[E-rundbrief] Info 998 - Atomausstieg - Alternative Nobelpreistraeger
Matthias Reichl
info at begegnungszentrum.at
Mi Mär 30 21:06:12 CEST 2011
E-Rundbrief - Info 998 - Right Livelihood Award Foundation (S):
Bündnis von „Alternativen Nobelpreisträgern“ fordert weltweiten
Atomausstieg; Gemeinsame Erklärung zur japanischen Atomkatastrophe.
Bad Ischl, 30.3.2011
Begegnungszentrum für aktive Gewaltlosigkeit
www.begegnungszentrum.at
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Bündnis von „Alternativen Nobelpreisträgern“ fordert weltweiten
Atomausstieg
Hamburg, Stockholm, 29. März 2011. In einer gemeinsamen Erklärung
fordern 50 Träger des „Alternativen Nobelpreises“ und Mitglieder des
World Future Council, weltweit Atomkraftwerke abzuschaffen und sie
durch alternative Energieformen zu ersetzen.
„Atomkraft ist weder die Antwort auf moderne Energieprobleme, noch ein
Wundermittel für die Herausforderungen des Klimawandels. Probleme
können nicht gelöst werden, indem man neue Probleme schafft“, heißt es
in der Erklärung von Experten, Aktivisten, Politikern, Geistlichen,
Unternehmern und Wissenschaftlern aus 26 Ländern.
Zu den Unterzeichnern zählen die Friedensnobelpreisträgerin Wangari
Maathai aus Kenia, Vandana Shiva, Umweltaktivistin, und Ashok Khosla,
Ko-Präsident des Club of Rome, beide aus Indien, Maude Barlow, UN
Beraterin aus Kanada, Hafsat Abiola-Costello, Menschenrechtlerin aus
Nigeria, Alexander Likhotal aus Russland, Präsident des Green Cross
International, der Brasilianer Francisco Whitaker Ferreira,
Mitbegründer des Welt Sozialforums und Erwin Kräutler, Österreicher
und Bischof in Brasilien.
Die vollständige Erklärung mit allen Unterzeichnern ist auf den
Internetseiten des World Future Council und des „Alternativen
Nobelpreises“ nachzulesen unter www.worldfuturecouncil.org oder
www.rightlivelihood.org.
„Den Klimawandel und die atomare Bedrohung in den Griff zu bekommen,
ist keine technologische Herausforderung. Es ist eine psychologische
und eine politische“, sagt Jakob von Uexküll, der den Right Livelihood
Award, besser bekannt als „Alternativer Nobelpreis“, ins Leben rief
und den World Future Council gründete. „Mit dieser Erklärung wollen
wir zeigen, wie stark die weltweite Unterstützung für einen Ausstieg
aus der Kernkraft ist. Denn: In der Krise liegt immer auch eine Chance.“
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Gemeinsame Erklärung zur japanischen Atomkatastrophe
Hamburg, 29. März 2011
Den Menschen in Japan, die das verheerende Erdbeben, den Tsunami und
die folgenreiche Havarie des Fukushima Daiichi Atomkraftwerkes
erleiden müssen, möchten wir unsere tiefste Anteilnahme aussprechen.
Unsere Anerkennung gilt den tapferen Menschen, die ihr Leben
riskieren, um das Ausströmen gewaltiger Mengen an Radioaktivität aus
den zerstörten Nuklearreaktoren und Brennelementen zu verhindern. Die
Katastrophe in Japan zeigt uns wieder ganz deutlich, dass wir Menschen
gefährliche Technologien nicht unfallfrei betreiben können.
Naturkatastrophen können in Kombination mit menschlichem Versagen eine
mächtige Kraft entwickeln und auch die besten Vorkehrungen
zunichtemachen. Unsere Hybris, auf menschliche Perfektion zu
vertrauen, hat in der Vergangenheit schon zu anderen, bedeutenden
Störfällen geführt und wird dies wieder tun. Was in Japan durch die
Verbindung von Naturkatastrophe und menschlichem Versagen geschehen
ist, kann anderswo mit Absicht herbeigeführt werden, etwa durch
Terroranschläge oder kriegerische Angriffe.
Neben den Gefahren durch Unfälle oder absichtliche Zerstörung bedrohen
Atomkraftwerke auch auf andere Weise die Menschheit und ihre Zukunft.
Atomenergie produziert große Mengen an radioaktivem Müll, der länger
hochgiftig bleiben wird als es die menschliche Zivilisation gegeben
hat. Es gibt bisher keine Langzeitlösung für den Umgang mit der
Gefahr, die dieser radioaktive Müll für die Umwelt und die menschliche
Gesundheit darstellt. Hinzukommt, dass Subventionen für Atomkraftwerke
finanzielle und menschliche Ressourcen binden, die für die
Entwicklungen sicherer und zuverlässigerer Energieformen eingesetzt
werden könnten.
Schließlich verwenden und produzieren Atomkraftwerke spaltbares
Material, das ebenfalls für die Herstellung von Atomwaffen genutzt
werden kann und somit erwiesenermaßen die Verbreitung unterstützt.
Zahlreiche Länder haben zivile Atomprogramme bereits dafür genutzt,
spaltbares Material für Nuklearwaffen herzustellen. Weitere Länder,
insbesondere solche mit Anlagen zur Aufbereitung von Plutonium und zur
Anreicherung von Uran, könnten dem Beispiel folgen, wenn sie wollten.
Der Ausbau von Atomenergie wird die Welt nicht nur gefährlicher
machen, sondern es auch erschweren, wenn nicht sogar unmöglich machen,
das Ziel einer atomwaffenfreien Welt zu erreichen.
Atomkraft ist weder die Antwort auf moderne Energieprobleme, noch ein
Wundermittel für die Herausforderungen des Klimawandels. Probleme
können nicht gelöst werden, indem man neue Probleme schafft.
Atomenergie rechnet sich nicht für die Wirtschaft, nicht für die
Umwelt und nicht für die Gesellschaft. Von allen Energieformen ist
Atomkraft am kapitalintensivsten, ihre Stilllegung ist unerschwinglich
teuer und die finanzielle Belastung läuft weiter, auch wenn das Werk
längst geschlossen ist.
Die Tragödie in Japan hat weltweit Aufmerksamkeit auf die extremen
Gefahren von Atomenergie gelenkt. So gravierend diese Gefahren auch
sind – von Atomwaffen, von ihrem Besitz, ihrem Drohpotential und ihrem
möglichen Einsatz geht eine noch größere Bedrohung aus. Atomwaffen
können die Zivilisation vernichten und das Leben auf unserem Planeten
nahezu vollständig zerstören.
Wir ziehen aus dem Störfall in Japan die Konsequenz, dass die
menschliche Gesellschaft, ob sie nun im Eigeninteresse handelt oder
als Treuhänder für zukünftige Generationen, überall auf der Welt eine
viel größere Sorgfalt walten lassen muss, wenn es um den Umgang mit
einer Technologie geht, die das Potential zur Massenvernichtung hat.
Wir sollten solche Technologien auslaufen lassen, sie abschaffen und
schlussendlich durch Alternativen ersetzen, die heutige und zukünftige
Generationen nicht bedrohen. Dies gilt sowohl für Atomwaffen als auch
für Atomkraftwerke.
Unterzeichnende - siehe www.rightlivelihood.org
--
Matthias Reichl, Pressesprecher/ press speaker,
Begegnungszentrum fuer aktive Gewaltlosigkeit
Center for Encounter and active Non-Violence
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fon: +43 6132 24590, Informationen/ informations,
Impressum in: http://www.begegnungszentrum.at
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