Obdachlose, Soldaten, Indigene ihre
Gesundheit und die ihrer Nachkommen opfern. Im Blick auf diese
vielfältigen Bedrohungen müssen wir trotz ihrer globalen und
zeitlichen Dimensionen alles daran setzen um jetzt eine militärische
und zivile "Totalabrüstung" zu erreichen - und dabei auch die
spekulative Geschäftemacherei mit der Gegenwart und unserer Zukunft
beseitigen.
www.hiroshima.at
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Gorleben365: Gewaltfreie Blockade des Baustellenverkehrs zum
Endlagerbergwerk
Fukushima hat in der Ausstiegsdebatte den Fokus auf das Reaktorrisiko
gerichtet. Das ist richtig, denn wir kämpfen für die Stilllegung aller
Atomkraftwerke. Doch was soll mit dem Müll geschehen? Soll der in
einem Salzstock versenkt werden, der nachweislich dafür nicht taugt?
Ab dem 14. August wird für ein Jahr an möglichst vielen Tagen mit
gewaltfreien Blockade-Aktionen der Baustellen-Verkehr zum
Endlager-Bergwerk in Gorleben behindert – wenn Du mitmachst!
Wir bringen Teile unserer Lebenskultur vor die Tore in Gorleben: Chöre
übernehmen eine Blockade und geben ein Konzert auf der Zufahrt,
Bäuerinnen und Bauern bringen ihre landwirtschaftlichen Produkte vor
das Eingangstor, ReiterInnen verweilen mit ihren Pferden,
Geburtstagsblockaden und „Traum“hochzeiten werden vor den
Zufahrtstoren gefeiert. Ob Kaffeekränzchen, Kisten klettern oder
Märchen lesen, alle bringen ihr eigenes Drehbuch mit. Die Ideen sind
endlos. Mit viel Phantasie tragen wir alle gemeinsam zum Gelingen bei.
Wir halten Tag für Tag dagegen, ein ganzes Jahr lang, immer wieder mit
neuen Blockade-Gruppen. Jede/r kann sich an den Aktionen von
gorleben365 beteiligen, ob als Einzelperson oder in einer Gruppe.
Jede/r kann eine eigene Blockade-Idee initiieren.
Wir fordern das Ende der Bauarbeiten im Salzstock, den Stopp der
Atommüll-Produktion in den Atomkraftwerken. Für einen
verantwortungsvollen Umgang mit den Ressourcen dieser Erde und die
Nutzung der regenerativen Energien.
Wir setzen ein Zeichen und werden dadurch mutiger in unserem Handeln.
Vielleicht ist es das erste Mal, dass Du Dich an Zivilem Ungehorsam
beteiligst. Dann kannst Du die ermutigenden Erfahrungen aus Gorleben
mit nach Hause in deinen politischen, beruflichen und familiären
Alltag nehmen. Gorleben ist überall!
http://www.gorleben365.de/kampagnenidee.html
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Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
Center for Encounter and active Non-Violence
Wolfgangerstr. 26, A-4820 Bad Ischl, Austria,
fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
Impressum in: http://www.begegnungszentrum.at
Spenden-Konto Nr. 0600-970305 (Blz. 20314) Sparkasse Salzkammergut,
Geschäftsstelle Pfandl
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